
P a v a v d
Gestell und Kasten von Bambus, Verbände und Nasenseil des Büffels, von Stuhlrohr, Dach von
Pandanusblättern.
VIERZEHNTES KAPITEL
LEBENSWEISE UND SITTEN DER BICOLINDIER.
Bei der zweiten Reise nach Camarines, die ich im Februar unterhahm,
fuhr ich zu Wasser von Polángui über Bátu bis Nága. Der Quináli,
der SO. in den Batusee fliesst, tritt am Nordrande als Bicolfluss wieder
aus', und läuft in NW. Richtung bis zur Bay von S. Miguél. E r vermittelt
einen nicht unbedeutenden Handel zwischen A lb á y und Camarines, namentlich
in R e is , da der in erster Provinz gewonnene für die in Folge des
Abacábau’s sehr gestiegene Bevölkerung nicht ausreicht und Camarines
Ueberfluss davon hat. Der Reis wird .in grossen Kähnen flussaufwärts bis
Quináli geschafft und von dort in Büffelkarren weiter verführt; die Boote
gehn leer zurück. Die Breite des sehr windungsreichen Bicol beträgt in
der trocknen Jahreszeit am Seeausfluss wenig über 60 Fuss und nimmt nur
sehr allmälig zu. Die Vegetation der Ufer bietet ziemliche Abwechslung,
besonders anziehend ist das Thierleben, namentlich das Treiben der zahlreichen
Affen und Wasservögel. Unter letzteren waren Plotus (P. melano-
gaster) besonders häufig — aber schwer zu schiessen. Bewegunglos sitzen
sie auf den Bäumen am Ufer, nur ihr dünner Hals und K o p f ragt wie eine’
Baumschlange aus dem Laube hervor. Bei dem Annähern des Bootes
stürzen sie jäh in’s Wasser und erst nach vielen Minuten sieht man den
dünnen Hals wieder empor tauchen, weit entfernt von der Stelle, wo der
V o g e l verschwunden war. Im Fliegen scheint der Plotus nicht minder g e wandt
als im Schwimmen und Tauchen.
Halbwegs zwischen Batu und Bula steht ein K a lko fen ; das Gestein,
ein fester, gelblicher Kalk voll Steinkerne von Korallen (Seriatopora ? und
unbestimmbaren Zweischalern), kommt aus einem flachen Hügelzug, zwei
Stunden Büffelschritt W SW , anscheinend einem gehobenen Korallenriff.
Weiter stromabwärts wird die Gegend flacher, nur die grossen Vulkane
ragen über die von Reisfeldern eingenommene Eheiie.
In Nága, der Hauptstadt von Süd-Camarfnes, stieg ich im Tribunal ab,
wurde aber alsbald von dem wegen seiner Gastfreundschaft weit über die
Grenzen seiner Provinz berühmten Administrador in sein Haus geholt und
mit Liebenswürdigkeit und Gefälligkeiten überhäuft. Der allgemein heliebte
Herr setzte alles in Kontribution um meine Sammlungen zu bereichern, und
that was er konnte um mir den Aufenthalt angenehm zu machen und
meine Zwecke zu fördern.
Nága ist die Hauptstadt von Süd-Camarfnes, Sitó eines Bischofs und
der Provinzial-Regierung. In amtlichen Dokumenten wird es Nueva-Cáceres
genannt zu Ehren des aus Cáceres gebürtigen General-Kapitäns D. Pr. de
Sande , der 1578 neben dem Indierdorf Nága eine spanische Stadt gründete
Zu Anfang des iy ten Jahrhunderts zählte sie gegen 100 spanische
Einwohner (Morga f. 151)! gegenwärtig kaum ein Dutzend. Schon Murillo
Velarde (XIII, 272) bemerkt, dass, im Gegensatz zu Ame rika, von allen
in den Philippinen gegründeten Städten, mit Ausnahme Manila’s, nur noch
die Skelette, die Namen ohne die Substanz sich erhalten haben. Der Grund
liegt, wie schon mehrfach hervorgehoben, darin, dass es bis jetzt an Pflanzungen
und mithin an eigentlichen Ansiedlern fehlt. Früher war Nága
Hauptstadt des ganzen östlich von Tayábas gelegenen Theiles von Luzon,
der bei zunehmender Bevölkerung in die drei Provinzen Nord- und S ü d -
Camarfnes und A lb á y zerlegt wurde. Die Grenzen dieser Verwaltungsbezirke
sind namentlich zwischen A lb á y und Süd-Camarfnes ziemlich
willkürlich gezogen, während das Gesammtgebiet, wie die Karte zeigt,
geographisch sehr gut begrenzt ist-, Ina Verkehr wird es auch wohl noch
gegenwärtig im Zusärpmenhang Camarines genannt; am passendsten könnte
man es das Land der Bicol nennen; denn es ist von e i n em Volksstamm,
den Bicolindiern bewohnt, der sich sowohl durch sejne Sprache, als durch
manche Eigenthümlichkeiten von seinen Nachbarn, den Tagalen im Westen
und den Bisayern, auf den Inseln im Süden und Osten unterscheidet.
Die Bicol sind auf das in Rede stehende Gebiet und einige kleine
unmittelbar davor liegende Inseln beschränkt. Ueber ihre Herkunft geben
die umfangreichen, inhaltlosen Geschichten spanischer Mönche keinen
Aufschluss. Morga hält sie für Eingeborene der Insel, dagegen sei durch