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 traf  der  Strassenbau-Inspector  und  ein  Begleiter  hier  ein,  beide  bis  
 auf  die Haut  durchweht  und  durchnässt.  Der  freundliche Alkalde  hatte  sie  
 hergesandt  zu meiner  Unterstützung.  Unter  den  obwaltenden  Umständen  
 mussten  sie  unverrichteter  Sache mit mir  umkehren. 
 A ls   ich  auf  der  Rückreise  kaum  in  Bacon  angekommen,  ertönte  ein  
 Böllerschuss  und  Musiklärm:  »Es  kommt  der  Señor  Alcalde.«  — 'E r   fuhr  
 in  offenem  Wagen,  umgeben  von  einer  regellosen  Reiterschaar,  Eingeborene  
 und  Spanier  der Umgegend,  erstere  in  festlich  flatternden  Hemden  
 und  vergilbten  Seidenhüten  prangend.  Der  liebenswürdige  Herr  nahm  
 mich  in  seinem  Wagen  nach  Sorsogon  mit.  das  wir  in  einer  Stunde  
 erreichten. 
 Die  Provinz  Alb äy   hat  gute  Strassen,  sie werden  aber  schlecht  unterhalten, 
   und  müssen.  wenn  die  Unthätigkeit  der  Verwaltung  fortdauert,  
 allmälig wieder  zu  Grunde  gehn.  Der  grösste Theil  der  steinernen  Brücken  
 ist  eingestürzt.  Statt  ihrer muss man  eine  Furth  oder  ein  Floss  benutzen,  
 oder  in  einem  Nachen  übersetzen  und  die  Pferde  schwimmen  lassen.  Die  
 Strassen wurden  in den vierziger  Jahren durch den bereits  erwähnten A lk a l-   
 den Peñeranda,  einen ehemaligen Ingeniör-Offizier angelegt,  dem der Ruhm  
 gebührt,  den Wföhlstand  der Provinz sehr  gefördert zu  haben,  indem  er  ihre  
 damals  unbedeutenden Mittel mit Umsicht  und Eifer  zu  nützlichen Anlagen  
 verwendete.  E r  wachte darüber,  dass die  schuldigen Frohnden  wirklich  g e leistet  
 oder  in G eld  abgelöst wurden,  und  benutzte  letzteres  zur Beschaffung  
 von Werkzeug  und Material.  V o r   ihm  bestanden  grosse Missbräuche,  indem  
 die der Principalia  Verwandten oder  Befreundeten  keine- oder  Scheinarbeiten  
 verrichteten,  und  die Ablösungsgelder nicht in  die  Gemeindekasse,  
 sondern  in  die  Tasche  des  Gobernadorcillos  flössen,  oft  unter Mitwissenschaft  
 und  Betheiligung  des  Alkalden.  Auch  heut  sind  solche Missbräuche  
 ganz  allgemein  in  den  Provinzen,  wo  die  Wachsamkeit  des  Alkalden  es  
 nicht  verhindert. 
 Bei  der  zahlreichen  Bevölkerung  und  dem  grossen Wohlstand,  deren  
 sich  die Provinz jetzt  erfreut,  wäre  es  ein leichtes  die vorhandenen  Strassen  
 zu  erhalten  und  zu  vervollständigen.  A n   gutem Willen  fehlte  es  dem  trefflichen  
 damaligen Beamten gewiss nicht, aber ihm waren die Hände gebunden.  
 Die  jetzigen  Alkalden  bleiben  nur  3  Jahr  in  einer  Provinz  (za Penerandas  
 Zeit  6  Jahr),  ihre  Zeit wird  fast  gänzlich  durch die  laufenden  amtlichen  und  
 richterlichen  Geschäfte  in  Anspruch  genommen;  bevor  sie  ihre  Provinz,  
 deren  Mittel  und  Bedürfnisse  einigermaassen  kennen  lernen,  m ü s s e n   sie  
 dieselbe  schon wieder verlassen;  so  gross  ist  das Misstrauen  der Regierung 
 in  ihre  eigenen  Diener.  Ihre Macht  ist  auf das  äusserste  Maass  beschränkt,  
 sie haben fast keine Initiative.  Unternehmen wie das  Peheranda’sche  durchzuführen, 
   wäre  heut  nicht möglich.  Die  für Ablösung  von  Frohnden  eingehenden  
 Gelder,  die  ausschliesslich  zum Nutzen  der  betreffenden  Provinz  
 verwendet werden sollten*), müssen  nach Manila abgeliefert werden.  Schlägt  
 der  Alkalde  eine  dringend  nothwendige  Verbesserung  v o r ,  so  hat  er  so  
 viele Berichte,  Eingaben,  Anschläge  einzureichen,  die  häufig  unbeantwortet  
 bleiben,  dass  ihm  gewöhnlich  bald  die  Lust  zu  allen  Verbesserungsvorschlägen  
 vergeht.  Bedeutende Werke  a b e r ,  die  grössere  Ausgaben  erfordern, 
   werden  fast  ausnahmslos  von  der  Zentralstelle,  als  nicht  dringend,  
 zurückgewiesen.  Der Grund  liegt  nicht  im  bösen  Willen  der  Kolonialregierung, 
   sondern  darin,  dass  die  C a j a   d e   C om u n id a d   in  Manila  fast  
 immer  leer ist,  da sich die  spanische Regierung in ihrer chronischen Finanz-  
 noth  das  Geld  borgt  und  nicht  im  Stande  ist es  zurückzuzahlen. 
 Sorsogon  hat  1840  bedeutend  durch Erdstösse  gelitten,  die mit Unterbrechungen  
 35  T a g e   lang  anhielten.  Ihre  grösste  Heftigkeit  erreichten  
 sie  am  21.  März.  Die Kirchen  von Sorsogon  und  Casigúran  nebst  den wenigen  
 Steinhäusern wurden  zertrümmert,  17  Menschen  kamen  um  und  200  
 wurden  verletzt.  Das  Land  senkte  sich  um  5  Fuss. 
 Am   folgenden Morgen  begleitete  ich  den  Alkalden  in  einer  Falúa mit  
 14  Rudern  nach  Casigúran,  das  genau  S.  von  Sorsogon  in  der  Südostecke  
 der  2  Leguas  breiten  Bucht  liegt;  die  Ueberfahrt  dauerte  D/2  Stunde.  
 Das  Wasserbecken  ist  so  still  wie  ein  Binnensee,  fast  rings  von  Bergen  
 umgeben  und  an  der  dem  Meer  geöffneten  Westseite  durch  die  queer  
 davor  liegende  Insel  Bagaláo  (nicht  Bagatäo.  wie  sie  Coello  nennt),  g e schützt. 
   Unter  der  Mannschaft  war  es  sehr  lau t,  da  Jeder  sich  vor  dem  
 Señor  Alcalde  geltend  machen  wollte.  Bei  der  L an d u n g :  Böllerschuss.  
 Musik,  flatternde  Hemden  und  Fahnen.  Die  freundliche  Einladung  des  
 Herrn  T .  ihn  weiter  zu  begleiten,  lehnte  ich  ab,  da  für mich,  ohne  amtliche  
 Geschäfte,  die  Reise  fest  nur  aus Malzeiten,  Zwischenmalzeiten  und  
 eingeschobenen  Chocolates  bestand  mit  fortwährender  Musik,  Knallfeuerwerk  
 und  andrem  Lärm. 
 Im  Jahre  1850  etwa  ist  an  einer  heut  schon  vom  Meer  verschlungenen  
 Stelle  des  Strandes,  der  so  weit  ich  ihn  untersuchen  konnte,  aus  5  bis  
 6  Fuss  Thon  über  vulkanischem  Sand  mit Bimssteinbruchstücken  besteht,  
 Quecksilber  gefunden  worden.  Ein  in  dieser  Gegend  des  Archipels  gestrandeter  
 Engländer,  derselbe,  den  ich  in  der  Eisenhütte  bei  An ga t  b e - 
 *  Siehe Anhang Bürgerliche  Einrichtungen.