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 SIEBENTES  KAPITEL 
 PROVINZ  LAGUNA.  —   BANCAFAHRT.  —   BARREN  DES  PASIG.  —   SEE  VON  
 BAY. —  MAARE BEI CALAUAN. —   PALMENWEIN. —   REISEN OHNE DIENER.  —   
 VULKAN MAJAIJAI.  —   BÜFFELFAHRT. 
 Meine  zweite  Reise  führte mich  auf  dem  Pasigfluss  nach  dem  grossen  
 See  von  Bay.  Ich  verliess Manila Abends  in  einer B a n c a ,   einem  
 ausgehöhlten Baumstamm mit flach gewölbtem, aus Bambusstreifen geflochtenem  
 so  niedrigem Dach,  dass  man  kaum  aufrecht  sitzen  kann,  weshalb  
 auch  jede  Vorrichtung  dazu  fehlt.  Ein  im  Boden  des  Kahnes  liegendes  
 Bambusgitter  schützt  den  Reisenden  gegen  Grundwasser  und  dient  ihm  
 zum  Lag er.  Jurien  de  la  Graviere  vergleicht  die Banca  treffend mit  einer  
 Zigarrendose,  worin  der Reisende  so  eng  eingeschlossen,  dass  ihm  im  Fall  
 des  Umschlagens  wenig  Hoffnung  auf  Rettung  bleibt.*)  Die  Mannschaft  
 bestand  aus  vier  Ruderern  und  einem  Steuermann,  die  je   5  r.  zusammen  
 4*/2  Thaler  täglich  erhielten,  ein  hoher Preis  für  die  trägen  Leute  im  V e r gleich  
 zur Billigkeit  der  Lebensmittel,  denn  der Reis,  den  ein  kräftiger A r beiter  
 täglich  verzehrt,  kostet  selten mehr  als  1  bis  i'/ j  Silbergroschen  (in  
 der  Provinz  oft  kaum  3  Pfennige),  die  Zuspeise  (Wasserthiere  und  Kräuter) 
   einige  Pfennige.  Zahlreiche  Dörfer  und  Tienda’s,  in  denen  Lebensmittel  
 feil  geboten  werden,  ziehn  sich  an  den  Ufern  hin.  Nachdem  die  
 Mannschaft  unter  allerei  Vorwänden  die  Fahrt  zu  unterbrechen  versucht,  
 verliess  sie  bei  dem  Dorfe  Pasig  das  Boot,  um  Segel  zu  holen,  kam  aber 
 *)  Voyage  en Chine II,  33. 
 nicht wieder.  Erst mit Hülfe  der Nachtwächter,  gelang  es,  sie  einzeln  aus  
 den Häusern  ihrer  Freunde  zu  holen,  worin  sie  sich  verborgen  hatten.  
 Nachdem  wir  einigemale  auf  Sandbänken  festgesessen,  gelangten  wir  in  
 den  von Hügeln  und  Bergen  umschlossenen  See  von  Bay  und  erreichten 
 früh morgens  Jalajala. 
 Der  Pasig  bildet  einen  natürlichen,  etwa  6  Leguas  langen Kanal zwischen  
 der B ay   von  Manila  und  der  Laguna  de  Bay,  einem  Süsswassersee  
 von  35  Leguas  Umfang,  den drei  der  fruchtbarsten  Provinzen, Manila,  L a guna, 
   Cavite,  umgrenzen.  Früher sollen grosse Lastschiffe bis  an den Rand  
 des  Sees gefahren  sein*),  jetzt wird  es durch Sandbänke  verhindert;  bei den  
 Barren  von  Naplndan  und  Tagüig  gerathen  selbst  sehr  flache  Boote  auf  
 den  Grund. [33]  Würden  die  Barren  fortgeräumt  und  die  Manila  mit  ,  
 Binondo  verbindende  steinere  Brücke  in  eine  Drehbrücke  verwandelt  oder  
 durch  einen  Kanal  umgangen,  so könnten Küstenfahrer die Erzeugnisse der  
 Lagunenprovinzen  am  Rande  der  Felder,  auf  denen  sie  wachsen,  einnehmen. 
   Der  Verkehr  würde  sehr  gewinnen,  der Wasserspiegel sinken,  
 die Untiefen  des Seerandes zu  fruchtbaren R e is - und Zuckerfeldern werden.  
 Ein  solcher Plan war  vor  mehr  als  30  Jahren  in  Madrid  gebilligt worden,  
 ist  aber  nicht  zur  Ausführung  gekommen.  Die  Versandung  des  Flusses  
 wird  im  Gegentheil  durch  zahlreiche  Fischreusen  befördert,  deren Anlage  
 sonderbarer  Weise  gerade  die  Marine-Verwaltung  begünstigt,  da  sie  eine 
 kleine Abgab e  davon  erhebt. 
 J a l a j a l a ,   eine Hacienda,  deren  Gebiet  die  oestliche  der  beiden  von  
 N.  nach  S .  in  den  See  ragenden  Halbinseln  einnimmt,  pflegt  eines  der  
 ersten  Reiseziele  des  Fremden  zu  sein.  Es  verdankt  diesen  Vorzug  seiner  
 hübschen  L a g e   in  der  Nähe  Manila’s  und  den  phantasiereichen  Schilderungen  
 des  früheren  Besitzers  de  la  Gironniere.  Die  Halbinsel  ist  vulkanisch, 
   das  Gebirge  sehr  zersetzt,  alljährlich  führen  die  Wasserfluthen  
 (Avenidas)  viel  Erde  von  den  Bergen  herab,  und  vergrössern  die  A n schwemmungen  
 am  Fuss  derselben.  D e r  mit  Gras  und  stachligen  bis  8  
 hohen  Sinnpflanzen  (Mimosa  pudica)  bewachsene  Strand  dient  als  Büffelweide, 
   dahinter  breiten  sich  Reis—  und  Zuckerfelder  bis  an  den Fuss  des  
 Berges  aus.  Im  Norden  wird  die  Besitzung  durch  den  dicht bewaldeten  
 Sembrano,  den  höchsten  Berg  der  Halbinsel  begrenzt,  auf  den  übrigen 
 *)  Informe  II,  37- 
 33)  Nach  dem  Berichte  eines  Ingeniörs  sind  die  Barren  dadurch entstanden,  dass der Rio  
 S. Mateo,  der bald nach dem Ausfluss des Pasig aus der Laguna  rechtwinklig  auf diesen stösst,  
 ihm  in der Regenzeit  eine  grosse Menge  Schlamm  zuführt,  welcher durch  die  dann herrschenden  
 SW. Winde  aufgestaut wird.  Es würde  daher wenig nützen die Barre  fortzuräumen,  ohne  
 zugleich durch Ablenkung der S. Mateo in den See, die  Ursache ihrer Entstehung-zu  beseitigen.