
Der damalige eifrige Generalkapitän Don Jose de la Gandara tadelte die
Gesellschaft in einer Ansprache vom 17. Januar 1867 für ihren patriotischen
Beschluss und forderte sie auf, ihr Geld zur Gründung eines botanischen Gartens
verbunden mit einer Ackerbauschule zu verwenden und eine zur Verbreitung
im Auslande bestimmte Denkschrift auszuarbeiten, worin die Fruchtbarkeit der
Philippinen, die Leichtigkeit mit welcher dort Pflanzungen angelegt werden
könnten, hervorgehoben werde, um Familien, welche das nöthige Kapital und
praktische Kenntnisse besitzen, zur Einwanderung zu veranlassen.
Die wahrscheinlich aus einem sehr ausgebildeten Schicklichkeitsgefühl hervorgegangene
Kunst, für etwas, das man zu thun oder zu unterlassen entschlossen,
einen schönen Beweggrund aufzufinden, offenbart sich öfter in amtlichen spanischen
Dokumenten. Auch das folgende Stück über Einführung der Opium-
Regie kann als Beispiel dienen.
EINFÜHRUNG DER OPIUM-REGIE.
Die Opium-Regie ist seit M Januar 1844 in den Philippinen emgefuhrt,
■ / nachdem die Mehrheit einer zur Berathung dieser Maasregel berufenen
Junta sich dafür ausgesprochen hatte. In der Einleitung zu dem betreffenden
Gesetz (Aütos acordados 1 392) lobt der Generalkapitan diese Mehrheit und
tadelt die dissentirende Minderheit, die sich, durch veraltete Vorurteile und ge
meine Ueberlieferungen irre geleitet, gegen alle Verbesserungen, selbst die nutz-,
lichsten sträubt, während die Fortschritte der Volkswirtschaft und das Beispiel
der zivilisirten Nationen dergleichen Bedenken längst beseitigt haben. In einem
Bericht des Consejo pleno an den Generalkapitän vom 22. September 1864 über
dieselbe Angelegenheit heisst es (im Auszuge): Nachdem der Rath alle Grunde
für und gegen die Opium-Regie wohlerwogen, kommt er zu dem Schluss, dass
das Opiumrauchen zu erlauben sei . . . Zuerst werden die gegen die Maasregel
sprechenden Ansichten von eilf bedeutenden Aerzten, Volkswirten und Gesellschaften
angeführt; gegen alle diese Autoritäten aber giebt der Ausspruch des
spanischen Konsuls in China*) den Ausschlag, wonach die Chinesen, die nach
Belieben Opium rauchen, dennoch stark und arbeitskräftig sind. Auch sei das
Opium in der Türkei, in ganz Britisch-Indien, Cochinchina und China gesetzlich
erlaubt. Ferner sage Dr. Pedro Mata in seiner Medicina legal y toxicologia
1846 welche in den medizinischen Anstalten Spaniens als Lehrbuch diene,
geistige Getränke, gewisse Medikamente und zu angestrengtes Studiren führten zur
Impotenz I das Opium erwähne er aber nicht. Der Consejo schliesst weiter:
führte das Opium zur Impotenz, so würden es die reichen Chinesen gewiss nicht
rauchen • in Europa seien mehrere Personen von grossen Fähigkeiten Opiumraucher
gewesen, Opium sei' nicht schlimmer als Brantwein, verbiete man das
Eine so müsse man auch das Andere verbieten . . .
In der Antwort des Generalkapitäns auf diesen Bericht heisst es unter Anderem
. . . Beim Abwägen der Gründe für und gegen die Zulassung des Opiums
hat der Rath die Zeugnisse gegen diese Maasregel angeführt und ihnen andere,
wenigstens so. achtbare aber »amtlichere I gegenübergestellt . . . Sicherlich, wenn
das Opium ge^en die Religion, die Moral, die Humanität verstiesse, so wurden
Nationen wie Frankreich und England, die einen so hohen Rang in der allgemeinen
Zivilisation einnehmen, es nicht gestatten; da aber das Gegenteil statt-
findet so müsse man natürlich zu dem Schluss kommen, dass jene allerwichtigsten
und heiligsten Dinge nicht, wie Manche andeuten möchten, davon betroffen werden
; der Türkei und China’s solle hier gar nicht gedacht werden . . .
*) (Sinibaldo Mas) La Chine et les puissances chrétiennes, Pans 1861.