
sonderen Abhandlung*) gemacht hat. Es ist dies eine klassische Gegend denn
schon Hi p p o k r a t e s hat uns Nachrichten von einer Völkerschaft an der östlichen
Ecke des schwarzen Meeres hinterlassen, welche er Makrocephalen nennt, die
sich nach seiner Aussage durch die Gestalt ihres Schädels vor allen anderen
Völkern auszeichnete. Durch Anlegung von Binden und Maschinen zwangen sie,
wie er sagt, schon den Kopf des neugebomen Kindes, in die Länge zu wachsen,
und zwar deshalb, weil sie die Länge des Kopfes für ein Zeichen des Adels hielten.
Nach Hi p p o k r a t e s haben verschiedene andere Schriftsteller über diese
Völkerschaft berichtet.
Ueberall, von wo wir seitdem Nachrichten über die Entstehung dieser
Difformität erhalten haben, kommen sie darin überein, d a s s die neugebomen
Kinder entweder auf ein Brett gelegt werden und ihnen dann durch Binden der
Kopf gegen dasselbe angezogen wird, oder dass ihr Kopf zwischen zwei Bretter
gezwängt und dadurch ein Druck auf zwei Punkte desselben ausgeubt wird, oder
endlich, dass an bestimmte Stellen des Kopfes Compressen angelegt und darüber
Binden in allerlei Zirkeltouren um den Kopf herumgeführt werden, so dass durch
dier Compresse eine Abplattung, durch die Binden circulare Eindrücke hervor
gebracht werden. , ,
Die ersten ikonographischen Mittheilungen über diese Verhältnisse hat der
berühmte amerikanische Reisende Ca t l i n veröffentlicht; bei ihm finden wir
auch Abbildungen der Compressionsmaschine. In seiner Beschreibung der•Chi-
nook’s an der Westküste Nordamerikas zeichnet er auf der einen Tafel eine bachköpfige
Dame, welche ihr neugebomes Kind im Druckapparate hält, auf der
nächstfolgenden Tafel ein kleines kahnartiges Werkzeug, in welchem das Kind
eingewickelt liegt, und welches so eingerichtet ist, dass es auf den Rücken gehängt
werden kann, um so die Wanderungen mitzumachen, welche diese wenig
sesshaften Völkerschaften unternehmen. .
Dass ähnliche, wenn auch nicht so complicirte, aber doch nicht minder
wirksame Operationen noch gegenwärtig in Europa vorgenommen werden, ist
namentlich durch verschiedene Beobachtungen in südfranzösischen Departements
festgestellt worden. Man kennt 3—4 solche Gegenden, wo noch gegenwärtig
durch Druckeinwirkungen der Kopf der Neugebomen veranstaltet wird. Da nun
auch in verschiedenen Gegenden Deutschland’s ähnliche Schädel gefunden worden
sind, so erlaube ich mir ganz besonders die Aufmerksamkeit auf diesen Punkt zu
' lenken, da es wünschenswerth wäre, darauf Acht zu geben, ob etwa Rückstände
dieser Gebräuche auch in der-norddeutschen Bevölkerung anzutreffen sind, worauf
eine Notiz bei Bl ume n b a c h (De generis humani varietate nativa, p. 60) speciell
für Hamburg hindeutet. .
Nachdem wir die Analogie der difformen Schädel von den Philippinen mit
denen der Chinooks und verschiedener anderer flachköpfiger Bevölkerung con-
statirt haben, so fragt es sich : Was mag der Volksstamm, welchem diese Schädel
angehörten, für eine primäre Gestaltung des Schädels besessen haben? wie würden
diese Schädel ausgesehen haben, wenn sie nicht künstlich missstaltet worden
wären? . c . ,
In dieser Beziehung bemerke ich, dass Herr Gos s e , ein Genfer Arzt, der
eine sehr verdienstvolle Abhandlung über die künstliche Verunstaltung des Schä-
*) Die Makrocephalen im Boden der Krym und Oesterreichs. Mem. de l’acad. imp. des
Sciences de St. Petersbourg. Ser. VH. T . H. No. 6.