
fernsten Westen, sondern im fernen Osten, und sind ihrem Mutterlande um
8 Stunden voraus. Ihr eigentliches Handelsgebiet ist aber unser ferner
Westen; von dort her wurden sie kolonisirt, und Jahrhunderte lang,
bis 1811, hatten sie fast keinen ändern Verkehr mit Europa als mittelbar,
durch die jährliche Reise der N a o zwischen Manila und Acapulco. Nun
a b e r , wo endlich die östlichen Gestade des stillen Meeres sich bevölkern
und mit beispielloser Schnelligkeit ihrer grossen Zukunft entgegen
gehen, werden die Philippinen nicht länger in ihrer bisherigen Abgeschlossenheit
verharren können; denn für die Westküste Amerika’s liegt wohl
keine tropische Kolonie Asiens so gü nstig; auch für Australien kann ihnen
nur in einigen Beziehungen Niederländisch-Indien den Rang streitig machen.
A u f den Handel mit China dagegen, dessen Stapelplatz anfänglich Manila
war, so wie mit den westlicher, den atlantischen Häfen näher gelegenen
Ländern Asiens, unserm fernen Osten, wird es wohl immer mehr vor—,
zichten müssen. [3]
Wenn sich die hier angedeuteten Verhältnisse verwirklichen, so würden
die Philippinen oder wenigstens ihr Handelsgebiet schliesslich doch in
den Bereich der westlichen Erdhälfte fallen, in welche sie die berühmten
spanischen Geographen zu Badajoz verwiesen.
Nach der Bulle Alexanders V I ., vom 4. Mai 1493,*) welche die Erde
durch einen Meridian in zwei Hälften theilte, sollten die auf seiner östlichen
Seite zu entdeckenden heidnischen Länder den Portugiesen, die auf der
westlichen den Spaniern gehören. Die Philippinen konnten daher von
Letzteren nur unter der Voraussetzung in Besitz genommen werden, dass
sie auf der westlichen Hälfte lägen. Die Demarkazionslinie sollte vom
No rd- zum Südpol, 100 Leguas gen Abend und Mittag aller sogenannten
Azoren und Capverdischen Inseln verlaufen. Durch einen am 7. Juni 1494
zwischen Spanien und Portugal zu Tordesillas geschlossenen, 1506 von
Julius ü . bestätigten Vertrag wurde sie 370 Leguas West der Capverdischen
Inseln gezogen.
Von den damals in Spanien .und Portugal gebräuchlichen Leguas
wurden 17Y2 auf einen Grad des Aequators gerechnet, im Parallel der Capverden
betrugen 370 Leguas 210 55' ; nimmt man dazu die Längendifferenz
zwischen der Westspitze dieser Inselgruppe und Cadix =jg180 48', so e r -
*) Navarrete IV. 54. Obs. i a.
3) Zu Ende des i6ten Jahrhunderts belief sich die Abgabe von den aus China eingeführten
Waaren auf 40,000 Doll., die Einfuhr also wenigstens auf i ’/3 Million. 1810 nach 250-
jähriger ungestörter Herrschaft der Spanier war letztere auf 1,150,000 Doll, gesunken. Seit
dem steigt sie allmälig und betrug 1861: 2,130,000 Doll.
hält man 40° 43' W . und 1390 17' O. von Cadix (rund 470 W . i3 3 °0. Gr.)
als die Grenzen der spanischen Erdhälfte. Ab e r die zur damaligen Zeit
vorhandenen Mittel waren für solche Ortsbestimmungen völlig unzureichend.
Die Breite wurde mit unvollkommenen Astrolabien oder hölzernen
Quadranten gemessen und nach sehr mangelhaften Tafeln berechnet; die
Abweichung der Magnetnadel war so gut wie unbekannt, ebenso das
L o g. [4] Für brauchbare Längenbestimmungen waren weder die Methoden
noch die Instrumente erfunden. Unter solchen Umständen bewiesen
1524 zu Badajoz die Spanier den prötestirenden Portugiesen, dass die
östliche Grenzlinie die Gangesmündung schnitte, und sprachen sich dadurch
den Besitz der Gewürzinseln zu.
In Wirklichkeit müsste die östliche Grenzlinie 46 Y2° weiter östlich
fallen ; d. h. so weit wie von Berlin bis an die Küste von Labrador oder
den kleinen A lta i, da im Parallel von Calcutta 4 6 7 2 ° = 2575 S e e -M .
A lb o ’s Tagebuch giebt die Längendifferenz der östlichsten Inseln des A r chipels
von Cap Fermoso (Magellan’s Strasse) auf xo6° 30' an, während
sie 1590 25' beträgt.
Die durch die Unsicherheit der östlichen Grenzlinie veranlassten
Streitigkeiten zwischen den Spaniern und Portugiesen, welche letztere
früher nach den Gewürzinseln gekommen waren, wurden 1529 durch einen
Vergleich b eige legt, indem Carl V . alle seine angemaassten Anrechte auf
die Molukken für die Summe von 350/300 Dukaten an Portugal abtrat.
Die Philippinen hatten damals keinen Werth.
* *
n
Von Hongkong nach Manila sind 650 Seemeilen, fast genau S .O ., die
in 3 bis 4 Tagen von dem Dampfschiff zurückgelegt werden, welches alle
14 Teige die Post-Verbindung zwischen der Kolonie und der übrigen Welt
herstellt. [5]
4) Nach Gehler’s Phys. Lex. VI, 450 wird das Log zuerst von Purchas auf einer Reise
nach Ostindien 1608 erwähnt. Pigafetta führt es nicht' an in seinem Trattato di Navigazione,
aber S. 45 seiner Erzählung heisst es: Secondo la misura che facevamo del viaggio colla ca-
dena a poppa, noi percorrevamo 60 a 70 leghe al giomo. Das wäre so viel wie unsere schnellsten
Dampfer, 10 Knoten die Stunde.
5) Die europäische Post geht über Singapore und Hongkong nach Manila. Ersteres ist
von beiden Orten etwa gleich entfernt. Man könnte die Briefe also eben so schnell in den
Philippinen haben als in China, wenn man sie direkt aus Singapore holte. In diesem Falle
würde aber die Dampfverbindung mit Hongkong beibehalten werden müssen, doch ist bis
jetzt der Verkehr noch zu unentwickelt, um die doppelte Ausgabe tragen zu können.
Nach dem Bericht des engl. Konsuls (Mai 1870) läuft gegenwärtig ausser dem Regierungsschiff
auch ein Privat-Dampfer zwischen Hongkong und Manila. Die Zahl der Passa