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 Affen  noch  Schlangen  wurden  wahrgenommen,  doch  sollen  g ro s se ,  bis  
 schenkeldicke  Python  nicht  selten  sein. 
 Um  12 Uhr 36 Minuten gelangten wir an eine  der schwierigsten Stellen,  
 eine  Reihe  von  Schwellen mit  vielen  aus  dem Wasser  aufragenden  Felsen,  
 zwischen  welchen  die  in  vollem  Schuss  befindlichen  Nachen mit  schnellen  
 Wendungen  glücklich  durchschlüpfen.  Das  Wagstück  wurde  von  beiden  
 Mannschaften mit  gleicher Meisterschaft  unter  äusserster Anspannung  ihrer  
 Kräfte  ausgeführt. —   1  Uhr  17  Minuten  Ankunft bei  Dini,  dem bedeutendsten  
 Wasserfall  der  ganzen  Strecke.  Hier  mussten  die  Kähne  mit  Z u -   
 hülfenahme  der von den hohen Waldbäumen wie Taue herabhängenden  L ianen  
 aus  dem Wasser  gezogen  und  über  die  Felsen  geschleppt werden.'16—  
 2  Uhr  21  Minuten  Fortsetzung  der R e i s e .®  2  Uhr  28  Minuten  bis  2  Uhr  
 30 Minuten eine unregelmässige,  aus  vielen  Stufen  gebildete  Treppe  hinab—  
 gestiegen,  viel  Wasser  geschöpft.  Bisher  floss  der  Loquilöcun  in  einem  
 Felsenbett mit meist  steilen  Ufern,  zuweilen  auf lange Strecken unter eitlem  
 dichten  Laubgewölbe,  von welchem mächtige Ranken und mehr als  Klafter  
 lange  zierliche  F arne  herabhingen.  Hier  öffnet  sich  die  Gegend  etwas ;  es  
 zeigen  sich  flache  Hügel mit  niedrigem  G eb ü sch,  im NW.  höhere  bewaldete  
 Berge.  Wahrend  der  letzten  zwei  Stunden  von  einem  Sturzregen  begleitet, 
   erreichen wir  um  5  Uhr  30  Minuten  ein  einzelnes Haus mit  freundlichen  
 Leuten,  wo  Nachtquartier  gemacht wird. 
 Am  folgenden Morgen wurde  die Fahrt stromabwärts fortgesetzt.  Nach  
 10 Minuten  glitten  wir  den  letzten  Wasserfall  hinunter,  zwischen weissen  
 marmorartigen mit herrlichstem Pflanzenwuchs beladenen Kalkfelsen.  Ganze  
 Ae ste  voll  Phalaenopsis  {P.  Aphrodite  Reichb.  fls.)  ragten  über  den  Fluss;  
 wie grosse prächtige Schmetterlinge schwebten ihre Blüthen über der schäumenden  
 Fluth.  Zwei  Stunden  später  ist  der  Strom  200'  breit  geworden  
 und  schleicht,  nachdem  er  von  Loquilöcun  eine  50  Meter  hohe  Treppe  
 herabgesprungen,  in  gemächlichen  Windungen  durch  flaches  Schwemmland  
 der  Ostküste  zu ,  ein  breites  Aestuar  bildend,  an  dessen  rechtem  
 Ufer,  eine halbe L egua  vom Meer  entfernt,  die Ortschaft  Jubäsan  oder Paric  
 (2300  Seelen)  liegt;  sie  giebt  dem  untern  L a u f dés  Stromes  ihren Namen.  
 Hier  verliessen  mich  die  trefflichen Männer  von  Loquilöcun,  um  die  sehr  
 beschwerliche Rückfahrt  anzutreten. 
 Durch  Sturm  aufgehalten  konnte  ich  mich  erst  am  folgenden  T age  
 nach  T ü b ig   (2858  E .) ,  südlich  von  Paric,  einschiffen.  Immer  noch  an  anstrengenden  
 Märschen verhindert,  fuhr  ich  im  Ruderboot die Küste  entlang  
 von  T ü b ig   nach  Boröngan  (7685  E .) ,  bei  dessen  eben  so  intelligentem  als 
 gefälligen  Pfarrer  ich  einige  T a g e   verweilte,  und  setzte  dann  die  Fahrt  
 nach  Gufuan . (auch  Guiuang,  Guiguän)  fort,  der  bedeutendsten  Ortschaft  
 Sämars  (10781  E .) ,  auf  einer  schmalen  von  der  SO .  Spitze  der  Insel  ihs.  
 Meer  ragenden  Landzunge  gelegen. 
 Dicht  am  Strande  bricht  bei  letzterem Ort  aus  fünf bis  sechs Ocffnun-  
 gen  eine wasserreiche ,  schwach  nach  Schwefelwasserstoff riechende  Quelle  
 aus,  die während  der Flüth vom Meer  bedeckt,  bei  E bb e  frei  liegt,  So  dass  
 sie  dann  kaum  merklich  salzig  schmeckt.  Zur  Untersuchung  des Wassers  
 wurde  durch  Einsenken  eines  hohen  bodenlosen  Topfes  ein  Brunnen  geschaffen  
 und  nachdem  das  Wasser  eine  halbe  Stunde  lang  übergeflossen,  
 eine Probe  genommen,  die leider später abhanden kam.  Wärme des Quellwassers  
 8  Uhr V o rm .:  27°7-.  der  Luft:  28°7,  des  Meerwassers:  3i °2C.   
 Die  Quelle  dient  den  Frauen  zum  Färben  ihrer  Sarongs.  Die  mit  dem  
 Absud  einer  gerbestoffreichen Rinde  getränkten  Stoffe  (Abacazeuge  erhalten  
 zuvor  eine  Kalkmilchbeize)  werden,  nachdem  sie  an  der  Sonne  getrocknet, 
   bei  Ebbe  in  die  Quelle  g e le g t,  während  der  Fluth  herausgenommen, 
   ge trocknet,  in  Rindenabsud  getaucht  und  nass  wieder  in  die  
 Quelle  g e le g t ;  dies  wird  drei T a g e   lang wiederholt.  Das  Ergebniss  ist  ein  
 dauerhaftes,  aber  hässliches Dintenschwarz  (gallussaures Eisenoxyd). 
 In  Loquilöcun  und  Borongan  hatte  ich  Gelegenheit,  zwei  lebende  G e -   
 spensterthiere*)  zu.  kaufen.  Diese  äusserst  zierlichen,  seltsamen,  zu  den  
 Halbaffen  gehörenden  Thierchen  sollen,  wie man  in  Luzon  und  L e y te   versicherte, 
   nur in Samar Vorkommen und ausschliesslich  von Holzkohle  leben.  
 Mein  erster  Mago  musste  anfänglich  etwas  hungern,  denn  Pflanzenkost  
 verschmähte  er,  in  Bezug  auf  Insekten  war  er  wählerisch;  lebende  Heuschrecken  
 frass  er mit  grossem  Behagen. [109]  E s   sah  äusserst  drollig  aus,  
 wie  das  Thier,  wenn  es  bei  T a g e   gefüttert wurde,  aufrecht  stehend,  auf  
 seine  beiden  dünnen Beine  und  den  kahlen  Schwanz  gestützt,  den  grossen  
 kugelrunden,  mit  gewaltigen  gelben  Uhuaugen  versehenen  K o p f   nach  
 allen  Richtungen  bewegte,  wie  eine  Blendlaterne  auf  einem  Statif  mit  
 Kugelgelenk.  Nur  allmälig  gelang  es  ihm,  seine  Au g en   auf  den  dargebotenen  
 Gegenstand  richtig  einzustellen;  hatte  es  ihn  aber  endlich wahrgenommen, 
   so  reckte  es  plötzlich  beide Aermchen  seitwärts,  etwas  nach 
 *)  Tarsius  spectrum Tem.,  in der Landessprache: Mago. 
 109)  Schon der  alte  Pater  Camel führt  an,  dass  das Thierchen  angeblich nur von Kohlen  
 lebe,  dies  sei  indessen  ein  Irrthum,  es  frässe  Ficus  indica  (worunter  hier wohl Bananen  zu  
 verstehn)  und  andere Früchte.  (Camelde quadruped.  Philos.  trans.  1706/7 London).  Auch  
 über  den Kaguang  (s.  S.  194)  giebt  Camel  einen  interessanten noch heut passenden Bericht,  
 ibid.  2.  S.  2197.