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 zu  tragen.  Zu  hunderten  gehn  sie  darauf  spazieren  und  fressen  
 kleine  Fische  und  Garnelen,  welche  zwischen  den  Maschen  dieses  Netzwerkes  
 wimmeln  und  ihnen  bequem  zur Beute  fallen.  Auch  von  den  Eingeborenen  
 werden  letztere massenhaft mit gestielten Netzen aus dem Wasser  
 geschöpft  und  theils  frisch,  theils  wie  alter  Käse  durch  Fäulniss  pikanter  
 gemacht,  zum  Reis  gegessen.  Diese  kleinen  Krebse  sind  durchaus  nicht  
 auf  den  B atu -See  beschränkt.  Im  Süss-  und  Brackwasser  des  philippinischen  
 und  indischen  Archipels  und  hinterindischen  Festlandes werden  sie  
 (oder verwandte  Arten)  in  zahllosen Mengen  gefangen  und  bilden  gesalzen,  
 gedörrt,  in  S a lz -  oder Gewürzbrühen eingemacht,  auch  in  Form von  Pasten  
 wichtige  Nahrungsmittel  oder  Kondimente.  Sie  fehlen  auf keinem Markte  
 und  sind  Gegenstand  nicht  unbedeutender  Ausfuhr  nach  China.*)  Es  gelang  
 mir  nicht  von  den Wasservögeln  zu  schiessen,  da  das  dichte Pflanzengewirr  
 den  Nachen  nicht  hinreichend  nahe  kommen  liess. 
 A ls   ich  denselben  See  im  Februar  wieder  besuchte,  fand  ich  sein  
 Wasser  so  bedeutend  gefallen,  dass  ringsum  ein  breiter  Saum  trocken  
 lag,  der  an  manchen  Stellen  über  100'  maass.  Das Algengewirr  war  bei  
 dem  allmäligen  Zurücktreten  des  Wassers  zu  einem  dichten,  zolldicken,  
 von der Sonne völlig gebleichten  Filzteppich  zusammengesunken,  der  sich  
 als  ein  einziges  grosses  Tuch  rings  um  den  Rand  des  Sees  ausspannte  und  
 über  die  Sträucher  fort  hing,  die  bei meinem  ersten  Besuch  unter  Wasser  
 standen.  Nie  habe  ich  etwas  ähnliches  gesehn  oder  erwähnt  gefunden.  
 Der  Stoff,  der  in  Streifen  von  beliebiger  Länge  umsonst  zu  haben war,  
 erwies  sich  so  vortrefflich  zu  Flintenpfropfen,  zum Ausstopfen  von  Voge l V   
 bälgen  und  zum  Verpacken,,  dass  ich  eine  grosse  Menge  davon  mitnahm.  
 Diesmal  war  auch  die  Vogeljagd  ergiebig. 
 Der  eingeborene  Priester  von  Bätu  klagt  sehr  über  seine Pfarrkinder,  
 die  ihm  nichts  zu  verdienen  geben:  »Keine Messen  Herr;  ja   dies  ist  ein  so  
 elendes Nest,  dass  kaum  Todesfälle  Vorkommen.  In D .  wo  ich  Coadjutor  
 war,  hatten wir  täglich unsere  zwei  Beerdigungen  zu  drei Dollar  das Stück,  
 und Messen  zu  einem  Dollar,  mehr  als  wir  lesen  konnten;  —   ausserdem  
 Taufen und Trauungen,  die doch auch  etwas einbringen;  hier aber ist nichts,  
 gar  nichts  zu  verdienen. «  E r  hatte sich daher mit Eifer auf den  Handel  g e legt. 
   Die eingeborenen Geistlichen machen ihrem Stande in der Regel wenig  
 Ehre.  Unglaublich unwissend,  sehr liederlich,  nur  in  den  Aeusserlichkeiten 
 *)  Giebel  und  Siewert  Ztschrft.  f.d.  ges.  Naturw.  1870 Bd.  I,  377  enthält einen  interessanten  
 Aufsatz  von Rob.  Pott über Javanische Fleisch-,  Fisch-  und Krebsextrakte. 
 ihres  Dienstes  unterrichtet,  bringen  sie  einen  grossen  Theil  ihrer  Zeit mit  
 Spielen,  Trinken  und ändern sündhaften Dingen zu.  Sie bemühen sich nicht  
 einmal den äussern Anstand zu wahren, ausgenommen bei der Messe,  die sie  
 mit  drolliger Würde  lesen,  ohne  ein  Wort  davon  zu  verstehn.  Häufig  sind  
 Mädchen  und  kleine Kinder  im  Convento,  Alles  isst mit  den  Fingern  gemeinschaftlich  
 aus  Einer  Schüssel.  Der  hiesige  Priester  stellte mir  unaufgefordert  
 zwei  hübsche  Mädchen  als  seine  beiden  armen  Schwestern  vor,  
 die er trotz  seiner grossen Dürftigkeit unterhielte;  ihre Töchter wurden  aber  
 von  den  Dienern  ohne  Scheu  Töchter  des  Cura  genannt. 
 Der  Grundsatz  der  spanischen  Kolonialpolitik,  eine  Kaste  durch  die  
 andere  in  Schranken  zu  halten,  damit keine  zu mächtig  w erd e,  scheint  die  
 Ursache,  warum  ein  grösser  Theil  der  Pfarrstellen  mit  Eingeborenen  besetzt  
 wird  (angeblich  die  Hälfte,  nach  einer  gesetzlichen  Bestimmung  die  
 ich  vergeblich  gesucht  habe).  Die  Klugheit  dieser  Maassregel  mag wohl  
 zweifelhaft  erscheinen.  Der  spanische  Cura  hat  grossen  Einfluss  in  seiner  
 Gemeinde  und  bildet vielleicht das  einzige  feste  Band  zwischen  der Kolonie  
 und  dem Mutterlande;  in beiden Punkten  gewährt  der  einheimische  Priester  
 keinen  E rsa tz ;  er  geniesst  gewöhnlich  selbst  bei  seinen  Landsleuten  nur  
 wenig A ch tu n g ;  Anhänglichkeit  an  Spanien  hat  er  nicht,  namentlich  hasst  
 und  beneidet  er  seine  spanischen  Amtsbrüder,  die  ihm  die  schlechtesten  
 Stellen übrig  lassen  und  ihn  verachten. 
 Von  Bätu  reitet man auf guter  Strasse N.  b.  O.  in  einer  halben  Stunde  
 im  Schritt  nach  Näbua.  Das  Land  ist  flach,  zu  beiden  Seiten  Reisfelder;  
 während  aber  in  Bätu  der  Reis  damals  gepflanzt  w u rde,  war  er  in Näbua  
 fast  reif.  Ich  habe  über  diesen  auffallenden  Umstand  keine  genügende  
 Auskunft  erhalten  können  und  weiss  den  dadurch  angedeuteten  schroffen  
 klimatischen  Unterschied  zwischen  zwei  so  nahe  gelegenen,  durch  keine  
 hohe  Bergwand  getrennten  Orten  nicht  zu  erklären.  Die  Menschen  sind  
 hässlich  und  schmutzig  und  unterscheiden  sich  darin merklich von  den  T a -   
 galen.  Näbua  (10,875  E.)  wird von mehreren kleinen Flüssen durchschnitten, 
   die  aus  den  Bergen  in  Osten  kommend  hier  einen  kleinen  See  bilden,  
 dessen  Ausfluss  bei  Bäo  durch Aufnahme  von  Bächen  abermals  zu  einem  
 See  anschwillt  und  sich  dann  in  den  Bfcol  ergiesst.  Dicht  vor  der  zweiten  
 Brücke  in  Näbua  wendet  sich  die  Strasse  ostwärts  und  führt  in  gerader  
 Linie  nach  Y r i g a ,   im  Südwesten  des  gleichnamigen  Vulkanes  belegen. 
 A u f  dem  Abhange  des letzteren  besuchte ich  eine kleine Niederlassung  
 heidnischer  Eingeborenen.  Von   den  Bewohnern  der  Ebene  werden  sie  
 abwechselnd Ygorroten, Cimarronen, Remontados,  Infieles oder Montesinos  
 (Waldbewohner)  genannt,  keiner  dieser Namen,  mit Ausnahme  der  beiden