Aerzte, Zauberer oder Leute, denen geheime Kräfte zugetraut werden,
kennt man nicht; jeder hilft sich selbst. Um über ihre religiösen Ansichten
in s Klare zu kommen, würde längerer Verkehr nöthig sein ; sie glauben
an einen Gott, oder sagen es wenigstens, wenn sie von Christen zudringlich
befragt werden, auch haben sie dem Katholizismus manche äusserliche Gebräuche
aufs Gerathewohl entlehnt, die sie wie Zauberformeln anwenden.
Jagd und schwere Arbeit ist Sache des Mannes wie in den Philippinen
allgemein. Die fast allen rohen Völkern eigene, aber auch noch
bei manchen Nationen Europa’s (namentlich Basken, Walachen, Portugiesen)
bestehende S it te , die Frau als Lastthier zu nutzen, scheint in den
Philippinen schon zur Zeit der spanischen
Entdeckung verschollen
gewesen zu sein ; auch bei- den Wilden
des Y sarog verrichten die
Weiber nur leichte Arbeit und werden
gut behandelt. Jede Familie
erhält -ihre Greise und Arbcitsun—;
fähigen. — A ls herrschende Krankheiten
wurden mir angegeben Kopfweh
und F ieb e r , als Heilmittel:
braun gerösteter R e is , der gestos-
sen mit Wasser zu Brei angerührt,
genossen wird. Bei starkem K op fweh
Ygorrote vom Ysarog
das Haar ist ein wenig gekräuselt.
macht sich der Leidende Einschnitte in die Stirn. Rührt die Krankheit
davon her, dass jemand erhitzt zu viel Wasser trank, so trinkt er grosse
Mengen warmen Wassers, hatte er aber in solchem Zustande zu viel K o koswasser
getrunken, so trinkt er warmes Kokoswasser. Ihre Muskelkraft
ist gering; mehr als 50 Pfund Gewicht vermögen sie nicht eine
grössere Strecke weit zu tragen.
Ausser Jagd und Feldbau beschränken sich ihre Gewerbe auf die A n fertigung
ziemlich roher Waf fen, wozu sie das Eisen, falls solches dazu erforderlich,
von den Indiern kaufen, und auf die von den Frauen verfertigten
groben Gewebe und Flechtarbeiten. Jeder Familienvater ist Herrscher in
seinem Hause und erkennt über sich keine höhere Gewalt ar}. In Fällen
von K r ieg mit benachbarten Stämmen, oder bei den Raubzügen der Steuer—
beamten, stellt sich der Tapferste an die Spitze, die ändern folgen ihm, so
lange sie eben m ö g en ; Wahl eines Anführers findet nicht statt.
Sie sind meist friedliebend und ehrlich unter einander; doch stehlen
die Faulen zuweilen Feldfrüchte. Wird der Dieb ertappt, so straft ihn der
Bestohlene mit Rotangschlägen, ohne Rache dafür fürchten zu müssen.
Stirbt jemand, so ziehn die nächsten Verwandten aus, um den T o d durch
den T od irgend eines Ändern zu vergelten. Für einen gestorbenen Mann
soll eigentlich ein Mann, für eine Frau eine Frau, für ein Kind ein Kind
erschlagen werden, man pflegt aber das erste sich zufällig darbietende
Opfer zu tödten, ausser wenn es ein Freund ist. In neuer Zeit soll dieser
Brauch immer mehr in Verfall kommen, da es Männern von einigem A n—
sehn häufiger als« früher gelingt, den Todesfall als ein unvermeidliches
Geschick darzustellen, in welchem Falle die Verwandten ihn nicht zu
sühnen brauchen. E s gelingt dies namentlich, wenn der Verstorbene
eine gleichgültige Person war, stirbt aber ein geliebtes Kind oder Weib,
so wird gewöhnlich auch jetzt noch Rache dafür genommen. Tödtet ein
Mann eine Frau aus einem ändern Hause, so sucht der nächste Verwandte
der Erschlagenen eine Frau aus dem Hause des Mörders zu tödten; dem
Mörder thut er nichts. Der Leichnam des als Todtenopfer Erschlagenen
wird nicht verscharrt, auch wird ihm nicht der K o p f abgeschnitten. Die
Familie des Erschlagenen sucht den T o d am Mörder zu rächen; dies
ist das ehrenvollste; ist der Mörder aber zu stark, so wird zur Vergeltung
irgend ein Schwächerer erschlagen, daher vielleicht die geringe Verhältnisszahl
der Frauen.
Vielweiberei ist gestattet, aber selbst die Tapfersten und Geschicktesten
haben fast nie mehr als eine Frau. Ein junger Mann, der heirathen
will, beauftragt seinen Vater mit dem Vater der Braut den Preis zu verabreden,
der in neuer Zeit sehr gestiegen ist (durchschnittlich 10 Waldmesser
zu 4 bis 6 r. und 10 bis 12 Doll. baar). Um eine so hohe Summe durch
Verkauf von Wachs, Harz und Ab a cä zu beschaffen, braucht der Bräutigam