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 Reis  Halm  für  Halm  (wie  in  Java),  mit  einem  eigenthümlich  geformten  
 Messer,  oder  in  Ermangelung eines  solchen,  mit der scharfrandigen Klappe  
 einer  in  den  Gräben  der  Reisfelder  lebenden Muschel*);  man  braucht  sich  
 nur  zu  bücken  ,  um  sie  aufzunehmen. 
 Ein  Quinon  bestes  Reisland  gilt  60— 100  Dollars  (8  bis  13  Thaler  per  
 Morgen).  Am   theuersten  sind  Rieselfelder  auf  Anhöhen,  die  nicht wie  die  
 Felder  in. der  Ebene  verheerenden Ueberschwemmungen  ausgesetzt  sind,  
 und  so  bewirthschaftet werden  können,  dass  ihre  Frucht  zur Zeit der  höchsten  
 Preise  reift. 
 A u f  vier  Topones  (1  Topon —   1  Loan)  pflanzt man  1  Ganta  und  erntet  
 100 Manojos  (Bündel),  die je   y 2  Ganta  Reis  geben,  also  das  fünfzigste  
 Korn.  Man  darf die  alte Ganta  von Naga wohl  =   1 »/2 Gantas setzen,  dann  
 berechnet  sich der Ertrag auf 75  Cabanes per Quinon,  etwa 9%  Scheffel per  
 Morgen,  ungefähr  soviel wie  in  Preussen. [71]  In  Büchern  werden  gewöhnlich  
 250  Cabanes  als  Ertrag  eines  Quinon  angegeben,  als D u r c h s c h n i t t   
 wohl  eine  Uebertreibung.  Die  Ergiebigkeit  der  Felder  ist  allerdings  eine  
 sehr  verschiedene,  aber wenn man  erwägt,  dass  die A e cker in den  Philippinen  
 nie  gedüngt werden,  sondern  zur  Erhaltung  ihrer  Fruchtbarkeit  ausschliesslich  
 auf den durch  die Ueberfluthungen  aus  den Bergen  ihnen  zug e-  
 fuhrten  Schlamm  angewiesen  sind,  so mögen  obige  Zahlen  dem wirklichen  
 Durchschnitt  wohl  eher  entsprechen.  In  Java  beträgt  in  vielen  Provinzen  
 die  Ernte nur  50 Cabanes per Quinon,  in manchen freilich das Dreifache**);  
 in  China bei sorgfältigster Kultur und  reichlicher Düngung  180 Cabanes.***)  
 Ausser Reis wird  C am o t e   (süsse Kartoffel,  Convolvulus  batatas)  gebaut,  
 die wie Unkraut wuchert,  ja  sie wird zuweilen sogar angepflanzt,  um  auf dem  
 zum  K a ffe e -,  C a cao -  oder  Abacabau  bestimmten  Boden  das  Unkraut  zu  
 vertilgen.  Sie  breitet  sich  zu  einem  dichten  Teppich  aus,  und  ist,  da  die  
 Ausläufer  Wurzel  schlagen  und  Knollen  bilden,  eine  fast  unversiegbare  
 Vorrathskammer  für  den  Besitzer,  der  das  ganze  Jahr  hindurch  seinen  Bedarf  
 dem  Felde  entnehmen  kann.  Au ch Gabi  (Caladium),  Ubi  (Dioscorea),  
 Mais  und  zwei Arum -A r ten   sind  Gegenstände  des Feldbaus. 
 Nach  der  Reisernte  werden  B ü ffe l,  Pferde  und  Rinder  auf die  Felder  
 gelassen.  Während  des  Reisbaues  bleiben  sie  in  den  Gogonales',  Rohrsteppen, 
   die  namentlich  dort  entstehn,  wo  für  den  Bau  von  Bergreis 
 *)  Wahrscheinlich Anodonta purpurea Val.  nach  v.  Martens. 
 **)  630 Pfund per Bänder.  De Ryst, Maatsch.  tot  npt  S.  13. 
 ***)  Scherzer Fachmännische Berichte A.  91. 
 71)  Das  Mittel  der  Durchschnittsemten  in  den  zwölf  preussischen  Provinzen  ist  9,211  
 Scheffel  Getreide per Morgen.  (Nassau  und Hohenzollfrn nur  7,98  und  7,19). 
 IN  CAMARINES. 123 
 gelichtete  Stellen wieder  verlassen  werden.  Gogo  ist  der Name eines  7  bis  
 8'  hohen  Rohres  (Saccharum  sp.).  Transport  findet  dann  fast  nicht  statt,  
 weil während  der Regenzeit  die  W eg e   nicht  benutzbar  sind  und  das  Vieh  
 nichts  zu  fressen  fände.  Der  Indier  füttert  sein  Vieh  nicht;  er  lässt  es  verhungern, 
   wenn  es  sich  nicht  selbst  erhalten  kann.  In  der  nassen  Jahreszeit  
 kommt  es  nicht  selten  v o r ,  dass  ein B ü ffe l,  während  er  den Karren  zieht,  
 vor Hunger  zusammenstürzt.  Ein  Büffel  kostet  7— 10  Dollars,  ein Pferd  
 I0— 20,  eine Kuh  6— 8.  Sehr  schöne Pferde  bezahlt man mit  30— 50 Dollars, 
   ausnahmsweise  sogar bis 80 Dollar,  doch werden  die hiesigen Pferde in  
 Manila  nicht  geschätzt,  weil  sie  nicht  aushalten;  das  schlechte Wasser,  das  
 schlechte Heu und die grössere Hitze daselbst,  richten sie  schnell zu Grunde,  
 sonst würde  es  vortheilhaft  sein,  Pferde  in  der  guten  Jahreszeit nach Manila  
 zu  verschiffen,  wo  sie  etwa  das Doppelte kosten.  Nach Morga  (f.  130)  gab  '  
 es weder  Pferde  noch Esel  auf der  Insel,  bis  die  Spanier  sie  aus  China  und  
 Neu-Spanien  einführten. [72]  Erstere  waren  klein  und  bösa rtig;  auch  aus  
 Japan wurden Pferde bezogen,  »nicht  schnell  aber  stark mit  grossen Köpfen  
 und  dicker Mähne,  wie  Friesen  aussehend«. [72]  Die Pferde vermehrten sich  
 schnell,  die  im  Lande  geborenen,  meist  von  gekreuzter Rasse,  schlugen  
 gut  ein. 
 Das  Rindvieh  ist  gewöhnlich  in  den  Händen  Einzelner.  E s   giebt  in  
 Camarines  Individuen,  welche  1000  bis  3000  Stück  besitzen,  in  der Provinz  
 ist  es  kaum  verkäuflich,  doch wird  es  seit  einigen  Jahren mit Vortheil  
 nach  Manila  ausgeführt.  Das  Rindvieh  der  Provinz  ist  klein  aber  wohlschmeckend, 
   zur  Arbeit  wird  es  nie  benutzt,  auch  die Kühe werden  nicht  
 gemolken.  Die  Indier  ziehen  das  Büffelfleisch  dem Rindfleisch  vor,  essen  
 es  aber nur an Festtagen,  gewöhnlich geniessen  sie nur Fische,  Krebsthiere,  
 Muscheln  und wilde Kräuter  zum Reis. 
 Die  a lte ,  von  den  Spaniern  vor  Jahrhunderten  eingeführte  Rasse  von  
 Schafen hält sich gut und vermehrt sich leich t;  die gelegentlich von Shanghai  
 und  Australien  gebrachten  stehn  im  R u fe ,  nicht  so  gu t  auszudauern;  sie  
 sollen  unfruchtbar  se in ,  gewöhnlich  bald  sterben.  In Manila  ist Hammel72) 
   Mehr  als hundert  Jahre  später  berichtet  Pater  Taillandier:  »die  Spanier haben  aus  
 Amerika Kühe,  Pferde  und  Schafe  kommen lassen,  aber diese Thiere können dort nicht leben,  
 wegen der  Feuchtigkeit  und  der  Ueberschwemmungen. «  Letzteres soll  sich wohl nur  auf  die  
 Schafe beziehen.  >—   (Taillandier  au  père Willard,  Lettres  édifiantes.) 
 73)  Gegenwärtig  sollen  die chinesischen Pferde plump,  grossköpfig,  buschig, behaart,  die  
 japanischen  zierlich,  ausdauernd,  den arabischen ähnlich  sein.  Gute Manilapferde  entsprechen  
 letzterem  Typus  und  werden  in  den  chinesischen  Hafenplätzen  von den Europäern  sehr  ge-  
 schätzt.