122 ACKERBAU UND VIEHZUCHT
Reis Halm für Halm (wie in Java), mit einem eigenthümlich geformten
Messer, oder in Ermangelung eines solchen, mit der scharfrandigen Klappe
einer in den Gräben der Reisfelder lebenden Muschel*); man braucht sich
nur zu bücken , um sie aufzunehmen.
Ein Quinon bestes Reisland gilt 60— 100 Dollars (8 bis 13 Thaler per
Morgen). Am theuersten sind Rieselfelder auf Anhöhen, die nicht wie die
Felder in. der Ebene verheerenden Ueberschwemmungen ausgesetzt sind,
und so bewirthschaftet werden können, dass ihre Frucht zur Zeit der höchsten
Preise reift.
A u f vier Topones (1 Topon — 1 Loan) pflanzt man 1 Ganta und erntet
100 Manojos (Bündel), die je y 2 Ganta Reis geben, also das fünfzigste
Korn. Man darf die alte Ganta von Naga wohl = 1 »/2 Gantas setzen, dann
berechnet sich der Ertrag auf 75 Cabanes per Quinon, etwa 9% Scheffel per
Morgen, ungefähr soviel wie in Preussen. [71] In Büchern werden gewöhnlich
250 Cabanes als Ertrag eines Quinon angegeben, als D u r c h s c h n i t t
wohl eine Uebertreibung. Die Ergiebigkeit der Felder ist allerdings eine
sehr verschiedene, aber wenn man erwägt, dass die A e cker in den Philippinen
nie gedüngt werden, sondern zur Erhaltung ihrer Fruchtbarkeit ausschliesslich
auf den durch die Ueberfluthungen aus den Bergen ihnen zug e-
fuhrten Schlamm angewiesen sind, so mögen obige Zahlen dem wirklichen
Durchschnitt wohl eher entsprechen. In Java beträgt in vielen Provinzen
die Ernte nur 50 Cabanes per Quinon, in manchen freilich das Dreifache**);
in China bei sorgfältigster Kultur und reichlicher Düngung 180 Cabanes.***)
Ausser Reis wird C am o t e (süsse Kartoffel, Convolvulus batatas) gebaut,
die wie Unkraut wuchert, ja sie wird zuweilen sogar angepflanzt, um auf dem
zum K a ffe e -, C a cao - oder Abacabau bestimmten Boden das Unkraut zu
vertilgen. Sie breitet sich zu einem dichten Teppich aus, und ist, da die
Ausläufer Wurzel schlagen und Knollen bilden, eine fast unversiegbare
Vorrathskammer für den Besitzer, der das ganze Jahr hindurch seinen Bedarf
dem Felde entnehmen kann. Au ch Gabi (Caladium), Ubi (Dioscorea),
Mais und zwei Arum -A r ten sind Gegenstände des Feldbaus.
Nach der Reisernte werden B ü ffe l, Pferde und Rinder auf die Felder
gelassen. Während des Reisbaues bleiben sie in den Gogonales', Rohrsteppen,
die namentlich dort entstehn, wo für den Bau von Bergreis
*) Wahrscheinlich Anodonta purpurea Val. nach v. Martens.
**) 630 Pfund per Bänder. De Ryst, Maatsch. tot npt S. 13.
***) Scherzer Fachmännische Berichte A. 91.
71) Das Mittel der Durchschnittsemten in den zwölf preussischen Provinzen ist 9,211
Scheffel Getreide per Morgen. (Nassau und Hohenzollfrn nur 7,98 und 7,19).
IN CAMARINES. 123
gelichtete Stellen wieder verlassen werden. Gogo ist der Name eines 7 bis
8' hohen Rohres (Saccharum sp.). Transport findet dann fast nicht statt,
weil während der Regenzeit die W eg e nicht benutzbar sind und das Vieh
nichts zu fressen fände. Der Indier füttert sein Vieh nicht; er lässt es verhungern,
wenn es sich nicht selbst erhalten kann. In der nassen Jahreszeit
kommt es nicht selten v o r , dass ein B ü ffe l, während er den Karren zieht,
vor Hunger zusammenstürzt. Ein Büffel kostet 7— 10 Dollars, ein Pferd
I0— 20, eine Kuh 6— 8. Sehr schöne Pferde bezahlt man mit 30— 50 Dollars,
ausnahmsweise sogar bis 80 Dollar, doch werden die hiesigen Pferde in
Manila nicht geschätzt, weil sie nicht aushalten; das schlechte Wasser, das
schlechte Heu und die grössere Hitze daselbst, richten sie schnell zu Grunde,
sonst würde es vortheilhaft sein, Pferde in der guten Jahreszeit nach Manila
zu verschiffen, wo sie etwa das Doppelte kosten. Nach Morga (f. 130) gab '
es weder Pferde noch Esel auf der Insel, bis die Spanier sie aus China und
Neu-Spanien einführten. [72] Erstere waren klein und bösa rtig; auch aus
Japan wurden Pferde bezogen, »nicht schnell aber stark mit grossen Köpfen
und dicker Mähne, wie Friesen aussehend«. [72] Die Pferde vermehrten sich
schnell, die im Lande geborenen, meist von gekreuzter Rasse, schlugen
gut ein.
Das Rindvieh ist gewöhnlich in den Händen Einzelner. E s giebt in
Camarines Individuen, welche 1000 bis 3000 Stück besitzen, in der Provinz
ist es kaum verkäuflich, doch wird es seit einigen Jahren mit Vortheil
nach Manila ausgeführt. Das Rindvieh der Provinz ist klein aber wohlschmeckend,
zur Arbeit wird es nie benutzt, auch die Kühe werden nicht
gemolken. Die Indier ziehen das Büffelfleisch dem Rindfleisch vor, essen
es aber nur an Festtagen, gewöhnlich geniessen sie nur Fische, Krebsthiere,
Muscheln und wilde Kräuter zum Reis.
Die a lte , von den Spaniern vor Jahrhunderten eingeführte Rasse von
Schafen hält sich gut und vermehrt sich leich t; die gelegentlich von Shanghai
und Australien gebrachten stehn im R u fe , nicht so gu t auszudauern; sie
sollen unfruchtbar se in , gewöhnlich bald sterben. In Manila ist Hammel72)
Mehr als hundert Jahre später berichtet Pater Taillandier: »die Spanier haben aus
Amerika Kühe, Pferde und Schafe kommen lassen, aber diese Thiere können dort nicht leben,
wegen der Feuchtigkeit und der Ueberschwemmungen. « Letzteres soll sich wohl nur auf die
Schafe beziehen. >— (Taillandier au père Willard, Lettres édifiantes.)
73) Gegenwärtig sollen die chinesischen Pferde plump, grossköpfig, buschig, behaart, die
japanischen zierlich, ausdauernd, den arabischen ähnlich sein. Gute Manilapferde entsprechen
letzterem Typus und werden in den chinesischen Hafenplätzen von den Europäern sehr ge-
schätzt.