
fallenden zu übernehmen. Noch mit dem Bau von Bigan beschäftigt, sieht
er die Flotte des grossen chinesischen Seeräubers Limahön, der sich der
Kolonie bemächtigen wollte, 62 Schiffe mit zahlreicher Mannschaft, an der
Küste vorüberfahren. Sofort eilt er mit allen in der Nachbarschaft zu -
sammengerafften Anhängern nach Manila, wo er an Stelle des bereits gefallenen
Maestro de Campo zum Befehlshaber der Truppen ernannt, die
Chinesen aus der von ihnen zerstörten Stadt vertreibt. Sie ziehn sich nach
Pangasinän zurück, Salcedo verbrennt ihre Flotte; nur mit genauer Noth
gelingt es ihnen zu entkommen.
1576 starb dieser »Cortes der Philippinen«. (Zuniga)
Abgesehen von den Geistlichen, bestanden die ersten Ankömmlinge
nur aus Beamten, L an d -u n d Seesoldaten (Morga 159); ihnen fiel daher
auch der hohe Gewinn am Chinahandel zu. Manila war der Stapelplatz
desselben und zog einen grossen Theil des hinterindischen an sich, den die
Portugiesen durch ihre Grausamkeiten aus Malacca verscheucht hatten. Die
Portugiesen sassen zwar in Macao und in den Molukken, es fehlte ihnen
aber die von den Chinesen fast ausschliesslich begehrte Remesse, das Silber
nämlich, das Manila aus Neu-Spanien erhielt.
1580 fiel überdies Portugal mit allen seinem Kolonien an die spanische
Krone. Der Zeitraum von diesem Ereigniss bis zum Abfall Portugals
(1580-1640) bezeichnet zugleich die höchste relative Machtstellung der
Philippinen. Der Guvernör von Manila gebot über einen Theil von Mindanao,
Sulu, die Molukken, Formosa, und die ursprünglich portugiesischen
Besitzungen in Malacca und Vorderindien. » Alles was vom Kap v. Sincapura
bis Japan liegt, hängt von Luzon a b ; seine Schiffe befahren die Meere, gehn
nach China, nach Neu-Spanien, und treiben so reichen Handel, dass man
ihn, wenn er frei wäre, den bedeutendsten der Welt nennen könnte.« (Grav
30). »Es ist unglaublich, welchen Ruhm diese Inseln der spanischen Krone
verleihen. Der Guvernör der Philippinen unterhandelte mit den Königen
von Cambodia, Japan, China, ersterer war sein Verbündeter, letzterer sein
Freund, sowie der von Japan. Er erklärte Krieg und Frieden ohne Befehl
aus dem fernen Spanien abzuwarten.« — A b e r schon begannen die Niederländer
den Kampf, den sie gegen Philipp II. führten, in jenen fernen Erdwinkel
zu tragen, und bereits 1610 klagt di los Rios, dass er seit 30 Jahren
das Land wegen der Fortschritte der Holländer sehr verändert fände. Auch
die Moros von Mindanao und Sulu wurden, von den Niederländern
unterstützt, immer unbequemer (Carillo 3). Mit dem Abfall Portugals
gingen auch die portugiesischen Kolonien wieder verloren. Die spanische
Politik, das Priesterregiment, der Neid der spanischen Kaufleute und Gewerbetreibenden
that das Uebrige um die Entwickelung des Ackerbaus
und des Verkehrs zu hemmen — vielleicht zum Glück für die Eingeborenen.
Die spätere Geschichte der Philippinen ist in ihren Einzelheiten eben
so uninteressant und unerfreulich als die der spanisch-amerikanischen Besitzungen.
Fruchtlose Expeditionen gegen Seeräuber, Streitigkeiten zwischen
den geistlichen und weltlichen Behörden, bilden den Hauptstoff. [18']
»Als die ersten Zeiten des Glaubens und Waffenruhmes vorüber waren
, ergriff elende Selbstsucht die Gemüther, Veruntreuungen wurden zur
Regel, die meisten derjenigen, die später nach diesen entlegenen Besitzungen
gingen, pflegten aus der Hefe der Nation zu bestehen.*) Die spanischen
Schriftsteller sind voll von Schilderungen jener traurigen Gesellschaft, die
hier nicht wiederholt zu werden brauchen.
Von äussern Feinden, ausgenommen von Seeräubern, ist die Kolonie
kaum belästigt worden. In frühester Zeit unternahmen die Holländer einige
Angriffe gegen die Bisayas. 1762 (im Kriege über den Bourbomschen
Familienpakt) erschien plötzlich eine englische Flotte vor Manila und bemächtigte
sich ohne Mühe der überraschten Stadt. Die Chinesen hielten zu
den Engländern, unter den Indiern bricht ein grösser Aufstand a u s , die
Kolonie von einem schwachen Erzbischof interimistisch regie rt, schwebt
in grösser Gefahr. Einem energischen Patrioten, dem Kanonikus Anda g e lingt
es aber, die Indier der Provinz gegen die Fremden aufzureizen. Von
den Geistlichen eifrig geschürt, wächst der Widerstand so, dass die tha t-
sächlich in der Stadt eingeschlossenen Engländer froh sin d , abziehen zu
können, als im folgenden Jahre die Nachricht des Friedensschlusses aus
Europa eintrifft. Inzwischen hatten die durch die Invasion hervorgerufenen
Aufstände sehr an Ausdehnung gewonnen; erst 1765 gelang es durch Aufhetzen
der verschiedenen Stämme gegen einander, ihrer Herr zu werden.
Die Provinz Ylocos soll dabei 269,270 Personen, die Hälfte ihrer Bevölkerung,
verlorern haben. (Zuniga).
Härten und Taktlosigkeiten der Regierung und ihrer Werkzeuge,
auch abergläubische Missverständnisse haben unter den Eingeborenen
manchen Aufstand hervorgerufen, wohl keinen indessen von ernster Gefahr
für die spanische Herrschaft. Die Unruhen blieben immer auf einzelne Ge*)
Herzog von Almodovar Informe I. HI. 199.
1671 v. Chamisso (Bemerkungen und Ansichten S. 72) weiss es dem Uebersetzer des Zuniga
Dank, dass er ihn der Pflicht überhoben bei dieser eklen Geschichte zu verweilen; doch ist
Zuniga’s Erzählung immer noch verhältnissmässig kurz und sachlich; die mit Hecht abgekürzte
engl. Uebersetzung enthält viele Fehler.