
 
        
         
		wenn  es  durchaus  geschehen  muss,  mit  der  grössten  Rücksicht  und  ganz  
 allmälig.  [76] 
 Der Geruchsinn  ist bei  den  Indiern in  so hohem Grade entwickelt,  dass  
 sie  im  Stande  sind  durch  Beriechen  der Taschentücher  zu  erkennen,  welcher  
 Person  sie  angehören,  (Reisesk.  pg.  39).  Verliebte  tauschen  beim  
 Abschied  Stücke  getragener  Wäsche  aus ,  und  schlürfen  während  der  
 Trennung den Geruch des geliebten Wesens ein,  ebenso bei dem Küssen. [77] 
 76)  Die Scheu  den  Schlafenden  zu wecken  beruht wohl  auf  dem  sehr verbreiteten Aberglauben, 
   dass  im Traume die  Seele  den  Körper  verlasse  (zahlreiche Beisp.  davon  in Bastian5s  
 Werken).  Bei  den Tinguianes  (Nord-Luzon)  lautet  der  ärgste  aller Flüche: mögest Du schlafend  
 sterben  (Informe  I,  14). 
 77)  Lewin,  (Chittagong Hill  tracts  1869.  S.  46,)  erzählt  von  den  dortigen  Bergvölkern:  
 »Ihre Art  zu küssen ist  sonderbar:  statt Lippe  an Lippe  zu pressen,  legen  sie Mund  und Nase  
 auf  die Wange,  und  ziehn  den Athem  stark  ein.  In  ihrer  Sprache  heisst  es nicht:  Gieb mir  
 einen Kuss,  sondern:  rieche mich.« 
 FÜNFZEHNTES  KAPITEL 
 VORGESCHICHTLICHE  UEBERRESTE.  —   HOHER WERTH  ALTER  GEFÄSSE.  —   
 TROPFSTEINHÖHLEN  IM  YAMTIK.  —  REISEN IN NORD-CAMARINES.  BERGBAU. 
   —   GOLD.  —   BLEIGLANZ.  —   ROTHBLEI.  —   KUPFER.  HÜTTENPROZESS  
 DER  YGORROTEN.  —   ESSBARE  VOGELNESTER. 
 t   r on  Naga  aus  besuchte  ich  den  Cura  von  Libmänan  (Ligmanan),  der  V Dichtertalent  und  den  Ruf  eines Naturforschers  besass.  Er  sammelte  
 und  taufte  hübsche  Käfer  und  Muscheln,  und  widmete  den  zierlichsten  
 kleine  Sonnete.  E r   erzählte mir Folgendes; 
 1851  wurde  beim  Anlegen  einer  Strasse  etwas  unterhalb  Libmänan,  
 an  einer  Stelle  Poro  genannt,  100'  vom  Fluss  entfernt,  unter  4'  Dammerde  
 ein Muschellager  aufgegraben.  Es  bestand  aus  Cyrenen  (C.  suborbiculans  
 Busch.)  einer  zur  Familie  der  Cycladen  gehörigen  Gattung  von  Zweischa-  
 lern,  die  nur  in  warmen  Gewässern  vorkommt  und  namentlich  in  den  
 brackisclien  der Philippinen ausserordentlich  häufig  ist.  Bei dieser Gelegenheit  
 fand man  in  Tiefen von  1V2 bis 3Y2 Fuss zahlreiche Ueberreste früherer  
 Bewohner;  Schädel,  Gerippe,  Knochen  von  Menschen  und  T h ie ren ,  ein  
 Schenkelbein  eines  Kindes  in  einer  Spiral«?  von  Messingdraht  steckend,  
 mehrere Hirschgeweihe,  schön geformte  Schüsseln  und  Gefässe,  zum Theil  
 bemalt,  wahrscheinlich  chinesischen Ursprungs,  gestreifte  Armbänder  aus  
 einem  weichen  gypsartigen  kupferrothen  Gestein,  glänzend,  als wären  sie  
 gefirnisst *);  kleine Messer  von  Kupfer,  aber  kein Eisengeräth,  mehrere  in  
 der Mitte  durchbohrte  b re ite ,  flache  S te in e ;]76]  auch  einen Keil  aus  v e r - 
 *)  Vielleicht  Topfstein,  der  in  China  zur Anfertigung billigen Schmucks dient;  gypsar-  
 tig bezieht sich wohl nur  auf den  Härtegrad. 
 76)  In  der  Christy’schen  Sammlung  in  London  sah  ich  an  einer  Vorrichtung  aus  den  
 Schifferinseln  einen  derartigen  Stein  geschickt  verwendet,  um  Vorräthe  gegen  Ratten  und  
 Mäuse  zu  schützen:  man  zieht  eine Schnur  durch den Stein, befestigt das  eine Ende  derselben  
 an  der Decke  der Wohnung,  hängt am ändern  die  aufzubewahrenden Gegenstände  auf.  Em  
 Knoten  in  der Mitte  der  Schnur  verhindert  ihn  weiter hinabzugleiten,  jede Berührung bringt  
 ihn  aus  dem  Gleichgewicht,  es  ist den Ratten  nicht möglich über ihn  fort zu klettern.  Eine  
 ähnliche  auf  den  Viti-Inseln  gebräuchliche  Vorrichtung,  aber von  Holz,  ist  im Atlas  zu Du-  
 mont d’Urville Voy.  au Pole  sud p   95  abgebildet.