
die Eingeborenen von ihrem Aberglauben in Betreff des Vulkanes zu
heilen, die Ersteigung versucht haben; der erste kam nicht weit, der zweite,
Pater Estevan Solis erreichte zwar nicht den Gipfel, da drei tiefe Schlünde
ihm den W e g versperrten, aber auf die blosse Erzählung seiner Abenteuer
bekehrten sich hundert Eingeborene zum Christenthum, er starb indessen
noch in demselben Jahre »an den Folgen der mannichfachen Temperaturen
« denen er bei Besteigung des Berges ausgesetzt gewesen.
In manchen Büchern heisst e s , der Berg sei beträchtlich h o ch , in ändern,
auch noch im Estado geografico der Franziskaner von 1855, wo man
die gedankenlose Wiederholung eines so groben Druckfehlers nicht erwarten
so llte , ist zu lesen, dass seine Höhe nach den Messungen des Capt.
Siguenza 1682 Fuss betrage. Die von diesem trefflichen Hydrographen
wirklich ermittelte Höhe habe ich nirgends gefunden. Nach meinen Barometermessungen
beträgt die Meereshöhe der Gipfelplatte, die aber noch
von einzelnen Pfeilern überragt wird, 2374 Meter = 8559 span. Fuss, =
7564 Rh. Fuss.
Der erste Ausbruch des Mayon oder Albay, den Al. Perrey verzeichnet, ist
vom Februar 1616: »Anchoras suas 19. Februarij ad maximam insulam projecerunt,
quae Lucon appellatur, et in qua sita est urbs M an ila videruntque
incredibilis altitudinis montem perpetuo igne flagrantem, Alb a c a nomine, ple-
num sulphure (Nach Spilbergens Reise in Th. de Bry Americae t. XI.) App.
p. 26 Francf. 1620 Fol.«
Am 23. October 1766 fand ein furchtbarer Ausbruch statt, der die Ortschaft
Malinäo gänzlich zerstörte, und in Cagsäua, Camälig, Budiäo, Guinobätan,
Polängui und Ligäo grosse Verheerungen anrichtete. Nach einem Brief des Al-
kalden der Provinz (Legentil II, S. 14 giebt eine Uebersetzung, Al. Perrey S. 71
einen Auszug aus dieser) entzündete sich der Berg am 20. Juli und brannte 6
Tage lang. Die Flamme hatte zuerst die Gestalt einer Pyramide, allmälig wurde
sie niedriger, die Spitze erschien entflammt. Vom Gipfel ergoss sich nach Osten
ein Lavastrom, der 120 Fuss breit zu sein schien, und 2 Monate lang beobachtet
wurde. Am 23. October spie der Vulcan während eines sehr heftigen Sturmes,
der gegen 7 Uhr Abends aus WNVV. begann und um 3 Uhr Morgens plötzlich
nach S. umsprang und dabei alle Hütten des Dorfes zerstörte, eine so gewaltige
Menge Wasser aus, dass zwischen Tibog und Albäy mehrere Flüsse von 30 Varas
Breite entstanden, die mit grösser Wasserfulle und Gewalt in das Meer liefen und
bei Fluth nicht zu durchfurthen waren. . . . »Zwischen Bacacäy und Malinäo betrug
die Breite der Flüsse über 80 Varas. Von Cemälig nach dem Innern von
Sayaras Provinz Naya, ist das Land so verändert, dass man die Strassen nicht
wieder erkennt. Malinäo ist gänzlich zerstört, fast alle Hütten fortgerissen, die
Felder sind mit Sandhaufen bedeckt; ein Drittel von Cagsäva ist gleichfalls vernichtet,
der Ueberrest bildet eine Insel oder vielmehr einen von tiefen breiten
Schluchten umgebenen Berg, durch welche der Strom von Sand und Wasser geflossen
ist. Dieser Strom hat in Cemälig, Guinobatam, Liga und Bolangui noch
grössere Verheerungen angerichtet. . . Im SW. sind die Palmen und ändere
Bäume bis an ihre Wipfel begraben worden. . . . In Albay wurden 18, in Malinäo
über 30 Leichname gefunden. . . es hat allen Anschein, dass die unge
heuere Wassermasse aus dem Innern des Vulkans gekommen ist. . .«
1800 fand abermals ein verheerender Ausbruch statt, der Berg schleuderte
viel Steine, Sand und Asche aus (Fr. Aragoneses).
Der Ausbruch vom 1. Febr. 1814 war aber bei weitem der schlimmste. Al.
Perrey S. 85 giebt einen Auszug aus der Beschreibung eines Augenzeugen.*) Um
g Uhr Morgens warf der Berg plötzlich eine dicke Säule von Steinen, Sand und
Asche aus, die sich schnell bis in die höchsten Luftschichten erhob. . . Die Seiten
des Vulkans verschleierten sich und verschwanden vor unsem Blicken. Ein Feuerstrom
stürzte vom Berge herab und drohte uns zu vernichten. . . Alles floh und
suchte die höchsten Punkte auf. Das gewaltige Geräusch des Vulkans setzte alles
in Schrecken. Die Finstemiss nahm zu . . die Fliehenden wurden zum 1 heil von
den herabfallenden Steinen erschlagen.. . die Häuser gewährten keinen Schutz,
da die glühenden Steine sie in Brand steckten. So wurden die blühendsten Ortschaften
von Camarines in Asche gelegt. Gegen 10 Uhr hörte das Herabfallen
der grossen Steine auf, ein Sandregen trat an die Stelle; um halb zwei Uhr
liess das Getöse etwas nach , der Himmel klärte sich allmälig auf. . Der Boden
war mit Leichen und Schwerverwundeten bedeckt, in der Kirche von Budiäo
waren 200, in einem Hause desselben Ortes 35 Personen umgekommen. Fünf
Ortschaften in Camarines sind gänzlich, Albay zum grossen Theil zerstört.
Zwölftausend Personen kamen um, viele sind schwerverwundet, die Ueber-
lebenden haben alles verloren. Der Anblick des Vulkans ist traurig und
schrecklich, seine vorher so malerischen, reich bebauten Abhänge sind mit
Sand bedeckt, furchtbar dürr . . die Schicht von Steinen und Sand ist 10 bis 12
Varas dick. Wo früher das Dorf Budiäo stand, sind die Kokosbäume bis an ihre
Wipfel begraben. In den ändern Dörfern ist die Schicht nicht weniger als eine
halbe Elle dick. . . Die Spitze des Vulkans hat, so weit ich es beurtheilen kann,
über 120 Fuss an Höhe verloren, an der Südseite entdeckt man eine ungeheure
Oeffnung; drei andre Mündungen haben sich in geringer Entfernung vom Hauptschlunde
aufgethan: sie stossen noch Asche und Rauch aus . . . die schönsten
Ortschaften von Camarines und der beste Theil der Provinz sind in eine unfruchtbare
Sand wüste verwandelt.« — Im Estado geogr. ist ein Auszug aus der Schrift
eines ändern Augenzeugen, Pater Franc. Tubino, aus Guinobätan von 1816 enthalten
; es heisst darin: Nach häufigen Erdstössen am vorhergehenden Abend und
starken Erschütterungen am Morgen spie der Berg plötzlich aus seinem Rachen
etwas wie Schnee aus, das sich pyramidenförmig erhob, und die Gestalt eines
schönen Federbusches annahm. Da die Sonne hell schien, so gewährte die
vernichtende Erscheinung verschiedene schöne Anblicke. Der Berg war an seinem
Fuss schwarz, weiter aufwärts dunkel, in der Mitte bunt, oben aschfarben.
Während der Betrachtung des Schauspiels wurde ein heftiger Erdstoss verspürt,
gefolgt von starkem Donner. Der Berg fuhr fort Lava mit Gewalt auszustossen,
während die Wolke, die er bildete, sich allmälig vergrösserte. Die Erde wurde
verdunkelt, die Luft brannte, man sah aus der Erde Blitze und Funken kommen,
die sich durchkreuzten und ein furchtbares Gewitter bildeten. Darauf folgte unmittelbar
ein Regen von grossen, brennenden und verbrannten Steinen, die
alles was sie trafen vernichteten und verbrannten, bald darauf kleinere Steine,
Sand und Asche. Dies währte über drei Stunden, die Dunkelheit etwa fünf.
*) Francisco Aragoneses Suceso espantoso y memorable acaecido en la provincia de Camarines
el dia ide Febrero 1814.