
ausser der Doctrina christiana auch nichts gelernt, und ist doch in ihrer
Jugend eines der reizendsten Wesen. Der Grund liegt wohl eher in der
Zwitterstellüng der Mestizin: von den weissen Frauen wird sie hochmüthig
zurückgestossen, während sie selbst ihre mütterlichen Verwandten ve r-
läugnet. Ihrem Auftreten fehlt die Sicherheit, der richtige Takt, den
die Süd-Europäerin in allen Lebensverhältnissen zeigt.
D ie Mestizen, besonders die von Chinesen und Tagalinen, bilden den
reichsten, unternehmendsten Theil der einheimischen Bevölkerung; sie
kennen alle guten und schlechten Eigenschaften des Eingeborenen und
beuten sie rücksichtslos für ihre Zwecke aus.
Kleines tagalisches Mäachen. Phot.
VIERTES KAPITEL
S t e l l u n g d e r E u r o p ä e r u n d e i n g e b o r e n e n in e n g l i s c h e n , h o l l ä n -
■DISCHEN UND SPANISCHEN KOLONIEN. — EINFLUSS DER SPANISCHEN
I k OLONIALPOLITIK AUF DIE SITTEN DER EINGEBORENEN. BEQUEMLICHKEIT
DES LEBENS. — KOKOSPALME, BAMBUS.
j T - 'i n schottischer Grosshändler, dem ich empfohlen war, bot mir mit
I i v so überzeugender Liebenswürdigkeit sein Haus und seine Gastfreundschaft
an, dass ich nicht umhin konnte sie anzunehmen. Obgleich ich mich
[dadurch unter dem Schutz eines der reichsten und geachtetsten Männer
[der Stadt befand, verlangten dennoch die Miethskutscher für jede Fahrt
[Vorausbezahlung. Dies Misstrauen liess auf die geringe Achtung schliessen,
[die die Mehrzahl der hiesigen Europäer den Einheimischen einflösst.
[zahlreiche spätere Beobachtungen bestätigten diese Vermuthung. Wie
[anders ist.e s in Java und Singapore! Die Ursache lässt sich vielleicht
¡erklären:
Holländer können sich ebensowenig als Engländer in heissen E rd -
Istrichen akklimatisiren; sie beuten die Länder a u s , in denen sie nur v o r-
[ übergehend weilen, jene durch Frohnden und Monopole, diese durch
¡Handel; in beiden Fällen genügen aber wenige, durch die Grösse ihrer
¡Unternehmungen oder ihre amtliche Stellung durch Reichthum und B il-
jd u n g hoch über der Masse der Bevölkerung stehende Individuen. In Java
■sind überdies die Europäer der Mehrzahl nach Regierende, die Einge—
iborenen Reg ie r te ; aber auch in S ing ap o re, wo beide gesetzlich gleich—
■stehn, wissen sich die wenigen Weissen so entschieden auf der Höhe zu
■halten, dass ihnen, wenn auch nicht durch das G e s e tz , doch im V e r—
■kehr alle Vorrechte einer höheren Kaste ohne Widerspruch eingeräumt
■werden. Die Verschiedenheit der Religion vergrössert die Kluft. E n d -
| lieh sprechen dort alle Europäer die Landessprache, während die E in -
Bgeborenen die der Fremden nicht verstehn. Die holländischen Beamten
■werden schon in der Heimat in besonderen Schulen für den Dienst in
■ Ostindien erzogen; die Kunst mit den Eingeborenen umzugehen, die
■Aufrechthaltung des »Prestige«, das für das eigentliche Geheimniss der