
154 RÜSTE VON NöSD-CAMAEINES.
Gegen meinen Wurtsch den Berg zu besteigen wurden grösSe Schwierigkeiten
geltend gemacht; schwerlich könne es in den nächsten Wöchen
geschehn, weil A lle mit Vorbereitungen zum Osterfest beschäftigt seien.
D a mich diese Einwendungen nicht überzeugten, so fand sich am nächsten
Morgen ein triftigerer Grund. Inländische Schuhe sind im Schlamm, namentlich
zu Pferde, wohl zu brauchen; beim Bergsteigen aber, auf rauhem
Boden, halten sie nicht einen T a g . Das einzige noch übrige Paar starker
europäischer S ch uhe, das ich für besondere Zwecke aufgespart, hatte
mein Bedienter, der nicht gern Berge stieg, verschenkt, weil er fürchtete
sie möchten viel zu schwer für mich sein.
Von Barceloneta bis Cabusäo behält der Strand denselben Charakter
wie zwischen Daet und Colasi. Seine Richtung ist aber N S . Der Boden,
sandiger T h o n , ist mit einer dicken Schicht zerbrochener Zweischaler bedeckt.
Der W e g war sehr beschwerlich , da die hohe Fluth uns zwang
zwischen Bäumen und dichtem Unterholz zu klettern. Unterwegs trafen
wir eine unternehmende Familie, die von Daet abgefahren, um Kokosnüsse
nach Naga zu bringen, hier Schiffbruch gelitten hatte.[87]; Von 5 Tinajas
Oel hatten sie nur e in e , die Nüsse aber alle gerettet. Sie lebten in einer
kleinen schnell erbauten Hütte, von Kokosnüssen, R e is , Fischen und
Muscheln, auf günstigen Wind zur Rückkehr wartend. Es giebt hier eine
grosse Manchfaltigkeit von Strandvögeln, aber meine Flinte ging nicht los,
obgleich sie mein Diener, in Aussicht auf die Jagd, mit besonderer S orgfalt
geputzt h a tte ; die Ladung k onn te , da er beim Putzen den Ladestock
verloren, erst in Cabusäo herausgezogen werden, wobei sich e rg a b , dass
beide Läufe unten bis über das Zündloch voll Sand waren.
Das Gestade war noch schöner als am vorigen T a g e , namentlich an
einer S te lle , wo die Brandung gegen einen Wald von Fächerpalmen
(Corypha sp.) anprallte. A n der dem Meer zugekehrten Seite standen die
Bäume, ihrer Kronen beraubt, in Gruppen oder Reihen, oder lagen umgestürzt,
wie Säulen gewaltiger Tempelruinen (einige derselben hatten drei
Fuss Durchmesser). Der Anblick erinnerte unmittelbar an Pompeji. Ich
konnte mir die Ursache der Kahlheit der Stämme nicht erklären, bis ich
mitten unter den Palmen eine Hütte entdeckte, in welcher zwei Männer bemüht
waren den Wogen in ihrem Zerstörungswerk zuvor zu kommen, durch
Bereitung von Zucker (tungulehj. Zu dem Zweck wird nach Entfernung
87) In Daét galten damals 6 Nüsse * cuarto, in Naga, das zu Wasser nur 15 Leguas entfernt,
hofften die Leute 2 für 9 c. zu verkaufen (das zzfache); eine Nuss kostete damals in
Naga 2 c., I2mal so viel als in Daét.
der Blätter, da diese Palme terminal blüht , das obere Ende des Stammes
queer abgeschnitten, die Schnittfläche ist ein wenig (etwa 50) gegen den
Horizont geneigt und nach dem untern Rand hin zu einer sehr flachen
Rinne ausgetieft. Der Saft quillt aus der ganzen Schnittfläche, mit A u s nahme
der durchschnittenen äussern Blattstiele, sammelt sich in der flachen
Rinne und wird von da auf einem zwei Zoll breiten, vier Zoll langen Stück
Bananenblatt in ein am Stamm hängendes Bambusrohr geleitet. Um den
hervorquellenden Saft gegen Regen zu schützen, ist jeder angezapfte Baum
mit einer Kappe aus einem dütenförmig zusammengebogenen Palmenblatt
bedeckt. Der Saft hat einen schwachen, angenehm aromatischen Beigeschmack
von Karamell. Ein Baum liefert täglich im Durchschnitt viör
Bambusen voll T u b a , die Bambusen haben gegen 3f/2 Zoll innern Durchmesser,
und sind, wenn sie abgenommen werden, etwa 18 Zoll hoch gefüllt,
dies gäbe etwas über 10 Quart täglich.
Der Ertrag der einzelnen Bäume ist indessen sehr ungleich; er lässt
allmälig nach und hört nach 2, höchstens 3 Monaten gänzlich und für