ZWÖLFTES KAPITEL
REISEN IN SÜD-CAMARINES. — GLIEDERUNG DER PROVINZ.
PRIESTER. — ALKALDEN UND MANDARINE.
SPANISCHE
T n A lb ä y war vor Januar nicht auf besseres Wetter zu rechnen, es stürmte
1 und regnete tä g lich ; ich ging daher in die westlich davon gelegene Provinz
Süd-Camarines, die, durch holie Berge an ihrem NO. Rande gegen die
herrschenden Winde geschützt, gutes Wetter hatte. Abgesehn von der in
NO. vorliegenden, nur durch eine vom Ysarög gebildete Landenge mit
Camarines verbundenen Halbinsel Caramüan, streicht Camarines NO. SW .
und bildet eine im Mittel zehn Leguas breite an mehreren Stehen von tiefen
Buchten ausgezackte Halbinsel. In ihrer nordöstlichen Hälfte.liegt eine Reihe
von Vulkanen und T ra ch y t- und Doleritkuppen; der südwestliche Rand besteht.
so weit ich Gelegenheit hatte ihn zu untersuchen, aus Kalk, anscheinend
gehobene .Korallenriffe. Zwischen beiden Bergzügen dehnt sich ein vielfach
gewundenes fruchtbares T ha l aus, in welchem sich die von den innem A b h
ä n g e n herabfliessenden Gewässer sammeln und einen schiffbaren Fluss, den
Bicol, bilden, an welchem sich der Reihe nach eine Anzahl blühender Ortschaften
angesiedelt hat. S o reichlich ist die dem Bicol aus den östlichen
Bergen zuströmende Wassermenge, so gering die Neigung der Thalsohle,
die ein fast ununterbrochenes Reisfeld bildet, dass an vielen Stellen kleine
Seen entstehn. Fast jede Ortschaft hat einen solchen; der bedeutendste ist
der Batu-See, die kleinsten schrumpfen in der trocknen Jahreszeit zu blossen
Wasserpfützen ein. Von Südosten anfangend, liegen in dem nordöstlichen
Streifen die Vulkane Bulusän, A lb a y , Mazaräga, Yriga, Y sarög und, jenseits
der Bucht von S . Miguel, der Coläsi, in einer geraden Linie, wie die ganze
Landzunge selbst, von NW . nach SO. streichend. Der Vulkan Buhi oder
Malinäo. auch T ikät genannt, tritt in NO. ein wenig über diese Linie hinaus.
Parallel dieser Vulkanenreihe sind die Ortschaften der Provinz in der Mittellinie
geordnet; der südliche Streifen ist spärlich bewohnt, und sendet in
seiner ganzen Erstreckung nur wenige Bäche in das Thal, was auch dafür
zu sprechen scheint, dass er aus K a lk bestehe. D e r vulkanische Bergwall
hält, wie erwähnt, die NO. Winde ab und verdichtet ihre Wasserdämpfe
an seinem dem Meere zugewandten Abhang, so dass der südwestlich davon
liegende Theil der Provinz während des NO. Monsuns trocken ist, während
des SW . Monsuns Regen hat. Die sogenannte trockene Jahreszeit, die für
Süd-Camarines mit November beginnt, ist aber von häufigen Regenschauern
unterbrochen; verhältnissmässig trocken sind nur die Monate Januar
bis Mai. Im Mai und Juni findet der Monsunwechsel statt, der sich
durch starke Gewitter und Stürme aus SW . verkündet, die zuweilen eine
bis zwei Wochen fast ohne Unterbrechung dauern und von starkem Regenfall
begleitet sind. Sie leiten die eigentliche Regenzeit ein, die bis in den
Oktober währt.
Die Strasse führt um den Südostrand der Vulkane Máyon und Mazaräga,
über die Ortschaften Camälig, Guinobätan, L igäo, Oas, Polängui,
die alle in einer geraden Linie SO. NW. an einem Flüsschen, Quinali, liegen,
das nach Aufnahme zahlreicher Bäche bald hinter dem letzten’ Ort
schiffbar wird. E s stehn dort einige Hütten, die wie der Fluss selbst, Quinali
heissen. Eine ausgenommen, haben alle genannte Ortschaften über
14,000 Seelen, doch liegen sie m'eist weniger als eine Legua von einander
entfernt. Die Conventos sind grosse stattliche Gebäude, die damaligen
Curas, grösstentheils ältere L e u te , waren im höchsten Grade gastfrei und
liebenswürdig. Bei jedem musste eingekehrt werden, worauf der Seuor Padre
anspannen liess und seinen Gast zum nächsten Amtsbruder fuhr. In Polängui
wollte ich ein Boot miethen, um nach dem See.von Batu zu fahren; es war
aber keines vorhanden, nur zwei grosse aus einem Baumstamm gezimmerte
B a r o t o s von 80 Fuss L änge lagen da , mit Reis aus Camarines beladen.
Damit ich nicht aufgehalten werde, kaufte der Padre den Inhalt des einen
Bootes unter der Bedingung des sofortigen Aus ladens, so dass ich Nachmittags
meine Reise fortsetzen konnte.
Steht der Reisende mit dem Cura gu t, so kommt er nicht leicht in
Verlegenheit. Ich wollte einmal mit einem Pfarrer eine kleine Reise gleich
nach Tisch antreten, um 11 lj i Uhr waren alle Vorbereitungen fertig. Ich
äusserte, dass es schade sei, die 3/4 Stunden bis zur Malzeit zu warten. Gleich
darauf schlug es 12; alle Arbeit im Dorfe hörte au f; wir sowohl als unsere
Träger setzten uns zu Tisch; es war Mittag. Dem Glockenschläger war
die Botschaft zugegangen : »Der Señor Padre liesse ihm sagen, er schliefe
gewiss wieder, es müsse längst 12 Uhr sein, denn der Señor Padre habe
Hunger.« — »II est l’heure, que Votre Majesté désire.«
Die grosse Mehrzahl der Geistlichen in den östlichen Provinzen von
Luzon und Samar besteht aus Franziskaner-Mönchen (Religiosos menores