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 REISEN  IN  SÜD-CAMARINES.  —   GLIEDERUNG  DER  PROVINZ. 
 PRIESTER.  —   ALKALDEN  UND MANDARINE. 
 SPANISCHE 
 T n  A lb ä y  war vor Januar nicht auf besseres Wetter  zu  rechnen,  es stürmte  
 1   und  regnete  tä g lich ;  ich ging  daher  in die westlich  davon gelegene Provinz  
 Süd-Camarines,  die,  durch holie Berge an ihrem NO.  Rande  gegen  die  
 herrschenden  Winde  geschützt,  gutes Wetter hatte.  Abgesehn  von  der  in  
 NO.  vorliegenden,  nur  durch  eine  vom  Ysarög  gebildete  Landenge  mit  
 Camarines  verbundenen Halbinsel  Caramüan,  streicht Camarines NO.  SW .  
 und  bildet  eine  im Mittel  zehn Leguas breite  an mehreren Stehen von  tiefen  
 Buchten ausgezackte Halbinsel.  In ihrer nordöstlichen Hälfte.liegt eine Reihe  
 von Vulkanen und T ra ch y t- und Doleritkuppen;  der südwestliche Rand besteht. 
  so weit ich Gelegenheit hatte ihn zu untersuchen, aus Kalk, anscheinend  
 gehobene .Korallenriffe.  Zwischen  beiden Bergzügen  dehnt sich ein vielfach  
 gewundenes  fruchtbares T ha l aus,  in welchem  sich  die  von den  innem A b h 
 ä n g e n  herabfliessenden Gewässer sammeln und einen schiffbaren Fluss, den  
 Bicol,  bilden,  an welchem  sich  der Reihe  nach  eine Anzahl  blühender Ortschaften  
 angesiedelt  hat.  S o   reichlich  ist  die  dem Bicol  aus  den  östlichen  
 Bergen  zuströmende  Wassermenge,  so  gering  die Neigung  der Thalsohle,  
 die  ein  fast  ununterbrochenes Reisfeld  bildet,  dass  an  vielen  Stellen  kleine  
 Seen  entstehn.  Fast jede Ortschaft  hat  einen  solchen;  der bedeutendste  ist  
 der Batu-See, die kleinsten schrumpfen in der trocknen Jahreszeit zu blossen  
 Wasserpfützen  ein.  Von  Südosten  anfangend,  liegen  in  dem  nordöstlichen  
 Streifen die Vulkane Bulusän,  A lb a y , Mazaräga,  Yriga,  Y sarög und,  jenseits  
 der Bucht  von  S .  Miguel,  der Coläsi,  in  einer  geraden  Linie,  wie  die  ganze  
 Landzunge  selbst,  von NW .  nach  SO.  streichend.  Der Vulkan  Buhi  oder  
 Malinäo.  auch T ikät genannt,  tritt in NO.  ein wenig über diese Linie  hinaus.  
 Parallel  dieser Vulkanenreihe  sind  die Ortschaften  der Provinz  in  der Mittellinie  
 geordnet;  der  südliche  Streifen  ist  spärlich  bewohnt,  und  sendet  in  
 seiner  ganzen  Erstreckung  nur wenige Bäche  in  das  Thal,  was auch  dafür  
 zu  sprechen  scheint,  dass  er  aus  K a lk   bestehe.  D e r   vulkanische Bergwall 
 hält,  wie  erwähnt,  die  NO.  Winde  ab  und  verdichtet  ihre Wasserdämpfe  
 an  seinem  dem Meere zugewandten Abhang,  so dass  der südwestlich  davon  
 liegende Theil  der Provinz während  des NO.  Monsuns trocken ist,  während  
 des  SW .  Monsuns Regen  hat.  Die  sogenannte  trockene  Jahreszeit,  die  für  
 Süd-Camarines  mit  November  beginnt,  ist  aber  von  häufigen  Regenschauern  
 unterbrochen;  verhältnissmässig  trocken  sind  nur  die Monate  Januar  
 bis  Mai.  Im  Mai  und  Juni  findet  der  Monsunwechsel  statt,  der  sich  
 durch  starke  Gewitter  und  Stürme  aus  SW .  verkündet,  die  zuweilen  eine  
 bis  zwei Wochen  fast  ohne Unterbrechung  dauern  und von  starkem Regenfall  
 begleitet  sind.  Sie  leiten  die  eigentliche  Regenzeit  ein,  die  bis  in  den  
 Oktober währt. 
 Die  Strasse  führt  um  den  Südostrand  der  Vulkane  Máyon  und Mazaräga, 
   über  die  Ortschaften  Camälig,  Guinobätan,  L igäo,  Oas,  Polängui,  
 die  alle  in  einer  geraden  Linie  SO.  NW.  an  einem  Flüsschen,  Quinali,  liegen, 
   das  nach  Aufnahme  zahlreicher  Bäche  bald  hinter  dem  letzten’ Ort  
 schiffbar wird.  E s   stehn  dort  einige Hütten,  die wie  der Fluss  selbst,  Quinali  
 heissen.  Eine  ausgenommen,  haben  alle  genannte  Ortschaften  über 
 14,000  Seelen,  doch  liegen  sie m'eist weniger  als  eine Legua  von  einander  
 entfernt.  Die  Conventos  sind  grosse  stattliche  Gebäude,  die  damaligen  
 Curas,  grösstentheils  ältere  L e u te ,  waren  im  höchsten Grade  gastfrei  und  
 liebenswürdig.  Bei jedem musste eingekehrt werden,  worauf der Seuor Padre  
 anspannen liess und seinen Gast zum nächsten Amtsbruder fuhr.  In Polängui  
 wollte  ich  ein  Boot miethen,  um  nach  dem  See.von  Batu  zu  fahren;  es war  
 aber keines  vorhanden,  nur zwei  grosse  aus einem Baumstamm  gezimmerte  
 B a r o t o s   von  80  Fuss L änge  lagen  da ,  mit  Reis  aus  Camarines beladen.  
 Damit  ich  nicht  aufgehalten  werde,  kaufte  der Padre  den  Inhalt  des  einen  
 Bootes unter  der Bedingung  des  sofortigen  Aus ladens,  so dass ich Nachmittags  
 meine Reise  fortsetzen  konnte. 
 Steht  der  Reisende  mit  dem  Cura  gu t,  so  kommt  er  nicht  leicht  in  
 Verlegenheit.  Ich  wollte  einmal mit  einem  Pfarrer  eine  kleine Reise  gleich  
 nach Tisch  antreten,  um  11 lj i  Uhr  waren  alle Vorbereitungen  fertig.  Ich  
 äusserte,  dass es schade sei,  die 3/4 Stunden bis zur Malzeit zu warten.  Gleich  
 darauf schlug  es  12;  alle  Arbeit  im  Dorfe  hörte  au f;  wir  sowohl  als  unsere  
 Träger  setzten  uns  zu  Tisch;  es  war  Mittag.  Dem  Glockenschläger  war  
 die  Botschaft  zugegangen :  »Der  Señor Padre  liesse  ihm  sagen,  er  schliefe  
 gewiss wieder,  es  müsse  längst  12  Uhr  sein,  denn  der  Señor Padre  habe  
 Hunger.«  —   »II  est  l’heure,  que  Votre Majesté  désire.« 
 Die  grosse  Mehrzahl  der  Geistlichen  in  den  östlichen  Provinzen  von  
 Luzon  und  Samar  besteht  aus  Franziskaner-Mönchen  (Religiosos menores