
muss daher höchst beträchtlich sein. Trotz dem ist es bisher nicht gelungen
den Cacaobaum im Grossen einzubürgem. Eis heisst die ökonomische
Gesellschaft habe eine erhebliche Geldprämie für Jeden ausgesetzt, der eine
Pflanzung von 10,000 tragenden Bäumen aufweisen könnte, nur ein Einziger,
der verdiente Oidor A zo a la , soll sie gewonnen, die Pflanzung aber
trotz der gebrachten Opfer wieder aufgegeben haben. (Im Bericht über
die Thätigkeit der Gesellschaft finde ich diese Prämie nicht erwähnt.)
Das Haupthinderniss scheint in den fast alljährlich wiederkehrenden
gewaltigen Stürmen zu liegen, die zuweilen in einem T a g e eine ganze Pflanzung
der nicht tief wurzelnden Bäumchen zerstören. 1856 soll ein einziger .
Taifun mehrere bedeutende Plantagen kurz vor der Ernte von Grund aus
vernichtet und dadurch allgemeine Entmuthigung hervorgerufen haben. [45]
In Folge davon wurde eine Zeitlang die steuerfreie Einführung von Cacao
gestattet und man konnte den von Guayaquil für 15 Doll, den Quintal
kaufen, während der einheimische mehr als das doppelte galt.
D e r Baum hat auch viel durch feindliche Insekten zu leiden, durch eine
Krankheit deren Ursache unbekannt, [4fi] und w ird , abgesehn von ändern
Raubthieren, besonders von Ratten heimgesucht, die zuweilen in solchen
Schaaren einfallen, dass sie in einer Nacht die ganze Ernte vernichten. Gutgehaltene
Cacaopflanzungen werden von amerikanischen Reisenden als sehr
schön geschildert. In den Philippinen, wenigstens in Ost-Luzon, zeigt der
enggepflanzte, vernachlässigte, von Flechten bedeckte Baum schon früh
ein greisenhaftes Ansehn. Seine Lebensdauer ist kurz. Die zuweilen fast
fusslangen ovalen Blätter hängen vereinzelt an den Zweigen, bilden keine
dichte Krone, die Blüthen sind sehr unscheinbar, nicht grösser als Linden^
blüthen, röthlich gelb, und brechen an langen Stielen einzeln, oder in k le i-
1 Baum 1/4 D o ll. Mitscherlich nimmt 4 bis 6 Pfd. frische Bohnen als den mittleren Ertrag
an. Ein Liter Cacaobohnen wiegt lufttrocken 630 Gr., geröstet und geschält 610 Gr. (Jordan
nnd Timäus).
45) 1727 zerstörte ein Orkan die durch langjährige Bemühungen geschaffenen bedeutenden
Cacaopflanzungen von Martinique mit einem Schlage; dasselbe geschah auf Trinidad.
Mitscherlich S. 14.
46) F. Engel (Unsere Zeit I. Dez. 67) nennt auch eine Krankheit (Mancha), welche in
Amerika an der Wurzelbasis mit Zerstörung der Cambiumschicht beginnend, den Baum schnell
tödtet und sich so rasch verbreitet, dass ganze Cacaowälder niedergehauen und in Weideplätze
für das Vieh verwandelt wurden, um ihr Einhalt zu thun. Selbst in den begünstigsten Gebieten
wurden nach langem ruhigen Besitz in einer einzigen Nacht kurz vor der Ernte, tausende von
Bäumen durch diese Krankheit getödtet. Ein fast ebenso gefährlicher, den Anbau einschränkender
Feind ist eine Motte, deren Larve die fertigenCacaobohnen gänzlich zerstört; man kennt nur
ein Mittel sie zu tödten, Kälte und Luftzug. SchonHumboldt führt an, dassCacaobohne», die
über den kaltenKamm der Cordilleren geführt wurden, auf immer von dieser'Plage frei blieben,
nen Büscheln unmittelbar aus dem Stamm oder den stärkeren Aesten hervor.
Die Frucht reift in sechs Monaten, wird 5 bis 8" lang, gleicht einer sehr warzigen
Gurke und ist im reifen Zustand roth oder gelb. Zwei Spielarten scheinen
auf den Philippinen nur gebaut zu werden. [47] Das Fleisch ist weiss, breiartig
weich, schmeckt angenehm säuerlich, und enthält in fünf Reihen anderthalb
bis zwei Dutzend K e rn e , die so gross sind wie Mandeln und wie
diese aus zwei Samenlappen und einem kleinen Keim bestehen, dies sind
die Cacaobohnen, geröstet und fein gerieben geben sie C a c a o , dieser mit
Zucker und gewöhnlich auch mit Gewürzen vermischt, Chocolade. Bis
vor wenigen Jahren bereitete fast jede Haushaltung in den Philippinen ihre
Chocolade se lb s t, nur aus Cacao und Zucker. Indier, die Chocolade gemessen,
setzen oft gerösteten Reis dazu. Jetzt ist in Manila eine Fabrik
errichtet, die Chocolade nach europäischer A r t bereitet. Ein beliebter Zusatz
zur Chocolade in den östlichen Provinzen sind geröstete Pilikerne. [48]
Die Europäer lernten das aus dem Cacao bereitete Getränk zuerst in
Mexico unter dem Namen Chocolatl kennen. [49] Schon zur Zeit Cortes’,
eines leidenschaftlichen Chocoladentrinkers, war der Baum Gegenstand
47) G. Bemoulli (Uebersicht der bis jetzt bekannten Arten von Theobroma. Zürich 1869)
führt im Ganzen, 18 Arten an; für die Philippinen nur eine: Theobroma Cacao, Lin., nach
Blüthen und Früchten aus meinem Garten in Daräga bestimmt.
48) P ili, ein Canarium, dessen Species wohl noch nicht genügend feststeht, ist in Süd-
Luzon, Samar und Leyte sehr verbreitet, -es fehlt dort wohl in keinem Dorfe. (Die vom Verfasser
eingesandten Blüthen sind im Berliner Herbar bei dessen vielen Wanderungen von
einem Ort zum ändern aus massig geräumigen in immer engere Lokalitäten verlegt worden.)
Die Frucht von der Grösse einer Pflaume, aber spitzer, enthält eine harte Mandel, deren
Kern roh, in Syrup eingemacht, oder kandirt genossen wird, wie Pinienkeme, denen sie im
Geschmack sehr ähnlich ist. Die von Pigafettä (S. 55) auf Jomonjol angetroffenen grossen
Bäume mit Früchten »etwas kleiner als Mandeln, Pinienkernen ähnlich«, sind wohl Pili gewesen.
Aus den Kernen wird ein Oel gepresst, dem aus süssen Mandeln vergleichbar. Aus
Einschnitten des Stammes erhält man reichlich ein weiches, angenehm riechendes, weisses
Harz, das unter dem Namen Piliharz, oder Brea blanca, im Lande zum Kalfatern der Schiffe^
mit Reishülsen durchknetet zu Fackeln verwendet wird. Auch als Pflaster steht es bei Rheumatischen
in gutem Ruf. Seit etwa zwanzig Jahren kommt es nach Europa. Die ersten Sendungen
brachten grossen Gewinn, da das in seiner Heimath sehr billige Produkt bei uns als ein
neues beliebtes Elemiharz Stellung nahm.
49) Der allgemeine Name war aber Cacahoa-atl (Cacao-Wasser), Chocolatl bezeichnete
eine besondere Sorte. F.Hemandez (opera omnia II, 155, vergl. auch E. Nierembergius Cap.
XV.) kannte bei deii Azteken vier Cacaoarten, (eine fünfte Pflanze, die er nennt, lieferte wohl
nur ein Surrogat) und beschreibt vier Sorten daraus bereiteter Tränke, deren dritte C h o co
lat l hies, und angeblich auf folgende Weise bereitet wurde: Gleiche Maasstheile von
Fruchtkernen des Baumes PochoÜ (Bombax ceiba) und cacahoatl (Cacao) wurden fein gerieben,
in einem irdenen Gefäss erhitzt, das oben sich ansammelnde Fett abgesondert. Zum-Rückstand
setzte man gequollenen zermalmten Mais, und bereitete daraus einen Trank, der warm genossen
wurde, nachdem das vorher abgesonderte Fett wieder beigemischt worden.