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 erleichterten, so  scheinen  auch  die  ersten  Guvernöre  und  ihre  Begleiter,  die  
 derZeit  angehörten,  wo Spanien  reich  an Helden  war,  sich  durch Muth  und  
 Klugheit  ausgezeichnet  zu  haben.  Legaspi  besass  beide  Eigenschaften  in  
 hohem Grade.  Angelockt wurden jene kühnen Abenteurer,  wie in Amerika,  
 durch  Privilegien,  die  ihnen die Krone  gewährte,  und  durch  gehofften,  zum  
 Glück  für  das  Land  aber  nicht  bestätigten  Goldreichthum.  In  Luzon,  so  
 meldet  Hernando  Riq uel*),  sind  viele  Goldminen,  an  vielen  Orten,  die  
 von  Spaniern  gesehn  wurden;  das  Erz  ist  so  reichlich,  dass  ich  nicht  darüber  
 schreibe,  damit  ich  nicht in  denVerdacht  der Uebertreibung  komme;  
 aber  ich  schwöre  als  Christ,, dass  auf dieser  Insel mehr Gold  ist  als  Eisen  
 in  Biscaya.  Von  der Krone  erhielten  sie  keinen  Sold,  aber  das  förmliche  
 Recht  die  von  ihnen  eroberten  Länder  auszubeuten.  Einige  unternahmen  
 solche  Eroberungszüge  für  eigene  Rechnung,  andere waren  zur Verfügung  
 des  Guvernörs  und  wurden  von  ihm  je   nach  Verdienst  mit  Kommenden,  
 Aemtem  und  Benefizien  (Encomiéndas,  oficios  y   aprovechamiéntos)  belohnt. 
 Die  Kommenden  wurden  anfänglich  für  drei  Generationen  gewährt  (in  
 Neu-Spanien  für  vier),  aber  sehr  bald  auf  zwei  Generationen  beschränkt;  
 denn  schon  di  los  Rios**)  hebt  dies  als  eine  der  Krone  sehr  nachtheilige  
 Maassregel hervor,  »dasich nur wenige bereit finden Sr.  Majestät  zu  dienen,  
 indem  ihre  Enkel  in  das  äusserste  Elend  gerathen.«  Nach  dem  T od e  des  
 Belehnten  fielen  die Encomiendas  an  den  Staat  zurück,  der  Guvernör  verfügte  
 von  neuem  darüber.  Das  ganze  Land war  übrigens  gleich  Anfangs  
 in  Encomiendas  getheilt  worden,  deren  bei  Weitem  grössten  Theil  die  
 Krone  zur Bestreitung  ihrer Ausgaben  behielt.  Dergleichen  Lehne  bestanden  
 in  einem  mehr  oder  weniger  grossen  G eb ie t,  dessen  Bewohner  dem  
 Komthur  (Encomendéro)  Tribut  zahlen  mussten;  letzterer  wurde  aber  in  
 Produkten  des  Landbaues  zu  einem  vom  Lehnsherrn  selbst  festgesetzten  
 sehr geringen  Werth  erhoben  und  mit  grössem'Vortheil  an  die  Chinesen  
 verkauft.  Auch  begnügten  sich  die  Lehnsherren  nicht  mit  diesen  Einnahmen, 
   sondern  hielten  die Eingeborenen  als  Sklaven,  bis  es  durch R.  C.  
 und Breve des Papstes***)  verboten wurde.  »Kaffem-  und  -Negersklaven,  
 welche  die  Portugiesen  über  Indien  einführten«,  blieben  noch  gestattet.f) 
 *)  Sehr wahrhafte und  gewisse  Beschreibung  von  dem,  was neulich bekannt geworden  
 •über die  neuen Inseln  des Westens  .  .  .  von H.  R.  Sekretär  der Regierung dieser  Inseln.  Sevilla  
 1574.  Morga Hakl.  389. 
 **)  Relation  et Mém.  de  Testat des isles Ph.  Thévenot  28. 
 ***)  Bulle Gregor XIV.  18.  Apr.  1591. 
 |)  Morga Hakl.  328. 
 Die alten Komthure beuteten  ihre Lehne rücksichtslos aus.  Schon votn  
 Interims-GuvernörLabezares (1572— 75)  meldetZuniga  (S.  115),  dasserdie  
 Bisayas  besuchte  und  die Habgier  der Encomenderos  zügelte,  so  dass  sie  
 wenigstens während  seiner Anwesenheit in ihren  Erpressungen  nachliessen.  
 Gegen  Ende  von  Lasände’s  Regierung  (1575 — 8°)  bricht  heftiger  Streit  
 zwischen  Priestern  und  Komthuren  aus ,  erstere  predigen  gegen  die  Bedrückungen  
 der  letzteren  und  berichten  darüber  an  Philipp  II.,  der König  
 befiehlt  die  Indier  zu  schützen,  da  die  Habsucht  ihrer  Lehnsherren  alle  
 Schranken  übersteige.  Es  ward  nun  den  Eingeborenen  freigestellt  ihren  
 Tribut  in Geld oder in natura  zu  entrichten.  In Folge dieser wohlmeinenden  
 Verordnung  scheinen  Ackerbau  und  Gewerbfleiss  abgenömmen  zu  haben,  
 »da  die  Indier  ohne  Zwang  nicht  über  das  äusserste  Bedürfniss  arbeiten  
 mochten«. 
 In  Kürze mögen  hier  noch die Thaten  Juän’s  de  Salcedo  erwähnt werden, 
   des  ausgezeichnetsten  jener  Conquistadoren.  Von  seinem  Grossvater  
 Legaspi mit 45  spanischen Soldaten unterstützt,  rüstete er auf eigene Kosten  
 eine  Expedition  aus,  schiffte  sich  im Mai  15 72  *n Manila ein,  zog  die  ganze  
 Westküste  der  Insel  hinauf,  lief  in  alle,  seinen  kleinen  Schiffen  zugänglichen  
 Buchten  und  wurde  an  den  meisten  Orten  von  den Eingeborenen  
 gut  aufgenommen.  Grösseren  Widerstand  fand  er  gewöhnlich,0 0   wenn  er  in 
 das  Innere  drang,  doch  unterwarfen  sich  auch  viele  Stämme  des Binnenlandes, 
   und  als  er  die  NW .-S p itze   Luzon’s,  Kap  Bogeador  erreichte,  erkannten  
 die  ausgedehnten  Gebiete,  welche gegenwärtig die Provinzen Zam-  
 bäles,  Pangasinän,  No rd- und  Süd-Ylöcos bilden,  die  spanische Herrschaft  
 an.  Die Ermüdung  seiner Soldaten  zwang Salcedo  zur Umkehr.  In  Bigan,  
 der  jetzigen Hauptstadt  von  Süd-Ylocos,  baut  er  ein  Fort  und  lässt  darin  
 seinen  Lieutenant  mit  25  Mann  zurück,  er  selbst  aber  kehrt um,  begleitet  
 von  nur  17  Soldaten  in  drei  kleinen Fahrzeugen.  S o   erreicht  er  den  C a -   
 gayänfluss an der Nordküste,  und  fährt  denselben  hinauf bis  die  grosse Zahl  
 feindlicher  Eingeborener  ihn  zur Rückkehr  an  das  Meer  zwingt.  Die Reise  
 an  der  Ostküste  fortsetzend,  gelangt  er  endlich  nach  Paracali,  von  da  zu  
 Lande  an  den  See  von  B a y ,  dort  schifft  er  sich  auf einem Nachen  nach  
 Manila  ein,  schlägt  um  und  wird,  dem  Ertrinken  nahe,  durch  vorüberfahrende  
 Indier  gerettet. 
 Inzwischen  war  Legaspi  gestorben;  von  Labezares,  der  provisorisch  
 die  Regierung  führte,  erfährt  Salcedo  kränkende  Zurücksetzung.  Als   er  
 über  seine Neider  gesiegt,  wird  ihm  die Unterwerfung  von  Camarines  aufgetragen, 
   die  er  in  kurzer  Zeit  vollbringt.  15 74  kehrt  er  nach  Ylocos  
 zurück,  um  seinen  Soldaten  Encomiendas  auszutheilen  und  die  ihm  zu