Übereinstimmung da r: neben einem höchst auffälligen Prognathismus zeigen sie
eine Brachycephalie, so stark, wie wir sie nur irgend an ostasiatischen Völkern
kennen. Der Schädel von Tibi hat einen Breitenindex von 80,2 bei einem Höhenindex
von 78,5 ; die 4 Schädel von Tabaco haben Breiten-Indices von 81,1 —
83,3 — 83,1 — 84,6 bei Höhen-Indices von 79,7 — 82,4 — 80,5 — 80,5.
Dabei hat der Tibi-Schädel eine Capacität von 1595, die Tabaco-Schädel von
1505, 1330, 1350 und der jugendliche von 1290 Ccm. Dem entsprechend beträgt
die Circumferenz bei dem Tibi-Schädel 514, bei den Tabaco-Schädeln
514, 490, 478, 495. Sämmtliche Schädel sind schön gewölbt, haben volle
Stirnen und Schläfen, sehr hohe und stark ausgelegte Hinterhauptsschuppen und
grosse Plana semicircularia. Ueber ihre Gesichtsbildung habe ich schon vorher
gesprochen und die relative Grösse und namentlich Breite derselben hervorgehoben.
Der Tibi-Schädel hat einen formidablen Unterkiefer von 185 Centim.
Umfang und 34,5 Centim. medianer Höhe.
Vergleichen wir nun diese Bieol-Schädel mit den früher beschriebenen
Höhlen-Schädeln, so zeigt sich eine nicht geringe Aehnlichkeit zwischen dem
Schädel von Tibi und dem von Hrn. J a g o r neben einem Holzsarge in der
Höhle Nipa-Nipa gefundenen, während die Tabaco-Schädel den jüngeren und
zum Theil syphilitischen Schädeln der Nipa-Nipa-Höhle näher stehen. Nur der
weibliche Tabaco-Schädel schliesst sich an die mehr brachycephalen Schädel aus
der anderen Höhle von Nipa-Nipa (Z. 873. 874), welche Spuren künstlicher
Missstaltung zeigen, und es ist bemerkenswert!), dass gerade bei ihm gleichfalls
derartige Zeichen hervortreten. Das Hinterhaupt fällt nämlich unmittelbar hinter
den Tubera parietalia ab, die Gegend der hinteren seitlichen Fontanellen ist abgeplattet,
und daher die Hinterhauptsgruben für das Kleinhirn und für die
Hinterlappen des Grosshirns stärker vorgewölbt. Die gleiche seitliche Com-
pression zeigt auch der Mädchenschädel von Tabaco.
Ein noch erhöhtes Interesse haben die Cimarronen - Schädel von Albay,
welche ihrem äusseren Ansehen nach älter sind und einige Analogie mit den
Schädeln von Lanang bieten, welche Hr. J a g o r mitgebracht hat. Die beiden
sind allerdings unter sich sehr verschieden. Ob diese Differenz' sich nur durch
das verschiedene Geschlecht erklärt, ist mir in hohem Maasse zweifelhaft; handelt
es sich um ein Mischvolk, so Hesse sich die Vererbung wohl mit mehr
Recht anrufen. DerSchädel des Weibes (Omang) ist kurz und breit, der des Mannes
(Baringeag) breit und lang; beide lassen aber deutlich eine künstliche Deformation
erkennen.
Der weibliche Schädel schliesst sich einerseits den Lanang-Formen, andererseits
dem weiblichen Tabaco-Schädel, und den ihm verwandten Nipa-Nipa-
Formen an. Er hat einen Breitenindex von 87, einen Höhenindex von 79,7,
eine Circumferenz von 488, eine Capacität von 1380. Das Gesicht ist breit, die
Nase abgeplattet, der Oberkieferrand stark vorspringend. Dabei zeigt sich eine
starke Veränderung des Hinterhauptes, welche aber anders ist als die an den
alten Flachschädeln von Lanang. Während an diesen eine einfache Abplattung der
Stirn und des Hinterhauptes vorhanden ist, bemerkt man bei der Cimarrona, ähnlich
wie bei dem Tabaco-Weibe. jedoch viel stärker, dass jederseits ein seitlicher
Druck von hinten und oben her eingewirkt hat; ja, es ist sehr merkwürdig zu
sehen, wie der Druck nur auf die Gegend ausgeübt worden ist, wo die Lambda-
Naht mit der Mastoidal- und Schuppen-Naht zusammenstösst, also dort, wo die
seitliche hintere Fontanelle liegt. Die Folge davon ist gewesen, dass sich nach
drei Richtungen, nach oben in der Mitte, nach unten rechts und links, also
gleichsam kleeblattförmig, kugligeProtuberanzengebildethaben
dadurch entstanden sind, dass das comprimirte Gehirn genoth gi S gehr
sich anderweit Raum zu verschaffen. Es ist dies eine sehr auffa g V
bezeichnend ist übrigens, dass der l a t e r a l e Druck ausserdem
ist, rechts stärker, als links, so dass das ganze Hinterhaupt dadurch verse
W° rdDermännliche Schädel (Baringeag) ist lang u n d entschieden d,olichoce]phal.
Bei ihm beträgt der Breitenindex 75,4 , der Höhenindex 77,7 der S ^ t e Um
W CTK die Capacität 1470. Alle Muskelansatze sind sehr stark, das Oesicnt
2 ^ X 3 derNainnicke» gldchraU. sd.ma! .f e
stark vorspringend. Dieser Schädel bietet entschiedene Beziehungen mit dem vo
E fe . ^ a g o r mitgebrachten Schädel eines Ygorroten v ^ B e r g e Y s a r o g der 18^6
S it einem Q l W M erschlagen war. Auch bei
nehmen, dass ein seitlicher Druck stattgefunden hat; denn eij erstreckt:sicM
seits von den Tubera parietalia eine ganz steil abfallende
es sind ausserdem ähnliche, wenngleich kleinere kuglige g
Schuppe des Hinterhaupts. Die obere ist nur dadurch maskirt, dass eine ung
wohnlich starke Protuberantia occipitahs externa darüber sitzt
Ich bin daher der Meinung, dass man m beiden Fallen trou Arer u
sprünglichen Verschiedenheit, genöthigt ist anzunehmen, dass
Deformation stattgefunden hat, welche jedoch wesentlich and g g*
wesen ist wie bei den Flachköpfen von Lanang. Stammen sie ^
S c h e t e l i g angiebt, gleichfalls von
zweifeln können, dass der dölichocephalische
Typus der Ygorroten entspricht, dass dagegen der brachycepbale Weiberschad
und der Häuptlingsschädel, obwohl unter einander nicht wenig ^nckm Fau¿
sich mehr dem Bicol-Typus annähern. Was m dem einen
speciell Negrito-Eigenthümlichkeit ist, kann ich nicht, sagen , 1 , f
auf Weiteres der Häuptlingsschädel als der
zumal da die Architectur des Skelets im Ganzen mit den Beschreibungen de
Reisenden von der äusseren Gestalt der Negritos am meisten
Werfen wir nunmehr einen kurzen Rückblick auf die gewonnenen Resultate,
so zeigt sich uns, mit Ausnahme zweier dolichocephaler Schädel vonCimarrone
eine durchweg brachycephale Reihe mit mehr oder weniger ausgesprochenem
Prognathismus. Am meisten tritt dieser in den Hintergrund bei dem auch sonst
in vielen Beziehungen abweichenden Schädel des
lings. Die modernen Bicol-Schädel füllen dagegen die Mher bemerkteDac
zwischen den älteren und mehr oder weniger
den offenbar jüngeren, durch Syphihs ausgezeichneten Schädeln von Nipa Nipa,
zumal wenn man die Höhlenschädel von
gehende Verwandtschaft lässt sich nicht verkennen. H ö c h s t auffällig bleibt dab
die grosse Verschiedenheit in der Gesammt-Architectur. Die Lanang-Schade
zeigen einen sehr starkknochigen, die
ausgeprägt schwachknochigen Stamm. Die modernen Bicols steheni auch ner
in der Mitte, so dass man nicht mehr berechtigt ist, wie früher ¡
Zartheit der Formen auf einen Fortschritt in der Civilisation zu schhessen.
Möglicherweise dürfen wir in dem schwachknochigen Stamme
annehmen, indess fehlt es für diese feineren Entscheidungen noch l“ “ ¿ T
nöthieren Material, das erst von weiteren. Zusendungen erwartet werden darf.