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messingenen Ohrringen und Schildkrötenkämmen. A ls ich ein kleines
nacktes Mädchen zeichnete, nöthigte die Mutter sie ein Hemd anzuziehn.
Um 2 bestiegen wir die Boote wieder, ruderten die ganze Nacht und erreichten
um 9 Vormittags eine kleine
V is ita , Cobocöbo. Nach Ab zug
der zweistündigen Mittagsrast hatten
die Leute 24 Stunden ununterbrochen
gearbeitet und waren guter
Dinge, wenn auch etwas müde.
Um 2Y2 Uhr traten wir den
Landweg über die Salta Sangley
(Chinesensprung) nach Tragbücan
an, welches in gerader Richtung
etwa eine Meile entfernt, an der
Stelle lie g t, wo der an der Westküste
bei Punta Hibäton mündende
Calbayot für Nachen schiffbar wird.
Mittelst dieser beiden Flüsse und
des kurzen aber beschwerlichen
Landwegs besteht eine Verbindung
zwischen den bedeutenden Ortschaften
Catärman an der Nord-
A* Lütke-sc-
kuste und Calbayot an der Westküste. Der Landweg, im besten Falle
ein schmaler, von der Sonne nicht beschienener Pfad im dichten Walde,
oft nur eine Richtung, führt über schlüpfrige Thonrücken, verschwindet
in den Schlammpfützen der dazwischen liegenden Niederungen und läuft
zuweilen im Bett der Bäche hin. Die Wasserscheide zwischen dem Catärman
und Calbayot wird von der genannten Salta Sangley, einem flachen,
aus T h o n - und Sandsteinbänken bestehenden, nach beiden Seiten treppenförmig
absteigenden Rücken gebildet, von der das oben angesammelte
Wasser in kleinen Kaskaden herabfällt. A n den schwierigsten Stellen sind
rohe Bambusleitem angebracht. Ich zählte 15 Bäche auf der NO. Seite,
die den Catärman speisen und etwa ebenso viele Zuflüsse des Calbäyot auf
der SW . Seite. Um 5 Uhr 40 Minuten erreichten wir den höchsten Punkt
der Salta Sangley (etwa 90' Meereshöhe). Um 6 Uhr 30 Minuten einen
Fluss, den oberen L a u f des Calbäyot, in dessen Bett wir wanderten, bis
die zunehmende Tiefe uns zwang, im Dunkeln unsern W e g mühsam durch
das Unterholz an seinem Rande zu bahnen; um 8 Uhr befanden wir uns
der Visita Tragbücan gegenüber:
Der Fluss war hier bereits 6 Fuss tief, ein Nachen nicht vorhanden.
Nach langem Rufen, Bitten und Drohen entschlossen sich die durch einen
Revolverschuss aus dem Schlafe geschreckten Leute ein Bambusfloss zu
bauen, auf dem sie uns und unser Gepäck übersetzten. Das nur aus. wenigen
ärmlichen Hütten bestehende Oertchen liegt hübsch, von bewaldeten
Hügeln umgeben, auf einer Sandplatte 50 Fuss über dem schilfbesäumten
Fluss.
Dank der Rührigkeit des mich begleitenden Teniente von Catärman
war in aller Frühe ein Boot herbeigeschafft worden, so dass wir um 7 Uhr
die Reise fortsetzen konnten. Die Ufer blieben 20, bis 40 Fuss hoch. Ausgenommen
das Schreien einiger Nashornvögel, die auf den höchsten
Bäumen von A s t zu A s t flatterten, nahmen wir keinen L a u t , keine Spur
von Thierleben wahr. Um 1 1 1/2 Uhr gelangten wir an eine kleine Visita,
Taibägo, üm 1 Uhr 35 Minuten an eine ähnliche, Magubäy, und nach zweistündiger
Mittagsrast, um 5 Uhr an eine Stromschnelle, die wir geschickt,
fast ohne Wasser zu schöpfen, hinabglitten. Der bisher im Mittel 30 Fuss
breite, wegen vieler hineingestürzter Baumstämme schwierig zu befahrende
Fluss wird hier doppelt so breit. Gegen 11 Uhr Nachts erreichten wir das
Boot mit Ausriggern von Bambus.
Der obere Rand besteht nur aus einem losen Geflecht von Palmenblättern„ durch
Bambusstreifen zusammengehalten.
Meer und ruderten bei völliger Windstille 1 Legua weit die Küste entlang
nach Calbäyot, dessen Convento eine herrliche Aussicht auf die davorliegenden
Inseln gewährt.
J a g o r , Philippinen. 4 3