
Die Stadt Bulacän hat 11 bis 1 2, 000 Einwohner, war aber einen Monat
zuvor, mit Ausnahme der Kirche und weniger Steinhäuser, abgebrannt.
A lle Leute waren daher beschäftigt sich neue Häuser zu bauen, die seltsamer—,
aber zweckmässigerweise, wie beim Zeichnen, mit dem Dach begonnen
wurden. Lange Reihen Dächer aus Palmenblättern und Bambus
standen bereits fertig am Boden und dienten einstweilen als Zelte. Dergleichen
verheerende Feuersbrünste sind ungemein häufig. Die mit wenigen
Ausnahmen aus Holz und Bambus bestehenden Häuser werden in
der trocknen Jahreszeit völlig ausgedörrt, von der Sonne angeheizt ; mit
dem Feuer wird sehr unvorsichtig umgegangen, an Löschanstalten fehlt es
gänzlich. Entsteht ein Brand an einem windigen Ta ge, so ist in der Regel
das ganze D o r f unrettbar verloren. Während meines Aufenthalts in Bulacän
brannte die Vorstadt S . Miguel bei Manila bis auf das Haus eines befreundeten
Schweizers ab, das seine Rettung nur dem kräftigen Gebrauch
einer Privatspritze und der Mithülfe eines Bananengärtchens verdankte,
deren saftstrotzende Stämme auf einer Seite den Fortschritt der Flammen,
hemmten.
Den W e g nach Calumpit, 3 L ., legte ich im schönen Wagen eines
Gastfreundes zurück, auf sehr guter Strasse, unter Obstbäumen, K o k o s - und
Arecapalmen. Der Anblick dieser fruchtbaren Provinz erinnert 'a n die
reichsten Gebiete Java’s, aber die hiesigen Pueblos verrathen mehr W o h L
stand als die dortigen Desas. Die Häuser sind substanzieller; geräumige
Breiterhäuser häufig, selbst Steinhäuser nicht selten, die in jener Insel fast
immer einen Beamten oder inländischen Fürsten anzeigen. Während aber
selbst der arme Javane sein Wohnkörbchen zierlich flicht, die Strassen des
Dorfes mit blühenden Hecken einfasst, Alles Nettigkeit und Sauberkeit v e r -
räth, scheint hier weniger Sinn dafür vorhanden. Auch fehlt den Dörfern
der Alun-alun, jener schöne sorgfältig gepflegte, von Waringibäumen beschattete
Platz.*) Die Zahl und Manchfaltigkeit der Fruchtbäume, unter
deren Laub die javanischen Desa’s ganz verborgen liegen, ist selbst in dieser
Provinz, dem Garten der Philippinen,-yiel geringer, als dort. Abends
erreichte ich Calumpit, als gerade eine hübsche Prozession mit vielen Fahnen
und Fackeln, unter wohlklingendem Gesang sich, um die stattliche
Kirche bewegte, bei deren trefflichem Pfarrer Llanos ein Brief aus Madrid
mir die gastlichste Aufnahme verschaffte. Calumpit, ein wohlhabender Ort
von 12,250 E ., liegt am Zusammenfluss des von O. kommenden Quingoa
mit dem Pampänga, in einer sehr fruchtbaren, häufigen Ueberschwemmungen
*) Reiseskizzen S. 143.
ausgesetzten Ebene: Im Norden, etwa 6 Leguas NW. erhebt sich der
A r a y a t , ein hoher isolirter Kegelberg. Von Calumpit gesehn, zeigt sein
w e s t l ich e r Abhang (ab) 2 0 ° , sein östlicher (ef) 2 5 0, die Gipfelplatte (bc)
4 bis 5° Neigung gegen den Horizont.
Berg Arayat.
Bei Calumpit sah ich einen Chinesen auf eigenthümliche A r t Fische
fangen: queer durch das Bett eines Baches, der, fast versiegt, .nur noch einzelne
Lachen bildete, war unterhalb einer solchen ein Gitter enggesteckter
I Bambusengezogen, dahinter ein niedriger Damm errichtet. Mittelst einer
langgestielten Wurfschaufel wurde das stehngebliebene Wasser über den
I D am m geworfen. Die Schaufel war da, wo der Stiel ansetzt, durch ein I I Seil an ein zehn Fuss hohes Bambusgestell befestigt, dessen Federkraft die
I Arbeit erleichterte. Sobald die Pfütze trocken gelegt, grub der Arbeiter
I ohne Mühe eine grosse Menge Dalags (Ophiocephalus vagus. Peters.) aus'
1 dem Schlamm. Diese durch besondere Apparate, vielleicht zum Luftäth-,
[ men, jedenfalls zu längerem Verweilen im Trocknen befähigten Fische sind
I in der nassen Jahreszeit in allen Gräben und Pfützen und auf den R e is -
! feldern so häufig, dass sie mit Knitteln todtgeschlagen werden. Bei dem
I Zurückweichen des Wassers ziehn auch sie sich zurück, oder bohren sich
■ nach Prof. Semper tiefer in den Schlamm des Bodens ein, wo sie bis zum
I Anfang der nassen Jahreszeit durch eine harte sie bedeckende Erdkruste
I gegen die Nachstellungen des Menschen geschützt, im Winterschlaf zu -
I bringen. Der Fangapparat des Chinesen schien den Gewohnheiten des
I Fisches wohl angepasst. Der Umstand, dass nur auf der untern Seite der
I Wasserlache ein Gitter gezogen w a r , und dass die Fische unmittelbar vor
I demselben am dichtesten angetroffen wurden, scheint anzüdeuten, dass sie
| auch noch im Schlamm weiter wandern und sich in dem Maasse als die
| Bäche und Gräben austrocknen in die grösseren Wasseransammlungen
I zurückziehn.
Dem Quingoa aufwärts, in östlicher Richtung-, auf bequemer Strasse
I folgend, durch wohlbebautes, üppig fruchtbares Gebiet, an zahlreichen
(Steinernen Kirchen und Kapellen vo rü b e r , die sich mit den Palmen und
■ Bambusbüschen zu hübschen Bildern gruppiren, erreichte ich in Pater