
behaupten Sachverständige, dass er selbst jenen bald übertreffen würde,
wenn die darauf begründeten Gewerbe frei wären. Dass Güte und Menge
des Produktes unter solchen Umständen beträchtlich zunehmen würden,
wird wohl kein Unbefangener bezweifeln; manche verstockte Beamte behaupten
freilich das Gegentheil. Es kann sich nur um die Frage handeln,
bis zu welchem G r a d e die an eine solche Maassregel geknüpften Erwartungen
in Erfüllung gehen würden, wobei allerdings nicht übersehen werden
darf, dass gerade die Sachverständigen vielleicht zu grosse Hoffnungen
an die Abschaffung eines Systems knüpfen, das sie verhindert ihre F ach -
kenntniss zu verwerthen.
Thatsache ist aber, dass schon jetzt der heimlich gebaute Tabak, trotz
aller vom verbotenen Betriebe unzertrennlichen Mängel, selbst von den
Regiebeamten ihrem eigenen Fabrikat vorgezogen, von Vielen dem Habana
gleichgeschätzt wird und dass die Regie-Zigarren der Philippinen in
ganz Ostasien die beliebtesten sind. Reiche Kaufleute so g a r , für welche
der Preisunterschied nicht in Betracht kommt, ziehen in der Regel die
Manila- den Habana-Zigarren vor.
Nach Agius, (Memoria 1871.) dürfte der philippinische Tabak auf den
europäischen Märkten keinen ändern Nebenbuhler haben, als den der V u -
elta abajo von Cuba, und müsste in den Häfen von Asien und Ozeanien
ohne Rivalen dastehen, (weil der Habana auf der langen Reise nach jenen
Ländern an Güte einbüsst), während er jetzt von Jahr zu Jahr an Ruf
verliert.
Wenn es den Manila-Zigarren bisher nicht gelingen wollte, sich in Europa
einzubürgern, so liegt die Schuld daran, dass sie unter dem Einfluss
der Zwangsarbeit und der Insolvenz des Kolonial-Fiscus immer schlechter
werden, während das Produkt anderer Tabakländer, in Folge der freien
Konkurrenz sich verbessert. Ein wenig leidet ihr Ruf wohl auch durch
den sehr verbreiteten irrigen Glauben, dass sie Opium enthalten.
Wie sehr die Produktion durch Freigebung des Gewerbes, zunehmen
würde, zeigt unter anderen das Beispiel von C u b a : Zur Zeit als die Regierung
den Tabak dort monopolisirte, reichten die Ernten nur ein einziges Mal
zur Deckung des innern Bedarfs, während sie gegenwärtig alle Märkte der
Welt versehen. [151] Höchst beachtenswerth in diesem Punkte ist auch der
(Rappt. Jury V. 375) . . . In Jenidje-Karasu (Salonich) werden jährlich 17,500 Ztnr. gewonnen,
wovon 2500 erster Qualität, 2 Thlr. 12 Sgr. die Oka (etwa 1 Thaler das Pfd.) gelten.
Ausgewählte Sorten werden bis 5 Thlr. per Pfd. und höher bezahlt. Sälaheddin Bey La
Turquie ä 1’ Exposition S. 91.
151) In Cuba ist die Tabakindustrie durchaus frei. Der ausserordentliche Aufschwung
des Gewerbes, die zunehmende Güte der Waare werden zum grossen Theil dem regen Wett-
Ausspruch des General-Kapitäns de la Gándara*), in einer Denkschrift die
Maassregeln zur Verschärfung des Monopols vorschlägt: »ginge der T a bakbau
an das-Privatgewerbe üb er, so würde dieses vielleicht in wenigen
fahren dahin gelangen, fast alle Märkte d e r Welt z u beherrschen.« Fast
sämmtliche Inseln erzeugen Tabak; nach der Güte des Produktes nehmen
die Tabakgebiete folgenden Rang ein : i° Cagayan und Ysabel, 2° Y g o r -
rotes, 30 Insel Mindanao, 40 Bisayas, 50 Neu-Écija.
Aus R. O. 20. Nov. 1625 (Razon general 11) ist ersichtlich, dass schon
damals der Verkauf von B e te l, Palmwein, Tabak u. s. w. Regierungsmonopol
war. E s wurde aber wohl nicht streng durchgeführt. Das Tabakmonopol
in seinem jetzigen Umfang, welches das ganze Gewerbe von der
Aussaat der Pflanze bis zum Verkauf der fertigen Produkte in die Hände
der Regierung legt, ist erst durch den General-Kapitan José Basco y Bargas
eingeführt. R. O. 9. Jan. 1780 (bestätigt durch R. D . 13. Dec. 1781)
verfügt, dass die Tàbakregie, so wie in allen spanischen Besitzungen in
dieser und jener Welt (de uno y otro mundo), auch auf die Philippinen
ausgedehnt werden soll.
Bis zur Verwaltung dieses sehr eifrigen Guvernörs, zweihundert Jahre
lang, empfing die Kolonie jährlich Zuschüsse aus Neu-Spanien (Situado
de Nueva España). Um die spanischen -Finanzen von dieser L ast zu befreien,
führte Basco, den damals herrschenden national-ökonomischen
Ansichten entsprechend, die unmittelbare Ausbeutung der natürlichen
Hülfsquellen durch den Staat, ein Vorbild des fünfzig Jahre später in Java
gegründeten »Kultursystems« ein. In den Philippinen waren die Verhältnisse
dafür aber weniger günstig. Abgesehn von der geringeren Unterwürfigkeit
der Bevölkerung, lagen zwei Haupthindernisse im Widerstand der
Priester und im Mangel zuverlässiger Beamten. Von allen durch Basco
künstlich in’s Leben gerufenen ländlichen Gewerben hat sich nur die I s -
digobereitung als Privatindustrie, der Tabakbau als Regierungsmonopol
erhalten. [152]
Zunächst beschränkte Basco das Monopol auf die unmittelbar um die
Hauptstadt gelegenen Provinzen, in welchen der Tabakbau allen, von der
Regierung nicht besonders dazu ermächtigten und verpflichteten Personen
*) Handschriftlicher Bericht an den Kolonial-Minister, März 1868.
eifer der Fabrikanten zugeschrieben, die von der Regiernng keinen ändern Sch utzes den
ihrer Fabrikzeichen erhalten. (Rappt. Jury 67. V. 375.
152) Basco führte auch den Seidenbau ein und pflanzte in Camarines 4 'h Milhon Maulbeerbäume,
die man alsbald nach seinem Rücktritt wieder eingehn liess.