
sich, wie so oft an dieser Küste, eine Reihe kleiner malerischer Inseln hinzieht,
4 L eguas genau S. von Catbalögan. Calbigan aber, das wir gegen
Abend erreichten, liegt von Reisfeldern umgeben 2 Leguas NNO. von
Umäuas, 40 Fuss hoch über dem gleichnamigen Fluss, fast anderthalb
Leguas von dessen Mündung. A n den Ufern des Calbigan ist ein Baum mit
schön violblauen Blüthenrispen besonders häufig, er liefert das geschätzteste
Bauholz der Philippinen, das dem T eak gleichgeachtet und wie dieses
zu den Verbenaceen gehört. Sein inländischer Name ist Molave. (Vitex
geniculata Blanco.) *)
Nach der Versicherung glaubwürdiger Männer soll es in hiesiger Gegend
Schlangenbändiger geben. Sie pfeifen die Schlangen angeblich aus
ihren Schlupfwinkeln herbei, lassen sie nach ihrem Willen sich bewegen
oder innehalten und hantiren sie nach Belieben, ohne von ihnen verletzt
zu werdeii. Den berühmtesten derselben hatten aber die Seeräuber vor
Kurzem fortgeschleppt, ein zweiter war zu den Cimarronen in die B erge entwichen
, ein dritter, dessen R u f nicht recht begründet schien, begleitete
mich bei meinen Ausflügen, entsprach aber nicht den Schilderungen seiner
Freunde. Zwei Giftschlangen**), die wir unterwegs trafen, fing er, indem
er sie ge schickt, unmittelbar hinter dem K o p f p a ckte , so dass sie wehrlos
waren, und wenn er ihnen still zu liegen befahl, so setzte er ihnen zuvor
den Fuss auf den Nacken. Ich verletzte mir auf der Jagd, an einem im
Schlamm verborgenen spitzen Ast, den Fuss so erheblich, dass ich unverrichteter
Sache nach Catbalögan zurückkehren musste. Die Bewohner von
Calbigan gelten für thätiger und umsichtiger als. die übrigen der Westküste,
auch ihre Ehrlichkeit wird gerühmt. Ich fand sie sehr anstellig, das
Sammeln und Zubereiten von Pflanzen und Thieren schien ihnen Freude
zu machen, gern hätte ich einen Diener von hier mitgenommen; sie trennen
sich aber so schwer von ihrem Dorf, dass alle Bemühungen des Pfarrers,
einen zur Mitreise zu bewegen, erfolglos blieben.
In geringer Entferung NW . von Catbalögan gewahrt man bei Ebbe in
weniger als 2 Faden Tiefe einen der üppigsten Korallengärten. A u f einem
bunten Teppich von Kalkpolypen und Schwämmen erheben sich wie
Staudengewächse Gruppen von lederartigen, fingerdicken Stielen, deren
oberes Ende dicht mit Polypen besetzt ist (Sarcophyton pulmo Esp.), die
ihre in den schönsten Farben schillernden Tentakelrosen weit geöffnet hab
en , so dass sie wie Blumen in voller Blüthe erscheinen. Sehr grosse
*) Die dem Berliner Herbar eingesandten Exemplare sind nicht aufzufinden.
**) Nach W. Peters Tropidolaenus philippinensis Gray.
Serpeln strecken aus ihren Kalkröhren zierliche rothe, blaue und gelbe
Fühlerkronen heraus, ' dazwischen wuchern fein gefiederte Plumularien;
kleine Fische von wunderbar prächtigen Farben tummeln sich in diesen
Nixengärten.
Nachdem Stürme und die Flucht meines D ien ers, der das ihm anvertraute
Geld beim Hahnenkampf verspielt hatte, mich einige T a g e in der
Hauptstadt aufgehalten, fuhr ich die Bucht hinauf, die sich im S. von Catbalögan,
WO . bis Paranas erstreckt. Der Nordrand derselben besteht aus
NS. streichenden, gleich hohen, regelmässigen, von W . sanft ansteigenden,
nach O. steil abfallenden Erdwogen, die gegen das Meer scharf abschneiden;
9 kleine Dörfchen liegen an dieser Küste zwischen Catbalögan
und Paranas, sie ziehn sich unter K o k o s - und Betelpalmen in vereinzelten
Häusergruppen von den Mulden aus die westlichen, sanften Abhänge hinauf
und endigen, indem sie den Gipfel erreichen, mit einem kleinen Castillp, das
schwerlich Schutz gegen die Seeräuber, aber fast immer einen hübschen
landschaftlichen Punkt gewährt. V o r dem Südrande der Bucht und nach
SW . hin sieht man viele kleine Inseln und bewaldete Felsen, im Hintergründe
die Berge von L e y te , sich zu immer wechselnden Veduten verschieben.
D a die Leute bei schwüler Hitze, völliger Windstille und fast wolkenlosem
Himmel, beinahe so viel schliefen als ruderten, so erreichten wir.
erst Nachmittags Paranas, ein sauberes zwischen 20 und 150 Fuss Meereshöhe
an einem Abhang gelegenes Dorf. Die am Meere senkrechten Wände
b.estehn aus grauen gegen das Land einfallenden Thonbänken, und werden
überlagert von einer Schicht Muscheltrümmer, deren Zwischenräume
mit Thon -ausgefüllt sind; über dieser liegt eine-festere, durch Kalk verkittete
Breccie, aüs eben solchen Bruchstücken bestehend. In den Thonbänken
finden sich wohlerhaltene Versteinerungen, in Farbe, Habitus, und
Verkommen manchen deutschen Tertiärbildungen zum Verwechseln ähnlich;
die Breccien sind gleichfalls fossil, vielleicht auch tertiär; jedenfalls liess
sich die Identität der wenigen darin erkennbaren Cerithien, Pecten und
Venus mit lebenden Arten nicht feststellen. [ios]
Am folgenden Morgen fuhr ich nördlich in einem schmalen Kanal
durch einen stinkenden Rhizophorensumpf und setzte dann die Reise zu
108) v. Martens erkannte unter den Tertiär-Muscheln der Thonbänke die noch jetzt im
indischen Ozean lebenden Arten Venus (Hemitapes) hiantina Lam., ,V. squamosa L ., Area
cecillei Phil., A. inaequivalvis Brug., A. chalcantnum Rv. und die Gattungen Yoldia, Pleuro-
toma, Cuvieria, Dentalium; ohne ihre Uebereinstimmung mit lebenden Arten verbürgen zu
können.