
Der ganze obere Theil des Berges ist ein kahler Schutthaufen.. S o weit
das Gras reicht, wachsen Casuarinen; sie bilden zuerst ein Gehölz, das sich
aber nach oben in kleine Gruppen und einzelne, zwischen gewaltigen Felsblöcken
mühsam fortkommende Bäumchen auflöst. Um Ein Uhr erreichten
wir den Gipfel. E r war nach allen Richtungen von Spalten zerrissen, aus
denen heisse schwefligsaure und Wasser-Dämpfe in solcher Menge drangen,
dass wir, um athmen zu können, Mund und Nase mit Tüchern verbanden.
A n einer-tiefen breiten Schlucht, wo die Dampfentwickelung besonders
heftig und massig w a r , machten wir Ha lt; wahrscheinlich standen wir am
Rande eines Kraters; doch konnte man keine klare Uebersicht der Verhältnisse
erlangen, da die Dichtigkeit der aufsteigenden Dampfwolken es
unmöglich machte die Breite der Klüfte zu übersehn. Die Kuppe bestand
aus etwa zwei Fuss mächtigen Bänken festen Gesteins, unter einer von
schwefliger Säure gebleichten Schlackenkruste. Viele regellos umherliegende
prismatische Blöcke zeigten, dass der Gipfel früher höher war. Auch
wurden einigemale, als starke Windstösse Lücken in die Dampfwolke
rissen, gen Norden mehr als hundert Fuss hohe Felsenpfeiler sichtbar, die
der Verwitterung und dem Ausbruch von 1814 (s. unten) bisher widerstanden
hatten.
Später fand ich Gelegenheit den Gipfel durch ein gutes Fernrohr bei
sehr klarem Wetter von Daräga aus zii beobachten; es ergab sich dabei,
dass der Nordrand die Südseite überragte. 'Vergl. d. Zeichnung.)
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A n mehreren Stellen, wo die Zersetzung besonders stark gewesen,
waren breite Rinnen ausgewaschen, auf deren Boden sich gelbe und rothe
Salze abgesetzt hatten. Ueber 20' lange, von der Kuppe herabgeglittene
Steinplatten lagen am obem Abhange. A u f der Daräga zugekehrten Seite
war ein Lavastrom herabgeflossen, dessen Oberfläche aus so feinen lockern
Schlacken bestand, dass er wie ein Moosteppich aussah. Die Neigung
dieses Stromes betrug über 30°, dennoch hat er unverkennbar eine zusammenhängende
Masse gebildet, es kamen Stücke von 5 bis 6' Länge
vo r, in der Regel freilich war durch Verschiebung des darunter liegenden
Schuttes die 6 Zoll starke Lavadecke in kleinere Stücke zersprungen. A n
einer Stelle a b e r , etwa 600' tiefer, wo sich dieselbe L av a über eine feste
Steinplatte ausgebreitet hatte, bildete sie eine mehr als 40' lange zusammenhängende,
nur durch kleine Sprünge zerborstene Platte von 45° Neigung.
Wir hatten noch nicht zwei Drittel des Abhanges hinter uns, als es
dunkel wurde. In der Hoffnung die Hütte zu erreichen, wo unsere Lebensmittel
zurückgeblieben, irrten wir noch bis gegen 11 Uhr hungrig und müde
zwischen grossen Felsblöcken umher und entschlossen uns endlich den
Morgen zu erwarten. Dies Missgeschick war nicht durch Mangel an V o r bedacht
, sondern durch die Unzuverlässigkeit der Indier veranlasst. Zwei
zum Wa sser- und Provianttragen mitgenommene Leute waren gleich A n fangs
verschwunden, ein dritter zur Bewachung unserer Sachen im Biwuak
zurückgelassener »sehr zuverlässiger Mann«, der den Auftrag hatte, uns bei
einbrechender Dunkelheit mit Fackeln entgegen zu kommen, war schon
Vormittags nach Daräga zurückgekehrt. Mein Diener, der eine wollene
Decke und einen Schirm für mich trug, verschwand plötzlich im Dunkeln,
als es zu regnen b egan n , und fand mich trotz alles Rufens erst am folgenden
Morgen wieder. Wir brachten die regnerische Nacht auf den kahlen
Steinen zu, und froren, als unsere sehr dünnen Hüllen durchnässt waren,
zum Zähneklappem. Mit Sonnenaufgang wurde es sogleich warm, die gute
Laune stellte sich bei Allen wieder ein. Gegen 9 erreichten wir unsere
Hütte und erholten uns nach 2gstündigem Fasten.
In den Trabajos y Hechos notables de la Soc. econom. de los Amigos
del pais ist angeführt unter 4. September 1823: »Das Mitglied D- Antonio
Siguenza besuchte den Vulkan von A lb a y am 11. März und die Gesellschaft
befahl eine Denkmünze zu schlagen um die Thatsache festzustellen und besagten
Siguenza und seine Gefährten zu belohnen.« In der Provinz A lb a y
aber versichern A lle , dass die beiden Schotten die Ersten waren, denen
es gelang den B e rg bis zum Gipfel zu erklimmen. Eine Besteigung des
Vulkans ist in obiger Notiz allerdings nicht ausdrücklich erwähnt, die B e lohnung
lässt es aber vermuthen. Arenas (Memorias 142) sagt: »Der
Mayon ist vom Capt. Siguenza gemessen worden. V om Krater bis zu
seiner B a s is , die sich im Niveau des Meeres befindet, beträgt seine Höhe
1682 span. Fuss ( = 468,66 Meter)« und Seite 143 : er habe in den Akte«
der Soc. economica g e lesen , dass sie eine goldene Medaille schlagen liess
zu Ehren Siguenza’s (und seiner Gefährten), der 1823 den Krater des
Vulkan’s untersucht, doch habe er seine Zweifel gegen letztere Leistung.
Nach den Registern des Franziskanerordens sollen 1592 zwei Mönche, um