
222 SCHWEFELGEWINNUNG.
6 Arroben Schwefel, der in hölzerne Kasten g e go ssen , zu Blöcken von
3 bis 4 Arroben erstarrt. Die Hälfte des verwendeten Oeles wird wieder
gewonnen, indem man den ölgetränkten Thon in ein Gestell aus zwei einen
spitzen Winkel bildenden engen Bambusgittern wirft. Das Oel tröpfelt in
eine darunter befindliche geneigte Bambusrinne, und fliesst von da in einen
Topf. Der Preis des Schwefels in Manila schwankt zwischen i-i/j und 4 '/j Dollar
per Pico. Ich sah die mit Thon gefüllten Gestelle, aus denen das Oel abtropfte,
das Verfahren selbst habe ich aber leider nicht mit angesehn, und
weiss nicht zu erklären, weshalb das Oel zugesetzt wird. Nach einigen im
Kleinen, also unter wesentlich ändern Bedingungen und nicht einmal mit
demselben Material angestellten Versuchen scheint e s , dass das Oel die
Abscheidung des Schwefels beschleunigt, den Zutritt der Luft zum Schwefel
erschwert. Bei den Versuchen war der im Boden des Tiegels erhaltene
Schwefel immer durch Ausscheidung von Kohle aus dem Oele schwarz gefärbt
und würde erst durch Destillation gereinigt werden müssen. Von einer
solchen erwähnten indessen die L eyter Schwefelschmelzer nichts, auch waren
Apparate dazu nicht vorhanden, ihr Schwefel war von rein gelber Farbe.
Einige hundert Schritte weiter S. fliesst ein von O. kommender, 12'
breiter heisser Bach (50°R. l , der anseinen Rändern Kieselsinter absetzt.
Man folgt einer NS. streichenden Schlucht mit 100 bis 200' hohen
Wänd en ; der Pflanzenwuchs hört allmälig auf, das Gestein ist blendend-
weiss, oder durch sublimirten Schwefel gelb gefärbt. A n zahlreichen Stellen
dringen dichte Dampfwolken mit starkem Schwefelwasserstoffgeruch aus
dem B o d en , einige tausend Schritt weiter biegt die Schlucht nach links
(O.) um und erweitert sich zugleich an der Bucht. Hier brechen zahlreiche
Kieselsprudel durch den lockeren von Schwefel durchdrungenen Thonboden.
Diese Solfatara muss früher viel thätiger gewesen sein als gegenwärtig
; die durch Zersetzung des Gesteins von ihr gebildete Schlucht, voll
hoher Schutthaufen, mag gegen 1000' breit und wohl fünfmal so lang sein ;
am östlichen Ende ist eine Anzahl kleiner kochender Schlammpfützen
vorhanden, und rings um diese bricht, wenn’ man den Stock in den durchwühlten
Boden stösst, Wasser und Dampf hervor. A n einigen tiefen Stellen,
weiter westlich, sind g ra u e , weisse, rothe und gelbe Thone in schmalen
Bändern über einander geschwemmt; sie sehn wie Keupermergel aus.
Im Süden, dem Joch, das nach Buräuen führt, gerade gegenüber sieht
man in einer Höhle im weissen zersetzten Gestein ein 25' breites Becken,
aus welchem kieselsäurehaltiges inkrustirendes Wasser reichlich ausfliesst.
Die Decke der Höhle ist mit Tropfsteinen behängen, die mit gediegenem
Schwefel überzogen sind oder gänzlich daraus bestehn.
SOLFATARA. 2’23
Am oberen Abhange des Berges Danan, nahe am Gipfel setzt sich so
viel Schwefel aus den Schwefelwasserstoffdämpfen ab, dass er mit K o k o s schalen
abgenommen werden kann. In einigen gegen die kühlende atmosphärische
Luft geschützten Spalten schmilzt er zu dicken braunen
Krusten zusammen. Die Solfatara des Danan liegt genau S. von jener
unten am Ende der Schlucht des Kasiboi. Die nach Auslaugung der
Kieselsäure zurückbleibende Thonerde wird durch den Regen in das Thal
geschwemmt, wo sie eine Ebene bildet, deren grösster Theil von einem
kleinen schwach schwefelsauren See Malaksan (malaksan, sauer) einge-
genommen wird. Seinen S p ieg e l, der wegen der sehr flachen Ufer, je
nach dem Wetter sich merklich verändert, fand ich etwa 500 Schritte lang,
100 breit. Von der Höhe der Solfatara erblickt man durch eine Kluft genau
S. einen etwas grösseren Süsswasser-See von bewaldeten Bergen umgeben,
er heisst Jaruänan. Die Nacht wurde in einem verfallenden Schuppen an
der SO. Ecke des Sees Malaksan zugebracht. Am folgenden Morgen stiegen
wir über das Bergjoch im Süden, dicht neben der Solfatara des Danan
vorbei, in !/| Stunde zum See Jaruänan hinab.
Dieser See, so wie der Malaksan flösst den Eingeborenen wegen der
bedenklichen Nachbarschaft der Solfatara abergläubische Furcht ein; er
war daher angeblich noch von keinem Schiffer, Fischer oder Schwimmer
entweiht und sehr fischreich. Um seine Tiefe messen zu können, liess ich
ein Floss aus Bambus bauen. Als mich aber meine Begleiter ungefährdet
im See schwimmen sahen, sprangen sie alle ohne Ausnahme hinein und
tummelten sich im Wasser mit besonderem
Behagen und grossem Jubel, als
wollten sie sich für die lange Zurückhaltung
entschädigen. Das Floss wurde
daher erst gegen 3 Uhr fertig. Die S on -
dirungen ergaben für den mittleren Theil
des Beckens, das am Südrande etwas
steiler als am Nordrande, 13 Brazas j=4
2i ,7 Meter Tiefe ; die grösste Länge des
Sees beträgt gegen 800 Varas (668 Meter),
die Breite etwa halb so viel. Indem
wir Abends bei Fackelschein über den
Bergrücken nach unserm Nachtquartier am sauren See zurückkehrten, kamen
wir an der sehr bescheidenen Wohnung eines Ehepaares vo rü b e r : drei aus
gemeinschaftlichem Stamm auseinander strebende, in gleicher Höhe abgestutzte
Aeste trugen eine Hütte von Bambus und Palmenblättern. 8' im