12 SPANISCHE HANDELSPOLITIK.
1785 erlangte die Compañia de Filipinas das Handelsmonopol zwischen
Spanien und der Kolonie, durfte sich aber nicht in den direkten
Verkehr zwischen Acapulco und Manila mischen. Sie wollte grosse Massen
von Kolonialprodukten, Seide, Indigo, Zimmet, Baumwolle, Pfeffer etc.
für die Ausfuhr erzielen (ähnlich wie es später durch das Kultursystem in
Java geschah) ; da sie aber nicht über Zwangsarbeit verfügte, so misslang
die plötzliche künstliche Steigerung des Landbaues vollkommen.
Durch ihr falsches System und die Unfähigkeit ihrer Beamten erlitt
sie grosse Verluste (sie zahlte z. B. 13,5 Doll, für den Pico Pfeffer, der
3— 4 Doll, in Sumatra galt).
1789 wurde fremden Schiffen gestattet, Waaren aus China und Indien
einzuführen, aber keine europäischen. 1809 erhielt ein englisches Handelshaus
Erlaubniss, sich in Manila niederzulassen.- [-14] 1814, nach dem
Friedensschluss mit Frankreich, ward es, unter mehr oder weniger Beschränkungen,
allen Fremden gestattet.*)
1820 wurde auf 10 Jahre der direkte Handel zwischen den Philippinen
und Spanien freigegeben, ohne Beschränkung für die Produkte der Kolonie,
vorausgesetzt, dass die Erzeugnisse Indiens und China’s 50,000 Doll, bei
jeder Expedition nicht überstiegen. Von 1834 an, wo das Privilegium der
Philippinischen Kompanie erlosch, ist in Manila der freie Verkehr mit dem
Auslande gestattet, doch zahlten fremde Schiffe doppelte Zölle. Seit 1855
sind noch vier neue Häfen dem Weltverkehr geöffnet; 1869 ist der oben
erwähnte freisinnige T a rif erlassen worden.
Heute nach drei Jahrhunderten ungestörten Besitzes hat Manila in jenen
Meeren durchaus nicht mehr dieselbe Bedeutung, die es bald nach Ankunft
der Spanier errang. Die Verschliessung Japans und der indo-chinesischen
R e ich e , besonders in F o lg e der Zudringlichkeit und Anmaassung katholischer
Missionäre, [15] der Abfall der Kolonien an der Westküste Amerika’s,
vorzüglich aber das lange Festhalten einer misstrauischen Handels- und
Kolonial-Politik bis in die Gegenwart, während bedeutende Emporien in
günstigerer L a g e mit grossartigen Mitteln und nach freisinnigen Grundsätzen
in Britisch- und Niederländisch-Indien entstanden, — alle diese
*) Informe, Comercio 2.
14) Lapdrouse (358) erwähnt 1787 ein französisches Handelshaus (Sebis), das seit mehreren
Jahren in Manila etablirt war.
15).R. Cocks to Thos. Wilson (Calendar of State Papers (India) No. 8*3).-. . »the
English will obtain a trade in China, so they bring not in an y p a d r e s e (as they term them)
which the Chinese cannot abide to hear of, because heretofore they came in such swarms and
are always begging without shame.«
Umstände haben dies Ergebniss herbeigeführt und den China-Handel in
andere Bahnen geleitet. Die Ursachen liegen eben so klar zu T a g e wie
ihre Wirkung, doch würde man irren, wenn man die befolgte Politik der
Kurzsichtigkeit zuschreiben wollte. Die Spanier hatten bei ihrer K o lon i-
I sation zum Theil religiöse Zwecke im A u g e , abgesehen davon fand aber
I die Krone in der Verfügung über die äusserst einträglichen Kolonialämter
einen grossen Machtzuwachs. Sie selbst sowohl als ihre Begünstigten
hatten nur die unmittelbare Ausnutzung der Kolonien im Sinne, und weder
die Absicht noch die Kraft, den natürlichen Reichthum der Länder durch
Ackerbau und Handel zu erschliessen. Unzertrennlich von diesem System
war die strenge Ausschliessung der Fremden. [,e]' Mehr noch als in Amerika
5 schien es in den abgelegenen Philippinen nöthig, die Eingeborenen gegen
I alle Berührung mit dem Auslande abzuschliessen, wenn die Spanier im
[ ungestörten Besitz der Kolonie bleiben wollten. Bei dem erleichterten
(Verkehr der Gegenwart und den Ansprüchen des Welthandels an die
1 Produktionskraft eines so ausserordentlich fruchtbaren Gebietes sind aber
|die früheren Schranken nicht mehr aufrecht zu halten, es muss daher der
j kürzlich eingeführte freisinnige Zolltarif als eine durchaus zeitgemässe Mass-
regel begrüsst werden.
* * .
*
Die mehrfach erwähnten Reisen der Galeonen zwischen Manila und
¡Acapulco nehmen eine so hervorragende Stelle in der Geschichte der
Philippinen ein und gewähren einen so interessanten Einblick in das alte
Kolonialsystem, dass sie wenigstens in ihren Hauptzügen kurz geschildert
■zu werden verdienen.
Zu Morga’s Zeit, Ende des löten Jahrhunderts, kamen jährlich 30— 40
■chinesische Junken nach Manila (gewöhnlich im März); Ende Juni ging die
■Nao (oder Galeon) nach Acapulco ab. Der Acapulcohandel, dessen G e -
Hschäft sich auf die dazwischen liegenden drei Monate im Jahr beschränkte,
■war so gewinnbringend, bequem und sicher, dass die Spanier sich in keine
R in d e re Unternehmungen einlassen mochten.
Da der Raum des einzigen jährlichen Schiffes dem Zudrang durchaus
B l i c h t entsprach, so vertheilte ihn der Guvernör nach seinem Dafürhalten,
B in d die Begünstigten trieben gewöhnlich nicht selbst Handel, sondern
B ib e r tru g en ihre Konzessionen an Kaufleute.
16) Noch 1857 werden ältere, gegen die Niederlassung von Ausländern gerichtete strenge
Erlasse durch ein Gesetz (L. ult. II 512) erneut. Eine R. O. von 1844 (E. ult. II 465) verbietet,
Eremde unter irgend welchem Vorwande das Innere der Kolonie betreten zu lassen.