
 
        
         
		oft  zwei  Jahre.  Das  Brautgeld  geht  theils  an  den  V a te r,  theils  an  die 
 nächsten  Verwandten.  Jeder  der  Letzteren  erhält  einen  gleichen  Antheil. 
 Sind  ihrer  V ie le ,  so  bleibt  fast  nichts  für  den  Vater  übrig,  der  einen  grossen  
 Schmaus  zu  geben  ha t,  bei  welcher  Gelegenheit  viel  Palmenwein  g e trunken  
 wird. 
 Ein  Mann,  der  gegen  ein  Mädchen  Gewalt  braucht,  wird  von  deren  
 Eltern  getodtet.  Ist  ihm  das  Mädchen  zu  Willen  gewesen  und  der  Vater  
 erfährt  es,  so verabredet  er mit jenem einen T a g,  an welchem  er den Brautschatz  
 bringen  soll;  weigert  er  sich,  so  wird  er  von  den  Verwandten  gefangen  
 ,  an  einen  Baum  gebunden  und  mit  Rohr  gepeitscht.  Ehebruch  
 findet  fast me  s ta tt;  kommt  er  dennoch  vor,  so  muss  entweder  die  Frau  
 den  Brautschatz  zurückerstatten,  wodurch  sie  frei  wird,  oder  der  V erführer, 
   dem  die  Frau  dann  folgt.  Der  Ehemann  hat  nicht  das  Recht,  
 sie  zuruckzuhalten,  wenn  er das Geld annimmt,  wohl aber,  wenn er dasselbe  
 ausschlägt.  Der  letzte  Fall  soll  aber  nie  Vorkommen,  da  sich  der Mann  
 für  dasselbe  Geld  eine  neue  Frau  kaufen  könne. 
 Nachmittags erreichten wir,  973  Meter  über Uacloy,  etwa  1134- Meereshöhe, 
   eine  grosse  Schlucht  »Basira«  zwischen  hohen, "steilen  bewaldeten  
 Wänden,  sie  streicht  SO.  -  NW.,  ihre  Sohle  hat  33° Neigung,  besteht  
 aus  einer nackten  Felsbank  und  veranlasst nach jedem heftigen Regen  
 einen  Wasserfall,  da  sie  schroff  abbricht.  Hier  wurde  biwuakirt;  die  
 Ygorroten  bauten  in  der kürzesten  Zeit  eine Hütte  und waren  ausgelassen  
 munter.  Bei  Tagesanbruch  zeigte  das  Thermometer  13,9° R. 
 Der  W e g   zum  Gipfel  ist  sehr  beschwerlich  wegen  des  schlüpfrigen  
 Thonbodens  und  des  zähen  Pflanzengewirres,  die  letzten  500  Fuss  aber  
 sind  unerwartet  bequem,  denn  die  sehr  steile  Spitze"  ist mit  einem  überaus  
 dichten Wuchs  von  blätterarmen,  knorrigen,  bemoosten Thibaudien,  Rh o dodendren  
 und  andrem  Krüppelholz  bestanden ,  deren  zahlreiche  starke  
 Ae ste  in  geringer  Höhe  über  dem  Boden  und  ihm  parallel  verlaufend  ein  
 enges  sicheres  Gitterwerk  bilden,  auf dem  man,  wie  auf einer schwach’ geneigten  
 Leiter  emporsteigt.  Die Spitze,  die wir  erreichten,  ist  der  ahf  der  
 Zeichnung sichtbare höchste Zacken der hufeisenförmigen Bergwand, welche  
 die  grosse  Schlucht  von  Rungus  im  Norden  begrenzt.  Die  Kuppe  hat  
 wohl  kaum  50  Schritt Durchmesser,  sie  ist  so  dicht mit Bäumen  bestanden  
 wie  ich  ähnliches  nie  gesehn:  wir  hatten  nicht  Raum  zum  Stehn.  Meine  
 rüstigen  Gastfreunde  gingen  aber,  obgleich  ihnen  die  Arbeit  einen  Pfad  
 durch  den Wald  zu  schlagen,  grosse Mühe  verursacht  hatte,  sogleich  an’s  
 Werk,  kappten  Ae ste  und baueten daraus  auf den Wipfeln der abgestutzten  
 Bäume  eine W a r te ,  von  wo  aus  ich  eine  weite Rundsicht  und  Gelegenheit 
 zu  Peilungen  gehabt  haben würde,  wäre nicht  alles  in  dichten Nebel gehüllt  
 gewesen.  Nur auf Augenblicke erschienen  die nächsten Vulkane,  die Bucht  
 von  S . Miguel  und  einige Binnenseen.  Gleich nach Sonnenuntergang  zeigte 
 das  Thermometer  i2°5  R. 
 Auch  am  folgenden Morgen  blieb  es  trübe,  und  als  gegen  10 Uhr  die  
 Wolken  immer  dichter wurden,  traten wir  den Rückweg  an.  Ich wollte  die  
 Nacht  in  einem  Rancho  zubringen  ,  um  am  nächsten  T a g e   eine  Solfatara  
 zu  besuchen,  die  eine  Tagereise weiter  gelegen  sein  soll;  meine Begleiter  
 waren  aber  von  den  Strapazen  so  angegriffen,  dass  sie wenigstens  einige 
 T a g e  Rast  verlangten. 
 Ausser  Calamus  bemerkte  ich  keine Palmen  auf dem oberen Abhange,  
 Baumfarne  sehr  häufig,  und  eine  ausserordentliche  Fülle  von Orchideen.  
 A n   einer  Stelle waren  alle Bäume  in  bequemer Höhe mit  blühenden  A e r i-   
 des  behängen,  man  hätte  sie mühelos  zu  tausenden  sammeln  können,  die  
 schönste Pflanze war eine Medinella,  von  so  weichem Gewebe,  dass  es  nicht 
 möglich  war  sie  einzulegen. 
 Eine  Viertelstunde  NO.  von Uacloy  sprudelt  eine  starke  kohlensaure  
 Quelle  (28° R.)  aus  dem  Boden  und  setzt  reichlich  Kalksinter  ab.  Brennende  
 Fackeln  verlöschten  schnell,  und  ein  mit  einer  Zigarrenkiste  zugedecktes  
 Huhn  starb  in wenigen  Minuten,  beides  zum  grössten  Erstaunen  
 der  Ygorroten,  denen  diese  Erscheinungen  bisher  unbekannt  geblieben  
 waren. 
 Meine  armen  Gastfreunde,  die mich  nach Uacloy  zurückbegleitet  hatten, 
   fühlten  sich  auch noch am zweiten Rasttage  so müde,  dass sie zu  keiner  
 Unternehmung  tauglich  waren.  Mit  nacktem K o p f  und Unterleib  hockten  
 sie  sich  in  die  glühende  Sonne,  um  dem Körper  die Wärme wieder  zuzuführen, 
   die  er  durch  das  Biwuak  auf dem  Gipfel  verloren  hatte;  Wein  aber  
 mochten  sie  nicht  trinken?  A ls   ich  sie  endlich  am  nächsten  T a g e   verliess,  
 waren  wir  so  gute  Freunde  geworden,  dass man  mir  ein  gezähmtes Wildschwein  
 zum  Geschenk aufnöthigen wollte.  Ein Trupp Männer  und  Frauen  
 begleiteten  m ich ,  bis  sie  die  Dächer  von  Maguiring  schimmern  sahen,  
 worauf sie  nach  herzlichem  Abschiede  in  ihre Wälder  zurückkehrten. 
 Die  aus  Goa mitgenommenen  Indier hatten  sich  bei  der Expedition  so  
 faul  und mürrisch  gezeigt,  dass  fast  die  ganze Arbeit  einen  Pfad  durch  den  
 Wald  zu  schlagen,  d e n   Ygorroten  zugefallen  war;  selbst  das  Trinkwasser  
 hatten  die  indischen  Träger  aus  Faulheit  fortgeschüttet,  die  Ygorroten  
 mussten  für unser Biwuak auf dem Gipfel aus  ziemlicher Entfernung  frisches  
 holen.  Bei  allen  beschwerlichen  Märschen  bin  ich  immer  besser mit  C i-   
 marronen,  als  mit  Indiern  ausgekommen.  Jene  fand  ich  gefällig,  zuver