
werden. Die Räuber sollen in der Regel gegen ihre Opfer nicht grausam
sein, wenn kein Widerstand geleistet wird. [101]
In Legaspi fand ich mehrere Kisten mit Blechfuttern, die mit der U e -
berlandpost nach 16 Monaten, statt nach 7 Wochen, für mich angekommen
waren, da sie von Berlin über Triest versandt, wegen des italienischen
Krieges dort liegen geblieben. Ihr fast ausschliesslich zum Gebrauch in
den Philippinen bestimmter Inhalt war mir jetzt zum grössten Theil überflüssig.
In einer Kiste befanden sich zwei mit Glasstöpseln verschlossene
Fläschchen , die eine mit feuchtem Kohlenpulver, die andre mit feuchtem
Lehm gefüllt, beide enthielten Samen von Victoria regia und Knollen rother
und blauer Nymphäen. Die in der ersten Flasche waren verdorben — wie
sich erwarten liess; aber in der mit feuchtem Lehm gefüllten hatten zwei
Knollen y2 Zoll lange Keime getrieben und sahen ganz gesund aus. Ich
pflanzte sie sogleich; in einigen Tagen entwickelten sie kräftige Blätter.
Eine dieser schönen, ursprünglich fiir den Buitenzorger Garten in Java
bestimmten Pflanzen blieb in L egaspi, die andre sandte ich nach Manila,
wo ich sie später in voller Blüthe wieder sah. Im Kohlenpulver hatten
zwei Victoriakerne über einen Zoll lange Wurzeln gemacht , die aber abgefault,
vielleicht auch bei der Zollrevision abgerissen und dann gefault
wa ren, denn der Hals des Fläschchens war zerbrochen das Kohlenpulver
sah aus als wäre darin gerührt worden. Ich theilte dem Inspektor des Berliner
botanischen Gartens den glänzenden Erfolg seiner Verpackungsart
mit ; er machte eine zweite Sendung direkt nach Java, die im besten Z u - ‘
Stande ankam, so dass nicht nur die Victo ria , sondern auch die von einem
afrikanischen Vater und einer asiatischen Mutter in Berlin erzeugten rothen
Teichrosen jetzt die Wasserbecken Javas (letztere Pflanzen vielleicht auch
die der Philippinen) schmücken.
wagten, mit einem wohl ausgerüsteten Heer von 5000 Mann. Nach monätelanger Unthätigkeit
brannten die Spanier einen wehrlosen Küstenplatz nieder, verübten dabei viele Grausamkeiten,
zogen sich aber zurück, als die Krieger zum Kampfe heranrückten. Die Häfen des Suluarchipels
sind jetzt durch Dekret dem Handel verschlossen, doch ist es fraglich ob alle Schilfer dies
berücksichtigen werden. Vor nicht langer Zeit hat der Sultan von Sulu dem Könige von
Preussen die Oberherrschaft über sein Gebiet angetragen, sein Anerbieten ist abgelehnt
worden.
101) DasDiario de Manila vom 9. Juni i8'66 berichtet: Gestern hat die durch Verordnung
vom 3. August 1865 eingesetzte Militärkommission-ihre Thätigkeit eingestellt. Es funktioniren
wieder die ordentlichen Gerichte. Die zahlreichen Banden von 30, 40 und mehr, bis an die
Zähne bewaifneten Individuen, die ihre Spuren von Blut und Feuer an den Thoren von Manila
und an so vielen ändern Orten zurückgelassen, sind vernichtet. . . Mehr als 50 Räuber haben
ihr Verbrechen am Galgen gebüsst, 140 sind zum Presidio (Zwangsarbeit) oder zu ändern
Strafen verurtheilt worden.
Wegen der anhaltenden Regen benutzte ich zwei Backöfen, um meine
Sammlungen vor dem Einpacken zu trocknen. Mein Diener verbrannte
den grössten Theil, so dass der Rest in einer geräumigen Kiste Platz fand,
die ich für einen Dollar erstand. Leider fehlte der Deckel. Um diesen zu
beschaffen, musste ich zuerst einen Zimmermann, der wegen einer kleinen
Schuld gefangen sass, frei machen, dann Vorschuss g e b en , um ein Brett
zu kaufen und Vorschuss um das versetzte Handwerkzeug auszulösen;
die endlich begonnene Arbeit wurde mehrere Male unterbrochen, weil ältere
Vorschüsse ungestümer Gläubiger durch Arbeit getilgt werden mussten.
Nach fühf Tagen war der Deckel fe r tig ; er kostete drei Dollar, hielt aber
nicht lan g e , denn schon in Manila musste er durch einen neuen ersetzt
werden.
In Legaspi fand ich Gelegenheit einen kleinen Schoner nach der Insel
Samar zu benutzen, die SO. von Luzon, jenseits der 3 Leguas breiten
S. Bernardino-Strasse liegt. Im Augenblick der Abreise verliess mich mein
Diener »um ein wenig von den Strapazen auszuruhn« -|| zu meinem grossen
Bedauern,:¡;g denn Pepe war gutmüthig, sehr anstellig und immer guter
Laune. Er hatte in seinem Geburtsorte Cavite, wo viele spanische Soldaten
und Seeleute leb en, diesen manches abgesehn, und wurde scherzweis Español
de Cavite genannt. Das Herumstreichen von einer Ortschaft zur an#(
dem gefiel ihm sehr, er machte schnell Bekanntschaft, und wusste sich
bei den Frauen beliebt zu machen; denn er besass viele gesellige Talente,
verstand auch Guitarre zu spielen und Büffelkühe zu melken. Kamen wir
in ein P u eb lo , wo eine Mestizin oder gar eine »Landestochter« (Kreolin)
wohnte, so requirirte er, wenn es anging, sogleich eine milchende Büffelkuh,
molk sie, brachte der Señora einen Theil der Milch und h ie lt, unter dem
Vorgehen der Dolmetscher meiner Gesinnungen zu sein, eine so höfliche
wohlgesetzte R ed e , pries die Schönheit und Anmuth der Dame und liess
sich mit demüthigster Miene so ungeheuerliche Reiseabenteuer abfragen,
dass Ritter und Knappe iq hellem Glanze strahlten. Das Geschenk war
immer willkommen, (und brachte uns manch Körbchen Orangen ein); denn
Büffelmilch ist zur Chocolade sehr beliebt, es kommt aber, wie es scheint,
*iur selten jemand auf den Einfall eine Kuh zu melken. Leider mochte
Pepe nicht Berge steigen, und bekam Bauchweh, wenn er mich begleiten
sollte, oder er verschenkte meine starken Schuhe oder liess sie stehlen;
die einheimischen aber blieben unangetastet; denn er wusste wohl, dass
sie fast nur zum Reiten taugen, woran auch er Freude hatte. In meiner
Gesellschaft arbeitete er schnell und gern, aber allein langweilte es ihn, er
fand überall Freunde, die ihn abhielten; dann liess er bei dem Abbalgen