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 Nationallaster  gewordene  Opiumrauchen  durch  die  Engländer.  Wahrscheinlicher  
 ist  es  wohl,  dass  die  Malayen  die  Sitte  in’s  Land  brachten.  
 Im  östlichen  Theil  der  Philippinen  müssen  zu  Pigafetta’s  Zeiten Hahnenkämpfe  
 unbekannt  gewesen  sein.  Er  sah  die  ersten  Kampfhähne  in  
 Paläuan:  »Sie  haben  grosse  Hähne,  die  sie  aus  einer  A r t  von  Ab erglauben  
 nicht  essen,  sie  halten  sie  aber,  um  sie  kämpfen  zu  lassen;  es  
 werden  dabei  Wetten  gemacht,  deren  Ertrag  der  Eigenthümer  des  Siegers  
 erhält.« *) [2S] 
 Für Europäer  ist  das  Schauspiel  in  hohem  Grade  widerwärtig:  Der  
 einen  Ring  um  den  Kampfplatz  bildende  Zuschauerraum  ist  mit  Eingeborenen  
 überfüllt,  die  aus  allen Poren  schwitzen,  während  ihre  Gesichter  
 von  hässlichen  Leidenschaften  au fs  Höchste  erregt  sind.  Die Hähne  sind  
 je   mit  einem  sehr  scharfen,  sichelförmigen,  3  Zoll  langen  Messer  bewaffnet  
 ,  das  tiefe Wunden  reisst  und  immer  den  T od   des  einen  oder  
 beider Hähne  durch  grausame  Verletzungen  herbeiführt.  Ein  Hahn,  der  
 aus  Feigheit  davonläuft,  wird  lebendig  gerupft.  Im  Verhältniss  zu  den  
 Mitteln  der  Spieler  werden  unglaublich  hohe  Summen  verwettet. 
 Dass  diese Hahnenkämpfe  für  ein  so  sehr  zu Müssiggang  und  Liederlichkeit  
 geneigtes,  nur  den Regungen  des Augenblicks  folgendes V o lk   im  
 höchsten  Grade  entsittlichend wirken,  liegt  auf  der Hand.  Der  Lockung,  
 ohne  Arbeit  Geld  zu  gewinnen,  vermögen  sie  schwer  zu widerstehn;  Viele  
 werden  durch  die  Leidenschaft  des  Spieles  zu  Wucherschulden,  Unterschlagungen  
 und  Diebstahl  verleitet,  auch  zu  Strassenraub:  die  Land-  
 und  Seeräuberbanden,  von  denen  weiter  unten,  sollen  zum  grossen  Theil  
 aus  ruinirten  Spielern  bestehn. [26] 
 *)  Pigafetta  111. 
 25)  ln den  Ordenanzas  de  Buen  Gobiemo  von  Hurtado  Corcuero,  Mitte des  I7ten  Jahrhunderts, 
   werden Kampfhähne nicht  erwähnt.  1779  wurden  sie  zuerst  als Steuerquelle  ausgebeutet; 
   1781  verpachtete  die  Regierung  das  Recht,  Eintrittsgelder  zu  den  Galleras  (von  
 Gallo,  Hahn)  zu  erheben  für  14,798 Doll,  jährlich.  1863  ist  der  Ertrag  der  Galleras  mit 
 106,000 Doll,  im Budget  ausgeworfen. 
 26)  Es  giebt  eine  besondere  Verordnung  von  100 §§.  über  die  Hahnenkämpfe  (Madrid, 
 21. März  1861).  §  1  bestimmt,  dass die Kämpfe,  da  sie  eine  Staatseinnahme bilden,  nur auf  
 öffentlichen Schauplätzen stattfinden  dürfen;  §  6.  sie  sind  an Sonn-  und Festtagen  zu  gestatten;  
 §  7.  von Schluss  der Hauptmesse bis  Sonnenuntergang;  §  12.  mehr  als  30 Doll,  dürfen nicht  
 auf einmal  gewettet werden.  §  38.  Jeder Hahn darf nur  e i n Messer und  zwar am linken Sporn  
 tragen.  §  32.  Der Kampf  ist  beendet,  wenn  beide Hähne  oder  einer  derselben  stirbt,  oder  
 wenn  einer von beiden  aus Feigheit davonläuft.  In Daily News vom  30.  Juni  1869  findet  sich  
 die Notiz, dass in Leeds,  fünf Männer jeder zu 2 Monaten Gefängniss  verurtheilt wurden, weil sie  
 sechs, mit metallenen Sporen bewaffnete Kampfhähne  gegen  einander hatten  kämpfen  lassen.  
 Danach  scheint  in England  das  früher  sehr  beliebte  Schauspiel  nicht  mehr gestattet  zu  sein. 
 Alle  Städte Hinterindiens  übertrifft Manila  durch  angenehme  Frauen-  
 Igestalten,  die  seine  Strassen  beleben.  Herr Mallat  schildert  sie  in  glühen-  
 Iden Worten.  Ein  hübsches,  phantasiereiches,  in  der  Lokalfarbe  gehaltenes  
 ■Bild  des  Strassenlebens  findet  man  auch  in  den  sehr  unterhaltenden  
 ■Aventures  d’un  gentil’homme Breton.*) 
 W ie v ie le   der  hübschesten  »India’s«  von  ganz  reinem  Blute  sind,  ist  
 ■freilich  nicht  zu  ermitteln.  Manche  sind  sehr  weiss,  nähern  sich  dem  
 ■europäischen  Typus  und  unterscheiden  sich  dadurch  merklich  von  ihren  
 ■Stammesgenossen  in  den  abgelegeneren  Provinzen. 
 Der  unmittelbaren  Umgebung  Manila’s  fehlt  es  nicht  an  schönen  
 ■Punkten,  ihr Besuch  gehört  aber  nicht  zum  Ton,  da Toilettenschau,  nicht 
 ■ Naturgenuss,  Zweck  des  Spazierengehns  ist.  In  der  trockenen  Jahreszeit  
 ■fahren Abends  Alle,  die  es  bezahlen  können,  auf  staubigen  Strassen  nach  
 ■einem  kürzlich  angelegten Platz  am Meer,  von  1000  Fuss Breite,  200  Fuss 
 ■ Länge,  wo  mehrere Mal  in  der Woche  die  recht  gute Musik  inländischer.  
 ■Regimenter  spielt,  und  gehen steif  auf  und  ab.  Die  Spanier stecken  alle  in  
 ■Uniformen  oder  schwarzen  Fracks.  Wenn  die Glocken  zum  Abendgebet 
 ■ (Angelus)  läuten,  stehn  W a g en ,  Reiter  und  Fussgänger  plötzlich  still,  
 ■jedermann  entblösst  sein  Haupt  und  scheint  zu  beten. 
 Derselbe  Guvernör,  der  die  Promenade  an g e leg t,.  hatte  auch  einen 
 ■ botanischen  Garten  geschaffen.  Zwar waren  die  wenigen  von  ihm  dahin  
 ■versetzten  Pflanzen,  auf  dem  morastigen  Boden  der  vollen  Sonnengluth 
 ■ preisgegeben,  schnell wieder  zu  Gründe  gegangen,  aber  der Platz war  ein- 
 ■ gezäunt,  in  Felder  getheilt,  mit Unkraut  bewachsen  und  hatte  wenigstens 
 ■ einen Namen  erhalten,  gegenwärtig  soll  er  besser  im  Stande  sein.[27] 
 In  der Umgegend  von Manila  sind  die Kirchenfeste  wohl  des Besuchs  
 ■föer  Fremden  werth,  schon  wegen  der  zahlreichen  hübschen  Indierinnen 
 ■ und Mestizinnen,  die  sich  Abends  dort  einfinden  und  in  ihrem  besten Putz 
 *)  Der  Pflanzer  de  la  Gironiere  hat  den  Rohstoff,  Al.  Dumas  angeblich  die  Aus-  
 |  Ischmückung  dazu  geliefert. 
 27)  Botanische Gärten scheinen unter Spaniern nicht zu gedeihen.  Chamisso  (S.  71)  klagt,  
 I  Idass  zu seiner Zeit von  dem vom  gelehrten  Cuellar bei  Cavite  angelegten botanischen Garten  
 I  Ikeine  Spur mehr vorhanden war.  Der Madrider Garten  ist  in  einem  traurigen  Zustande,  die  
 I  iGlashäuser  stehn meist leer.  Auch  der von  einem  reichen Patrioten in Orotava  (Teneriffa)  mit  
 I  Igrossen Kosten  geschaffene,  der  als Akklimatisations-Station wichtige Dienste  leisten könnte,  
 I  igeht  schnell  zu Grunde.  Es  soll  alljährlich  eine nicht unbeträchtliche Summe  dafür  im Budget  
 I  lausgeworfen werden,  von der aber nur  selten Spuren bis Orotava  gelangen.  Bei  meiner An-  
 I  Iwesenheit  1867  hatte  der  Gärtner  seit  22 Monaten  keinen Gehalt  bekommen,  alle  Arbeiter  
 I  | waren  entlassen,  sogar der unumgänglich nöthige  Zufluss des Wassers war eingestellt worden.