88 REISE NACH BULUSÄN.
zu S . nach Gübat. Hinter S. Röque bemerkt man viele Abacäpflanzungen
in Waldlichtungen. Der letzte Theil des Weges ist schlecht und fuhrt über
schlüpfrige Thonrücken (verwitterten Trachyt) mit Gypskrystallen. Von
Gübat läuft die Strasse längs des Strandes. A n vielen Stellen stehn kleine
verfallene oder verfallende viereckige Thürme aus Korallenblöcken, von den
Jesuiten zum Schutz gegen die Moros aufgeführt. Moren werden hier die
Seeräuber genannt, weil sie, wie die ehemaligen Mauren in Spanien, Moha-
Stamm eines Feigenbaums bei Bacon.
medaner sind. Sie kommen aus der S o lo se e , von Mindanao und der Nord-
Westküste von Borneo. Die Seeräuberei stand zur Zeit meiner Reise noch in
voller Blüthe. Erst T a g s vorher hatten Piraten einige Leute fortgeschleppt,
die nicht weit von Gübat mit Aufstellen einer Fischreuse beschäftigt waren.
Dem Strande parallel und in geringer Entfernung läuft ein Korallenriff, das im
SW . Monsun bei E bbe stellenweis entblöst w ird ; zur Zeit aber staute der
NO. Wind die Wogen des stillen Ozeans so hoch an der Küste auf, dass es
nicht sichtbar wurde; es liefert den einen Bestandtheil des Bodens, der zur
Hälfte aus K a lk , und aus vulkanischem Sand besteht. Die Stürme hatten
nebst vielen ändern Resten von Seethieren, auch eine grosse Anzahl
Schwämme ans Land geworfen, unter denen eine unserem Badeschwamme
des Mittelmeeres (Spongia officinalis L . durchaus ähnliche A r t und wohl
derselben Gattung angehörend. Sie fühlen sich eben so weich an, sind
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dunkelbraun, über faustgross, halbkugelförmig, nehmen mit derselben
Leichtigkeit Wasser an und würden vielleicht einen Handelsartikel bilden
können. Proben davon befinden sich im Berliner zoologischen Museum.
Dem Strande zunächst wachsen verkümmerte Pandanus, weiter landeinwärts
Casuarinen; daran schliesst sich hoher Laubwald, mit Abacäpflanzungen
in den häufigen Lichtungen. Die Strasse ist recht gut; über viele der
Flussmündungen führen überdachte, hölzerne Brücken aus Molave, alle
noch wohl erhalten. Von den steinernen Brücken aber sind die Bogen fast
ausnahmslos eingestürzt. Man setzt in einem Nachen über, das Pferd folgt
schwimmend. Ein paar tausend Fuss vor Bulusän kommt man durch eine,
mehrere hundert Fuss tiefe Schlucht aus weissem Bimsteintuff.
Der Ort wird so selten von Fremden besucht, dass das Tribunal sich
mit Neugierigen füllte, die mich betrachten wollten. Die Frauen hatten den
Ehrenplatz und kauerten in mehreren konzentrischen Linien auf dem Boden,
die Männer drängten sich hinter ihnen. A ls ich in einem von Bambusen
nur undicht verschlossenen Schuppen ein Rieselbad nahm, sah ich plötzlich
durch alle Oeffnungen neugierige Augen auf mich gerichtet; es waren ausschliesslich
Frauen, die mich mit der grössten Neugier betrachteten, sich
ihre Bemerkungen mittheilten und durchaus nicht gestört sein wollten. Ein
andres Mal als ich in der Provinz Laguna im Freien badete, lief eine A n zahl
Weiber, alte, junge und kleine Mädchen herbei, die mir zusahen, während
des Ankleidens dicht um mich hockten, mich aufmerksam besichtigten,
und mit den Fingern auf alle Einzelheiten wiesen, die zu besonderer Besprechung
Anlass gaben.
Den letzten Theil des Weges nach Bulusän hatte ich in Sturm und
Regen zurückgelegt; beide nahmen nach kurzer Pause während der Nacht
zu, ein Theil des Tribunals wurde abgedeckt. Am ändern Morgen lagen
alle schadhafteren Häuser des Dorfes am Boden, eine grosse Menge Dächer
waren fortgeweht. Fast ohne Unterbrechung, wenn auch nicht mit gleicher
Heftigkeit, dauerte das Wetter während der 3 T age meines Aufenthaltes
fort; den Vulkan, an dessen Fuss ich mich befand, bekam ich nicht auf
einen Augenblick zu sehn, und da die Sachverständigen in dieser Jahreszeit
gutes Wetter nicht in Aussicht stellen konnten, wurde die Besteigung
auf bessere Zeit verschoben und die Umkehr beschlossen. Der ehemalige
Alkalde Peneranda soll den Berg etwa 15 Jahre früher bestiegen haben,
nachdem angeblich 60 Menschen 2 Monate lang beschäftigt gewesen, einen
Weg zum Gipfel zu bahnen; die Besteigung soll 2 T a g e gedauert haben.
Der Teniente, ein aufgeweckter Indier, glaubt aber, dass in der trocknen
Jahreszeit 4 Mann in 2 Tagen einen schmalen Pfad öffnen könnten bis nahe