zertrümmert, die Gefässe zerschlagen, die Skelete in’s Meer geworfen. Mit
gleichem Erfolg wurden die übrigen Höhlen erstürmt. Die Ursache des
Aberglaubens ist nun zwar Vernichtet, dieser selbst hat sich aber, wenn auch
abgeschwächt, bis heut erhalten.
Durch den Pfarrer von Basey erfuhr ich späte r, dass in einem Felsen
noch Ueberreste vorhanden seien, und einige T a g e darauf überraschte mich
der liebenswürdige Mann mit mehreren Schädeln und einem Kindersarg,
die er von dort hatte bringen lassen. Trotz des grossen Ansehens, das er
bei seinen Pfarrkindern -genoss, hatte er doch seine ganze Beredsamkeit
aufbieten müssen, um die muthigsten zu einem so kühnen Wagstücke zu
bewegen. Ein Boot mit 16 Ruderern bemannt war zu dem Zweck ausgerüstet
worden; mit weniger Mannschaft hatte man die Reise nicht zu
unternehmen gewagt. Während der Heimfahrt brach ein Gewitter aus;
die Schiffer betrachteten es als eine Strafe für ihren Frevel und nur die
Furcht, die Sache noch schlimmer zu machen, verhinderte sie, Sarg und
Schädel in’s Meer zu werfen. Zum Glück waren sie dem Lande nahe und
ruderten mit aller Kraft demselben zu. A ls sie angekommen waren,
musste ich selbst die Gegenstände aus dem Boote h olen,-d a kein Eingeborener
sie anrühren mochte.
Trotzdem gelang es am folgenden Morgen einige entschlossene Leute
zu finden, die mich nach den Höhlen begleiteten. In den beiden ersten,
die wir untersuchten, fand sich nichts; eine dritte enthielt mehrere zertrümmerte
S ä r g e , einige Schädel, und Scherben von glasirtem, roh bemalten
Stein gu t, es war aber nicht möglich auch nur zwei zusammengehörende
Stücke zu finden. Ein enges L och führte aus der grossen Höhle
in einen dunklen, so kleinen Raum, dass man mit der brennenden Fackel
kaum einige Sekunden hintereinander darin verweilen konnte. Dieser Umstand
mag die Ursache gewesen sein, weshalb sich dort in einem sehr verrotteten
, von Bohrwürmern zerfressenen Sarge ein wohl erhaltenes Skelet
befand, oder eher eine Mumie, denn an vielen Stellen war das Gerippe noch
mit ausgetrockneter Muskelfaser und Haut bekleidet. Es lag auf einer
immer noch erkennbaren Pandanusmatte, unter dem K o p f ein mit Pflanzen
aüsgestopftes, mit Pandanusmatte überzogenes Kissen. Auch Reste von
gewebten Stoffen waren noch vorhanden. Die Särge waren von dreierlei
G e s ta lt, ohne alle Verzierungen. Die von der ersten Form aus vortrefflichem
M o la ve -H o lz (s. S. 196) zeigten keine Spur von Wurmstich oder
Vermoderung ,, während die übrigen bis zum Zerfallen zerstört waren, <fie
dritte A r t, die häufigste, unterschied sich von der ersten nur durch wenir
ger geschweifte Formen und schlechtes Material.
Kein Märchen hätte eine verzauberte Königsgruft mit einem passenderen
Zugang ausstatten können, als den zur letzten dieser Höh len : mit
senkrechten Marmorwänden erhebt
sich der Felsen aus dem
Meer; nur an einer Stelle gewahrt
man die kaum zwei Fuss
hohe Oeffnung eines natürlichen
Stollens, durch welchen der
Nachen plötzlich in einen geräumigen,
fast kreisrunden, vom
Himmel überwölbten Ho f gelangt,
dessen vom Meer bedeckten
Boden ein Korallengarten
schmückt. Die steilen Wände
sind dicht mit Lianen, Farnen
und Orchideen behängen, vermittelst deren man zur Höhle, 60 Fuss über
dem Wasserspiegel emporklimmt. Um die Situation noch märchenhafter
zu machen, fanden wir gleich beim Eintritt in die Grotte auf einem grossen
2 Fuss über den Boden ragenden Felsblock eine Seeschlange, die uns ruhig
anstarrte, aber getödtet werden musste, weil sie wie alle ächte Seeschlangen
giftig war. Schon zweimal hatte ich dieselbe A r t in Felsenritzen
im Trockenen gefunden, wo sie die E bb e zurückgelassen haben mochte;
auffallend war es aber sie hier in solcher Meereshöhe anzutreffen. — Jetzt
ruht sie, als Platurus fasciatus Daud., im zoologischen Museum der Berliner
Universität.
In Guiuan hatte ich Gelegenheit, vier aus solcher Höhle stammende
reich bemalte chinesiche Schüsseln zu kaufen und einen goldenen Ring zu
zeichnen; er bestand aus dünnem Goldblech, das zuerst zu einer Röhre
mit klaffender Naht von der Dicke eines Federkiels, dann zu einem nicht
völlig schliessenden Reifen von Thalergrösse zusammengebogen war. Die
Schüsseln wurden in Manila gestohlen.
Aehnliche Todtenhöhlen befinden sich noch an manchen ändern Orten
in dieser Gegend: auf der Insel An d o g bei Borongan (bis vor Kurzem
enthielt sie Schädel) ; auch bei Batinguitan 3 Stunden von Borongan an den
Ufern eines kleinen B a ch e s ; bei Guiuan auf der kleinen, wegen der stürmischen
See schwer zugänglichen Insel Monhon. — Bei Catübig sind goldene
Geschmeide gefunden, aber in moderne Schmucksachen umgearbeitet
worden. In der ganzen Gegend berühmt ist jedoch eine Höhle bei Länang
wegen der darin enthaltenen flachgedrückten Riesenschädel ohne K o p f-
J a g o r , Philippinen. 1 4