VERARBEITUNG
seiner unübertrefflichen Flössbarkeit selbst in jenen strassenarmen, aber
asserreichen Landern mit grösster Leichtigkeit fortgeschafft werden kann.
Eln Schlag mit dem W aldmesser reicht gewöhnlich aus, um ein starkes
Rohr zu fallen, entfernt man die dünnen Zwischenwände, so hat man
ohren, deren Enden in einander geschoben werden können. Durch
einmaliges Spalten erhält man Rinnen, Tröge, Dachziegel; durch mehr-
ma iges Latten, die wiederum bis in die feinsten Streifen und Fäden, zur
Anfertigung von Rahmen, Gestellen, Körben, Stricken, Matten und feinen
Geflechten zerlegt werden können. Zwei Schnitte in die Seite geben ein
rundes L o c h , in welches ein Halm von entsprechendem Durchmesser
fest eingepasst werden kann (a). Macht man solchem Ausschnitt gegenüber
einen zweiten, so kann ein Halm durchgesteckt werden 0), auf
diese Weise werden Thüren wagerecht oder senkrecht verschiebbar, oder
|]“ elite e' ° der WagCreChte AXC mit öder § 8 | Reibung drehbar,
Zwei tiefere Schnitte gestatten das Rohr in einen Winkel fe) = oder
gCnUg auseinander> um einen ändern Halm zu biegen
| B. für Dachfirsten (rf), für Gestelle von Stühlen oder Tischen le) auf
denen dann ein aufgeschlitztes, plattgedrücktes Rohr, statt eines Brettes
oder B am b u s -L a tten (/) mittelst Stuhlrohr befestigt werden. Eben so
leicht ist es eine längliche schmale Oeffnung herzustellen zum Einpassen
von Latten (g). r
Zwei Schnitte genügen beinahe, um eine Gabel oder Zange (¿k einen
Haken (t) anzufertigen.
Macht man ein durch Auflegen des Fingers verschliessbares L och in
die r S e ite dicht unter einem Knoten, so erhält man einen Heber und zugleich
einFiltrum (*), wenn man über das offene Ende ein Läppchen bindet
DES BAMBUS. 37
Spaltet man ein abgestutztes Rohr bis auf einen Knoten in Streifen,
die man auseinander biegt und mit ändern Streifen durchflicht, so erhält
man einen konischen Korb, der unter dem Knoten kurz abgeschnitten
als Tragkorb (/), langgestielt, mit Harz gefüllt als Signalfackel dient, (m)
Steckt man in solche spitzkegelförmige Körbe flachere von gleichem
Umfang, deren Knoten abgeschnitten oder durchstossen sind, so erhält
man Fangkörbe für Krabben und Fische. (») Spaltet man aber einen kurz
über einem Knoten abgestutzten Halm s o , dass nur ein Kranz kurzer
Zähne stehn bleibt, so hat man, wenn man die Scheidewand durchstösst,
einen Erdbohrer (o) und zugleich ein Brunnenrohr und so weiter und
endlos weiter. — A ls Beispiele sinnreicher Bambuskonstruktion mögen
ausser nachstehender, die Zeichnungen zu S. 177. 193. 210 der Reiseskizzen
dienen.
Floss mit Senknetzen (Salambau),
alles von Bambus
Auch der im Innern reisende Fremde hat täglich neue Gelegenheit,
die Gastfreiheit der Natur in vollen Zügen zu gemessen. Die Luft ist so
gleichmässig warm, dass man mit Ausnahme eines Sonnenhutes und
leichter Schuhe alle Kleider entbehren könnte. Uebernachtet man im
Freien, so ist aus Palmen- oder Farnwedeln in kürzester Zeit eine Hütte
gebaut. Im kleinsten Dörfchen aber befindet sich ein Gemeindehaus (casa
real), in dem man wohnen kann und die nöthigen Lebensbedürfnisse
zum Marktpreis geliefert erhält. Auch ist dort immer eine Anzahl S e -
maneros (Leut e , die den Wochendienst haben) anwesend und gegen
geringen Tagelohn als Boten oder Träger zur Verfügung des Reisenden.
Bei längerem Verkehr zeigt sich, dass ihr Dienst hauptsächlich in Nichtsthun
besteht. E s ist mir vorgekommen, dass ich einen Mann, der mit
den übrigen Karten spielte und Tu b a (frischer oder schwach gegohrener
Palmensaft) trank als Boten senden wollte, dieser sich aber, ohne im Spiel