
Schifffahrt im Sumpf.
ACHTZEHNTES KAPITEL
ERSTEIGUNG DES YRIGA UND DES MAZARAGA. — SEE— UND STRASSEN—
RÄUBER. — WASSERPFLANZEN VON BERLIN NACH DEN PHILIPPINEN. ¡¡¡§ 1
MEIN DIENER PEPE.
U ° m Ysa rö g kehrte ich über Naga und Näbua zum Yriga zurück, den
V es mir endlich zu ersteigen gelang.
D er Häuptling der Montesinos hatte täglich Rationen für zweiundzwanzig
Mann erhalten, mit denen er angeblich einen W e g zum Gipfel
bahnte. A ls er aber am Abend des dritten T ages selbst nach Yriga kam,
um neue Vorräthe zu holen, da die Arbeit noch einige Zeit erfordere, erklärte
ich , dass ich am folgenden Morgen versuchen würde den Berg zu
besteigen und forderte ihn zum Führen auf. Er willigte ein, verschwand
aber Nachts sammt seinem Begleiter, da die Indier im Tribunal sich das
Vergnügen gemacht hatten, ihnen schwere Strafen in Aussicht zu stellen falls
die Leistung nicht den Arbeitstagen entspräche. Nach vergeblichem Bemühn
um einen ändern Führer, verliessen wir Buhi Nachmittags, und übernachteten
im Rancho, wo man uns früher so freundlich aufgenommen hatte. Die
Feuer brannten n o ch , aber die Bewohner waren bei unserer Annäherung
geflüchtet. Am folgenden Morgen um 6 Uhr begann die Besteigung. Nachdem
wir mit Benutzung der früher von uns gebahnten Pfade den Wald
durchschritten, ging es durch 3 bis 4 Fuss hohes G ras mit scharfschneiden—
den Blättern, dann folgte 7 bis 8' hohes Rohr, vom Habitus unseres
Arundo phragmites (es stand aber nicht in Blüthe), das den ganzen oberen
Theil des Berges bis zum Rande einnimmt; nur in den Schluchten reichten
die Bäume hoch hinauf. In den untern Gehängen waren sie mit Aroideen
und Farnen, gegen den Gipfel zu mit Flechten und Moosen bedeckt. Ich
fand hier eine schöne neue eigenthümlich gestaltete Orchidee.*) Die C i-
marronen hatten etwas Rohr umgehauen, weiter bahnten wir uns mit
Waldmessern den W e g und erreichten schon um 10 Uhr die Spitze. Es
war sehr trübe. A u f einen klaren Abend oder Morgen hoffend, liess ich eine
Hütte bauen, wozu das Rohr sehr geeignet war. Für sich selbst ein Obdach
zu errichten und Brennholz zum Wachtfeuer herbeizuschaffen, waren die
Indier zu faul. Sie kauerten, um sich zu erwärmen, dicht an einander gedrückt
auf dem B oden, assen kalten Reis und dursteten dazu, da keiner
Wasser holen wollte. Von zwei Wasserträgern, die ich mitgenommen,
hatte der Eine sein Wasser unterwegs »aus Versehn« verschüttet, der Andre
es unten ausgegossen, »weil er geglaubt, dass wir es nicht brauchen würden«.
Ich fand die höchste Spitze des Y r ig a 1212 Meter, 1120 Meter über
dem Spiegel des Buhi-See’s. Von Buhi ging ich nach Bätu.
Der B atu -See ( m Meter Meereshöhe) war seit meinem letzten Besuch
im Februar noch tiefer gesunken, der Algenteppich hatte an Breite
beträchtlich zugenommen, sein oberer Rand war an vielen Stellen zerfetzt,
der untere ging allmälig in einen dicken Wulst faulender Wasserpflanzen
über (Charen, Algen, Pontederien, Valisnerien, Pistien u. s. w.), der den
Wasserspiegel ringsum einfasste und nur durch einzelne Lücken an das Ufer
zu gelangen gestattete. Queer vor der Mündung des Quinali in den See
lag eine Barre von schwarzem Moder, in welcher einige schmale Wasserrinnen
die weichsten Stellen anzeigten. Da wir mit einem grösseren Boote
nicht über die Barre gelangen konnten, so wurden zwei kleine schmale
Nachen durch einen Bambusrost verbunden, und mit einem Sonnendach
versehn. Vermittelst dieser Vorrichtung, die von 3 kräftigen Büffeln gezogen
wurde, während die Mannschaft mit sichtlichem Behagen und lautem
Jubel knietief im schwarzen Schlamm watend, schieben half, gelangten wir,
wie auf einem Schlitten über das Hindemiss in den Fluss, der bei meinem
ersten Besuch an vielen Stellen die Felder überfluthete, so dass die Hütten
der Eingeborenen wie Schiffe aus dem Wasser ragten und jetzt (im Juni)
nicht einmal sein Bett ausfüllte. Wir mussten daher die Schlittenfahrt bis
dicht vor Quinali fortsetzen.
In L igäo stieg ich bei einem befreundeten Spanier ab, da seit meinem
letzten Besuch ein grösser Theil der Ortschaft sammt Tribunal und C on -
vento abgebrannt war. Nachdem die nöthigen Vorbereitungen getroffen,
) Dendrobium ceraula n. sp. Reichenbach fil.
J a g o r , Philippinen.