
den philippinischen Zucker dem englischen Raffinör, der ihn nur mit 8 Sh.
per Cwt. verzollt, während reinerer io bis 12 Sh. kostet.[137]
So prämiirt das englische Zollgesetz die schlechte Zuckerfabrikation.
Dasselbe thatbis 1862 dieKolonial-Regierung, indem sie den Fabriken nicht
gestattete ihre Molassen zu Rum zu destilliren (s. S . 58). Man hatte daher
wenig Lust, dem Zucker mit Unkosten pinen nicht zu verwerthenden Körper
zu entziehn. Unter normalen Verhältnissen deckt die Rumfabrikation nicht
nur die Kosten der Reinigung, sie liefert auch einen erheblichen Gewinn.
137) Der für den englischen Markt bestimmte Zucker kostete in Manila 1868/69 15 bis
16 per Ton und stellt sich in London auf 20 50. Best gereinigter, wie ihn Manila für
Australien bereitet, wäre in London wegen des höheren Zolles nur 3 50 per Ton mehr werth,
aber 5 ^ theurer als der schlechte, der mithin eine Prämie von 2 50 geniesst. Manila ex-
portirt hauptsächlich den Zucker von Pangasinän, Pampanga und Lagüna. (Nach Privatberichten
. )
VIERUNDZWANZIGSTES KAPITEL
ABACA ODER MANILA-HANF.
Eines der interessantesten Erzeugnisse jener Inseln ist der sogenannte
i Manila-Hanf, von den Franzosen, die aber fast keinen Gebrauch davon
machen, wegen des seidenartigen Glanzes Pflanzenseide genannt. Bei
den Eingeborenen heisst die Faser Bandäla, im Handel gewöhnlich Abacá,
wie die Pflanze von der sie gewonnen wird. Letztere ist eine in den Philippinen
ursprünglich wild wachsende Banane, auch árbol de cáñamo (Hanfbaum)
genannt, Musa textilis Lin. Sie unterscheidet sich im allgemeinen
Anblick nicht merklich yon der essbaren Banane, M. paradisiaca, einer der
allerwichtigsten Kulturpflanzen warmer Erdstriche, die als beliebte Zierpflanze
unserer Treibhäuser Jedermann bekannt ist. Ob die an ändern
Orten des indischen Archipels wild wachsenden Musen (M. troglodytarum,
M. sylvestris und andere), häufig auch M. textilis genannt, derselben A r t
angehören, ist noch nicht festgestellt.
Die Musen sind nur krautartige Pflanzen, der scheinbare Stamm besteht
aus Blattstielen von mondsichelförmigem Querschnitt, die einander um-
schliessend den dünnen zentralen Blüthenschaft umgeben. Diese Blattstiele
stecken voll Bastfasern und werden deshalb vielfach statt Bindfadens
benutzt, bilden aber keinen Handelsartikel. A ls solcher dienen bis jetzt
ausschliesslich die in dem südöstlichen Theil der Philippinen gewonnenen
Abacáfasern.
Besonders geeignet für den Anbau dieser Pflanze sind die Provinzen
Süd-Camarines und A lb a y , die Inseln Samar und L e y te und die umliegenden
Eilande, auch C e b u ; ein Theil des »Cebu-Hanfs« kommt aber von
Mindanao. A u f Negros gedeiht die Bastbanane nur im Süden, nicht im
Norden, und Y lo ilo , das die meisten A b a c á -G ew e b e (Guináras) erzeugt,
muss den Rohstoff von den östlicheren Distrikten einführen, da er auf der