
In der deutschen Uebersetzung von Capt. Sälmon’s Historie der orientalischen
Inseln . . . Altona 1733 heisst es Seite 63 :
»Man hat neuerlicher Zeit noch etliche andere Inseln Ostwerts von den
Philippinischen entdecket und selbigen den Namen der neuen Philippinischen
beigeleget, weil sie in der Nachbarschaft der alten und bereits beschriebenen
liegen. Der Pater Clan (Clain) giebet in einem Brief aus Manila, welcher den
Philosophical transactions ist einverleibet worden, folgenden Bericht von denselben
: Es trug sich zu, als er in der Stadt Guivam auf der Insel Samar war, dass
er daselbst 29 Palaos (es waren 30, einer starb bald darauf in Guiuan) oder
Einwohner von gewissen erst neulich entdeckten Inseln antraff, welche von den
östlichen Winden, welche hier vom December bis an den Majum wehen, dahin
waren verschlagen worden. Sie hatten 70 Tage lang nach ihrem Bericht vor dem
Winde geseegelt, ohne einiges Land in’s Gesicht zu bekommen, bis sie vor Guivam
angeländet waren. Als sie aus ihrem Vaterlande geseegelt, waren ihrer zwey
Boote gestopft voll, und mit ihren Weibern und Kindern, in allen 35 Seelen gewesen
; unterschiedliche aber waren von dem unter Weges erlittenen Ungemach
crepiret. Als einer von Guivam zu ihnen an Bord kommen wolte, wurden sie in
eine solche Angst gesetzet, dass alle Kerls, die in dem einen Fahrzeug waren,
mit ihren Weibern und Kindern über Bord Sprüngen. Wiewohl sie doch zuletzt
am besten zu seyn befunden in den Hafen einzulaufen, so dass sie den 28. De-
cembris 1696 ans Land kamen. Sie assen Cocusnüsse und Wurzeln, welche
ihnen mildiglich zugetragen,; und geschenckl wurden: aber den gekochtem Reis,
die allgemeine Speise der asiatischen Völcker, wollen sie gar nicht einmal kosten;
Zw o We ibe r , w e l c h e vo rma l s aus d e n s e l b e n I n s e ln d a h in v e r s
c h l a g e n wa r en, dieneten ihnen zu Dollmetscherinnen . . . .
. . .- Die“ Leute des Landes gehen halb nacket- und die Männer schildern
.(malen) ihre Leiber mit Flecken und machen. allerhand Figuren darauf . . . So
lange sie auf der See waren, lebten sie von Fischen welche sie in einer gewissen
Art von Fischkörben fiengen, die einen weiten Mun.d hatten, unten aber spitz .zuliefen
und hinter ihren Booten hergeschleppt wurden. • Das Regenwasser so sie
etwa auffingen (oder wie in dem Brief selber stehet, in den Schalen der Cocusnüsse
aufhuben)- diente ihnen zum Getränk. Als sie vor den Pater sollten gebracht
werden, welchen sie wegen der Hochachtung, die man ihm erwiess, für
den Gouverneur hielten, färbefen sie ihren Leib ganz gelb, welches ‘sie für den
grössten Staat halten in welchem sie für ansehnlichen Leuten erscheinen können.
Im Tauchen sind sie sehr erfahren und finden uhterweilen Perln in den Muscheln,
die, sie herauf bringen, .welche sie aber als unnütze Dinge wegwerfen. «
Eine der wichtigsten Stellen in Pater Clains Brief hat Capt. Salmon
ausgelassen- »De r ä l t e s t e d i e s e r F r e m d l i n g e wa r s c h o n e inma l
an d i e K ü s t e d e r Pro v i nz C ä r a g a n auf einer unserer Inseln (Mindanao)
geworfen worden, da er aber nur Ungläubige gefunden hatte, die in den
Bergen und auf dem öden Strande wohnen ; war er in sein Vaterland zurückgekehrt.
«
In einem Briefe des Pater Cantova an den Pater d’Aubenton, Agdana
(d. h. Agafia, Mariannen) .20. März 1722, der die Carolinen- und Paläos-
inseln beschreibt, heisst e s : »das vierte Gebiet liegt Westlich. Y ap (9°25' N.
138° 1' O. Gf.) K11!} welches die Hauptinsel is t, hat über 40 Leguas Um
fang . • • Ausser den verschiedenen Wurzeln, die bei den Eingeborenen
der&Insel die Stelle des Brodes vertreten, findet man Bataten, welche sie
Camotes nennen und welche sie v o n d en P h i l i p p i n e n erhalten haben,
wie mir einer von unseren Carölinen-Indiern mittheilt, der von dieser Insel
gebürtig ist. E r erzählt, dass s e i n V a t e r , N am e n s C o o r r . . . d r e i s e i n
e r B r ü d e r u n d e r s e l b s t d u r c h d e n S t u rm n a c h e i n e r d e r
P r o v i n z e n in d e n P h i l i p p i n e n v e r s c h l a g e n w u r d e n , w e l c h e
m a n B i s a y a s n e n n t , dass ein Missionär unserer Gesellschaft (Jesu) sie
freundlich aufnahm . . . dass sie nach ihrer Insel zurückkehrend, Samen
verschiedener Pflanzen dahin brachten, unter ändern Bataten, die sich so
sehr vermehrten, dass sie genug hatten, um die ändern Inseln dieses Archipels
damit zu versehn« . . . Murillo Velarde (f. 378) erwähnt, dass 1708
einige vom Winde verschlagene Palaos in Palapag (Nordküste von Samar)
ankamen. Ich hatte später Gelegenheit in Manila eine Gesellschaft von
Palaos und Carolinen - Insulanern zu photographiren, die ein Jahr zuvor
durch Stürme an die Küste von Samar geworfen worden waren. Dies sind,
abgesehn von der freiwilligen Reise, sechs ungesucht sich darbietende Beispiele
von Mikronesiern, die nach den Philippinen verschlagen wurden.
Es würde vielleicht nicht schwer sein noch mehrere aufzufinden, aber wie
oft mögen vor und nach Ankunft der Spanier Fahrzeuge von jenen Inseln
in den Bereich der NO. Stürme gerathen und von diesen unwiderstehlich
an die Ostküsten der Philippinen getrieben worden sein, ohne dass die
Kunde davon auf bewahrt blieb. [112] Wie am Westrande des Archipels
der lange Verkehr mit China, Japan, Hinterindien und später mit Europa
den Typus der Rasse beeinflusst zu haben scheint, so mögen wohl auch
am Ostrande polynesische Beziehungen in ähnlicher Weise gewirkt haben.
Auch der Umstand, dass die Bewohner der Ladronen*) und die Bisayer*?)
die Kunst besassen ihre Zähne schwarz zu färben, scheint auf frühen V e r kehr
der Bisayer und Polynesier zu deuten. [U3]
*) Pigafetta S. 51. •
**) Morgä f. 127.
111) Dumont d’Urville, Voy. pole sud. V. 206 bemerkt, dass die Eingeborenen ihre Insel
Gouap oder Ouap, aber niemals Yäp nennen, und dass der Ackerbau dort alles übertreffe,
was er je in der Südsee gesehn.
112) Die Reisen der Polynesier wurden auch durch die Tyrannei der siegreichen Parteien
veranlasst, welche die Ueberwundenen zur Auswanderung zwangen (Ausland 29. Jan. 70.).
113) »Die Bisayer überziehn ihre Zähne mit glänzend schwarzem oder feuerfarbenem Firniss,
und so werden ihre Zähne schwarz oder rotli wie Zinnober, und in der oberen Reihe
machen sie eine kleine Oeffnüng und füllen sie mit Gold, das auf dem schwarzen oder rothen