
landes und der Ausfuhr zu genügen, ohne dass Rücksichten untergeordneter
Art., die einer späteren Lösung Vorbehalten bleiben können, diese unbegrenzte
Ausbreitung hemmen oder verzögern. In der bereits zitirten Me—
moria schlägt der General-Kapitän »Reformen« vor, die an die Geschichte
der Gans mit den goldenen Eiern erinnern (Pfropfen neuer Monopole auf
die schon bestehenden, Ausbeutung durch Generalpächter) und glaubt dadurch
in weniger als drei Jahren den Tabakertrag von 182,102 Quintales
(Mittel der Jahre 1860/67) äüf 600,000 und selbst 800,000 Q. steigern zu können.
Einstweilen aber solle die Regierung; um höhere Preise zu erzielen,
ihren Tabak selbst nach den Konsumtionsländern exportiren und dort verkaufen.
Im Jahre 1868 ist dieser Vorschlag wirklich ausgefuhrt worden,
der nach London gesandte fand einen so guten Markt, dass in Folge davon
verordnet wurde, fortan in Manila keinen Tabak unter 25 Dollar p. Quintal
loszuschlagen. [155] Diese Bestimmung kann sich aber nur auf Tabak der
ersten drei Klassen beziehen, deren relative Menge in dem Maasse abnimmt,
als der Druck auf die Bevölkerung gesteigert wird. Selbst aus den de la
Gändara’s Denkschrift beigefügten Tabellen ergiebt sich dies deutlich: Während
die Gesammternte von 1867 (176,018 Quintales) nicht viel unter dem
Mittel der Jahre 1860/67 (182,102 Q.) bleibt, ist der Tabak I. Klasse von
mehr als 13,000 Q. 1862, auf weniger als 5000 Q. 1867, gesunken.
Die I V . , V . , VI. Klasse, die früher grösstentheils verbrannt wurden
jetzt aber einen nicht unbeträchtlichen Theil der Gesammternte bilden, sind
im freien Verkehr geradezu unverkäuflich und können nur als »Geschenk«
für Spanien verwendet werden, das alljährlich unter dem Titel atenciones
a la península über 100,000 Zentner empfängt. Wäre die Kolonie aber
nicht gezwungen, die Hälfte der Fracht für ihr Geschenk zu ho h len,
so würde Spanien, genöthigt sein, sich diese »Aufmerksamkeiten« zu verbitten,
denn nach dem Ausspruch des Chefs der Regie ist jener Tabak
grössten Theils von solcher Beschaffenheit, dass er zu k e i n e m Preise
Käufer finden würde, da sein Werth weder die Unkosten des Zolles noch
der Fracht zu decken vermöchte. Dennoch ist dieser Tabaktribut eine
grosse L a s t für das Kolonialbudget, das trotz seines Defizits nicht nur den
Tabak zu beschaffen, sondern auch die Verpackung, den Lokaltransport
und die Hälfte der Fracht nach Europa zu tragen hat.
V om März 1871, der goldenen Ze it, im Fall de la Gändara’s Vorschläge
ausgeführt worden, seine Verheissungen in Erfüllung gegangen
I55) Es gehn im Mittel 407^2 Million Zigarren und 1,041,000 Kg. Rohtabak jährlich in’s
Ausland, zusammen dem Gewichte nach etwa 56,000 Quintales, abgesehn von dem geschenkten
Tabak.
wären, liegt ein trefflicher Bericht des General - Intendanten der Hacienda
an den Kolonial-Minister vor (s. S. 258 Anmerkung), der als Chef der
Regie die Schäden dieses Verwaltungszweiges schonungslos aufdeckt, und
auf die schleunige Auihebung des Monopols dringt. Zunächst wird auf
amtliche Beläge gestützt, der Beweis geführt, dass der Gewinn amTabak--
monopol viel geringer s e i, als gewöhnlich angenommen wird. Das itte
sämmtlicher Einnahmen der Tabakregie für die 5 Jahre 1865/69 betrug nach
amtlichen Rechnungen 5,367,262 D ollar, (für die Jahre 1866/70 nur
5 240,935 Dollar) die Ausgaben sind nicht genau festzustellen, weil darüber
keine Berechnungen vorhanden sind, addirt man aber die im Kolomal-
budget aufgeführten betreffenden Ausgaben zusammen, so erhalt man
3 717,322 Dollar, wovon 1,812,250 Dollar für Ankauf des Rohtabaks. Zu
obigen die Tabakregie ausschliesslich treffenden Ausgaben müssen aber
noch verschiedene andere Posten gerechnet werden, an denen dieser V e r waltungszweig
betheiligt ist, die sogar gänzlich oder zum grössten Theil w e g -
fallen würden, wenn der Staat das Tabakmonopol aufgäbe. Die Summe er
Unkosten muss wenigsten auf 4 Millionen Dollar veranschlagt werden so
dass dem Staate nur ein Reingewinn von etwa 1,367,000 Dollar verbliebp,
aber selbst auf diesen ist in Zukunft nicht zu rechnen, denn wenn die Regierung
nicht schleunigst diesen Gewerbebetrieb aufgiebt, so wird sie zu
sehr bedeutenden unabweisbaren Ausgaben gezwungen sein. Namentlich
müssten dann Fabriken und Magazine neu errichtet, oder verbesserte Maschinen
gekauft, die Gehalte bedeutend erhöht, vor Allem aber Mittel geschafft
werden, nicht nur um die enorme Summe von 1,600,000 Dollar zu
zahlen, welche die Regierung den Bauern für die Ernten von 1869 und 70
schuldet, sondern auch um die Baarzahlung der künftigen Ernten sicher zu
stellen, »denn dies ist die einzige Möglichkeit, den Verfall des Tabakbaus
in den betreffenden Provinzen in dem Maasse, als das Elend seiner unglücklichen
Bewohner zunimmt, zu verhindern.«
Nachdem Agius nachgewiesen, wie gering in Wirklichkeit jene U e -
hprschüsse sind, wegen welcher die Regierung die Zukunft der Kolonie
preisgiebt, schildert er die aus dem Monopol hervorgehenden Uebelstände,
von denen ich hier nur einige in zusammengedrängter Kürze zur Ergänzung
des Eingangs Gesagten anführe:
Die Bevölkerung der Tabakdistrikte, die n a c h Aufhebung der Regie
die reichste und glücklichste des gesammten Archipels sein wurde, befindet
sich im tiefsten Elend. Sie wird grausamer behandelt als die Sklaven
von Cuba, die, wenn auch aus selbstsüchtiger Ab sicht, gut genährt und
verpflegt werden, während erstere die Produkte der Zwangsarbeit dem