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 Gänseleberpastete  zu  essen.  Dies  sind  die  beiden  einzigen  Fälle,  wo  ich  
 in  solcher  Weise  belästigt  worden,  bei  einem  Aufenthalt  von  mehr  als  
 anderthalb  Jahren. 
 Der mit  einem Pass versehene Reisende ist  übrigens durchaus  nicht  auf  
 die  Gastfreundschaft  der  Pfarrer  angewiesen,  wie  in  manchen  abgelegeneren  
 Gegenden  Europa’s.  Jede  Ortschaft,  jedes  Oertchen,  hat  sein  Gemeindehaus, 
   C a s a   r e a l   oder T r i b u n a l   genannt,  in welchem  er wohnen  
 kann  und  Lebensmittel  zum Marktpreis  geliefert bekommt,  ein  Umstand,  
 der mir  bei meinem  ersten  Ausfluge  nicht  bekannt  war.  Der  Reisende  ist  
 also  in  dieser  Beziehung  völlig  unabhängig,  wenigstens  in  der  T heo rie;  in  
 der  Praxis  wird  er  freilich  oftmals  nicht  umhin  können,  in  den  abgelegneren  
 Provinzen,  im Convento  zu  wohnen,  denn  der Pater,  vielleicht der  
 einzige Weisse  auf viele Meilen  in  der Runde,  lässt  sich  schwerlich  die Gelegenheit  
 entgehn,  einen  seltenen  Gast  einzufangen,  ihm  das  beste  Zimmer  
 im Hause  zu  geben,  und  alles  aufzubieten,  was Küche  und Keller  zu  leisten  
 yermögen.  Alles  wird  mit  so  aufrichtiger  unverhohlener Freude über  den  
 Besuch dargeboten,  dass  der Gast  durchaus  nicht  das Gefühl hat,  als würde  
 er  verpflichtet,  sondern  umgekehrt  die  Ueberzeugung  gewinnt,  dass  er  
 seinem  Gastfreunde  Vergnügen macht,  wenn  er  seinen  Besuch  verlängert.  
 Einmal,  als  ich  trotz der  erhaltenen  Einladung  des  Padre  Cura  darauf bestand, 
   ins   Tribunal  zu  gehn,  und  mich  darin  eben  niedergelassen  hatte,  
 erschien  alsbald  der  Pater mit  den. Ortsbehörden  und  dem Musikchor,  die  
 wegen  der  Vorbereitung  zu  einem  Kirchenfeste  im  Convento  zufällig  anwesend  
 waren,  liess  mich  auf meinem  Stuhle  sitzend  aufheben  und  mit  
 Musik  und  allgemeinem  Jubel  in  sein Haus  tragen. 
 Am   folgenden  T a g e   besuchte  ich  eine  NNO.  von  An ga t  gelegene  
 Eisenhütte K ü p a n g ,   von  zwei mir  aufgenöthigten  Bewaffneten  begleitet,  
 da  die  Gegend  wegen Räubereien  übel  berüchtigt war.  Nach einer Stunde  
 in  nördlicher Richtung  durchfurtheten wir  den Banävon,  damals  ein  schmaler  
 Bach,  zwischen  vorwiegend  plutonischem  Gerolle  fliessend,  in  der Regenzeit  
 ein mehrere  hundert Fuss  breiter  Strom,  und  erreichten  nach  zwei  
 Stunden die Eisenhütte, einen mitten  im W alde gelegenen grossen Schuppen,  
 mit  einem Hängeboden  an  einem  Ende,  der dem  Unternehmer,  einem  vor  
 Jahren  in  Sämar  gestrandeten  Engländer,  und  seiner Frau,  einer  hübschen  
 Mestizin,  zur Wohnung  diente.  L eg te   ich mein  Taschentuch,  ein  Bleistift  
 oder  sonst  einen  Gegenstand  aus  der H an d ,  so  wurde  er  sofort  von  der  
 Frau  eingeschlossen,  um  ihn  vor  der Diebeswuth  ihrer Diener  zu  schützen.  
 Die  armen Leute,  deren  Unternehmung  keinen  Erfolg  versprach,  mussten 
 NEGRITOS. 
 ein  trauriges  Leben  führen.  Zwei  Jahre  zuvor  drangen  J   Räuber  ein,  
 plünderten  alles  und  warfen  die  Frau,  dl« ml.  emer Magd  allem  ,m  H a u » 
 zum  Fenster  hinaus;  sie  kam  ohne  erhebliche  Beschädigung  davon,  
 die Magd  aber,  die  vor Angst  aus  dem Fenster sprang,  starb  an  den erlittenen  
 Verletzungen.  Ohne  Mühe  gelang  es  die  Räuber,  Bergleute  und Be  
 wohner  von  A n g a t,  einzufangen,  sie  sassen  damals  bereits  2,Jahre  in 
 Untersuchungshaft. 
 Ich  traf  hier  eine Negritofamilie,  die mit  den  Leuten  der Eisenhütte m  
 freundlichem Verkehr stand,  und Nahrungsmittel  gegen Waldprodukte eintauschte  
 Der  Mann  begleitete  mich  auf  die  Jagd  mit  einem  Bogen  und  
 zwei  Pfeilen  bewaffnet,  die  Pfeile  hatten  zwei  Zoll  lange,  lanzenartig  geformte  
 eiserne  Spitzen,  deren  eine mit Pfeilgift,  einem  schwarzen Harz  dick  
 bestrichen  war.  Die Frauen  nahmen  Guitarren  (tabaüa)  mit,  genau,  wie  
 die  der Mintras  auf der malayischen Halbinsel:  fusslange  Bambusrohre,  an  
 welchen  Saiten  aus gespaltenem Stuhlrohr  aufgespannt waren.  A u f  nebenstehender  
 Abbildung  sind  nicht  diese  Negritos,  von  denen  ich  nur  unvoll  
 kommene  Zeichnungen  besitze,  sondern  weiter  nördlich  lebende,  nach 
 guten Photographien  dargestellt. 
 Um  auf der Rückreise  nicht wieder  in  dem  leidigen  Convento zu über-  
 nachten,  wo  mein Diener mit meinen  Sachen  zurückgeblieben war,  fplgt,e  
 ich  dem Rath  der  freundlichen Leute,  spät abzureiten  und  erst  nach  10 Uhr  
 dort  einzutreffen.  So  konnte  ich,  da  das Pfarrhaus  um  10 Uhr verschlossen  
 wird,  ohne  Anstoss  bei  einem  ihnen  befreundeten  reichen  Mestizen  ein  
 kehren-  Um  halb  eilf  erreichte  ich  das  gastliche Haus,  und  setzte  mich  zu  
 den  muntern  Frauen,  die  gerade  am  Abendessen  waren.  D a   erscheint  
 plötzlich  auf  der  Schwelle  des  Hinterzimmers  mein  Pfarrer  nebst  zwei  
 andren  Augustinern,  die  mit  dem Hausherrn  Karten  gespielt  hatten  ,  und  
 irtdem  sie  mich mitschleppten,  mein  Glück  priesen:  »denn  wären  Sie  nur  
 eine  Minute  später  gekommen  ,  so  hätten  Sie  nicht mehr  in  das  Convento