
 
        
         
		lichkeiten  im  Wesen  ihrer  neuen  Herren;  die  eignen  Sitten  lernten  sie,  
 als  heidnisch  und  wild,  verachten.  Jetzt  singen  sie  andalusische  Lieder  
 und  tanzen  spanische  Tänze,  aber  w ie !  Alles  äffen  sie  nach,  ohne  den  
 Geist  zu  erfassen,  aus  dem  es  hervorg'egangen.  Deshalb  sind  sie  selbst  
 und  ihre Kunsterzeugnisse meist  langweilig  und  charakterlos,  man möchte  
 sagen  unächt,  trotz  der  auf  letztere  zuweilen  verwendeten  grossen  Geschicklichkeit  
 und  Geduld.  Diese  beiden  Eigenschaften  werden  übrigens  
 bei  allen  wenig  fortgeschrittenen  Nationen  wahrgenommen;  die  bewunderte  
 Geduld  ist  aber  oft  nur  Verschwendung  von  Zeit  und  Mühe,  im  
 Missverhältniss  zum  Zweck;  die  grössere  Anstelligkeit  eine  F o lg e   der  
 weniger  vorgeschrittenen  Arbeitstheilung. 
 Betritt man  das Haus  eines wohlhabenden Eingeborenen,  der spanisch  
 spricht,  so  empfängt  er  uns  mit  denselben  Redensarten  wie  sein  V o r bild; 
   man  hat  aber  dabei  immer  das  Gefühl,  dass  sie  nicht  am  Platz  
 sind.  In  den  Ländern,  wo  die  einheimische  Bevölkerung  ihren  alten  
 Sitten  treu  geblieben,  wird  dies  nie  empfunden;  selbst  wenn  uns  nicht  
 mit  der  gebührenden  Rücksicht  begegnet  werden  sollte,  bemerken  wir  
 es  kaum,  da  sich  bei  ganz  verschiedenen  gesellschaftlichen  Formen,  wie  
 bei  fremdem  Maass  und Gewicht,  nicht  unmittelbar  Vergleiche  aufdrängen. 
   —   Während  in  Java  und  namentlich  in  Borneo  und  den Molukken  
 die  Gegenstände  des  täglichen  Gebrauchs  häufig  mit  so  feinem  Gefühl  
 für  Form  und  Farbe  verziert  sind,  dass  sie  von  unseren  Künstlern  als  
 Muster  der  Ornamentik  gerühmt  werden  und  den  Beweis  liefern,  dass  
 die  Arbeit  mit  Lust  und  Liebe  und  innigem  Verständniss  vollbracht  
 .  jst  jji  den  Philippinen  von  solchem  Schönheitssinn  wenig  wahr—  
 zunehmen.  Alles  ist  Nachahmung  oder  liederlicher  Nothbehelf.  Selbst  
 die  wegen  ihrer  Feinheit  so  berühmten,  mit  unglaublicher Geduld  und  
 nicht  minderem  Geschick  ausgeführten  Pina -  Stickereien  sind  in  der  
 Regel  geistlose Nachahmungen  spanischer Muster.  Zu  ähnlichen  Betrachtungen  
 gelangt  man  unwillkürlich,  wenn  man  die  Kunstprodukte  der  
 spanisch-amerikanischen  Völker mit  denen  der  wilden  Stämme  vergleicht.  
 Das  ethnographische Museum  in  Berlin  bietet  dazu  S to ff  in Fülle. 
 Die  Ruder  bestehn  in  den  Philippinen  häufig  aus  einer  Bambusstange, 
   an  deren  Ende  ein  Brett  mit  Rotangstreifen  festgebunden  ist;  
 bricht  es  unterwegs  entzwei,  um  so  b e s se r ;  bis  es  geflickt  i s t,  muss  die  
 anstrengende Arbeit  nothwendig  unterbrochen  werden. 
 In  Java  sind  die  völlig  regendichten  Büffelkarren  auf  das  Mannich-  
 faltigste  und  Geschmackvollste  gemustert.  In  den  Philippinen  wird  der  
 dachlose  Karren  gewöhnlich  erst  im  letzten  Augenblick  zusammen- 
 ^fcflickt.  Soll  die  Ladung  durchaus  vor  Nässe  geschützt  werden,  so wirft  
 ^ B a n e in   paar  alte Matten  darüber,  mehr  in  der  Absicht,  die  Ansprüche  
 ■   C a s t i l a   zu  beschwichtigen,  als  um  den  Regen  abzuhalten. 
 ■   Engländer  und  Holländer  bleiben  Fremdlinge  unter  den  Tropen,  
 l l i e   üben  keinen  Einfluss  auf  die  alten  Gebräuche,  die  in  der  L an d e s -  
 B e lim o n   gipfeln.  Die Völke r  aber,  die  Spanien  durch  den Katholizismus  
 U n te rw o r fe n ,  haben  alles  Ursprüngliche,  V o lk s tüm lich e   verloren;  die  
 H tem d e   Religion  ist  bei  ihnen  nicht  in’s  Innere  gedrungen,  es  fehlt  ihnen  
 Kn moralischem Halt,  und wohl kein zufälliges Zusammentreffen ist  es,  dass  
 K c h   alle  diese  Völke r  mehr  oder  weniger  kennzeichnen  durch  einen  gewissen  
 Mangel  an Würde,  grosse Leichtlebigkeit  und  selbst  Liederlichkeit. 
 Abgesehn  von  diesem  Mangel  an  nationalen  Eigenthümlichkeiten  
 und  überlieferten  Gebräuchen,  deren Vorhandensein  vielen  Ländern O s t-   
 K s i e n s   einen  Hauptreiz  verleiht,  ist  der  Eingeborne  höchst  anziehend  
 K l s   Typus  des  Menschen  unter  bequemsten  äussern  Verhältnissen.  Die  
 Kv illkü rhe rrschaft  der  Häuptlinge  und  die  Sklaverei  wurden  von  den  
 fP p a n iem   bald  nach  ihrer  Ankunft  abgeschafft,  an  Stelle  der  häufigen  
 K ^ au bzü g e  und  Kriege  trat  Ruhe  und  Sicherheit.  Das  spanische  R e g i-   
 ment  ist  in  diesen  Inseln  im  Ganzen  immer  milde  gewesen,  nicht  weil  
 K l i e  Leyes  de  Indias  so  sehr  wohlwollend,  ja   fast  zärtlich  für  den  Indier  
 B a u t e n ,  den  sie  wie  einen Minorennen  behandeln,  sondern  weil  die  Ur—  
 sachen  fehlten,  die  in  Spanisch-Amerika  trotz  derselben Gesetze  und  in.  
 JSlen Kolonien  anderer,Völker  so  grosse Grausamkeiten  veranlassten. 
 Es  war  ein  Glück  für  die  Eingeborenen,  dass  ihre  Inseln  keine  
 ||Reichthümer  an  edlen  Metallen  und  kostbaren  Gewürzen  besassen.  Die  
 ^voluminösen  Produkte  des  Ackerbau’s  konnten  bei  den  ehemaligen  
 erkehrsVerhältnissen  keine  Ausfuhren  b ild en ;  es  lohnte  daher  nicht,  
 ^ v ie   nachdrücklich  auszubeuten.  Die  wenigen  in  der  Kolonie  lebenden  
 K>panier  fanden  im  Handel  zwischen  China  und  Mexico  durch  die  
 SBvIao  (S.  io)  ein  so  bequemes Mittel  zum Gelderwerb,  dass  sie  sich  fern  
 iiielten  von  allen  wirthschaftlichen  Unternehmungen,  die  ihren  eignen  
 |fcdelshochmüthigen  Neigungen  wenig  entsprachen  und  die  angestrengte  
 JvVrbeit  der Eingeborenen  erfordert hätten.  Für  Spanien,  dem  schon  über—  
 B r r o s s e   Besitzungen  in  Amerika  eine  erschöpfende  Menschensteuer  auf—  
 ^ f c g t e n ,  war  es  bei  der  damals  so  langwierigen,  gefahrvollen  Schifffahrt  
 ^ unmö glich ,  in  den  Philippinen  eine  starke,  bewaffnete  Macht  zu  halten.  
 MJ ie   durch  einige  glänzende  militärische  Unternehmungen  eingeleitete  
 ¿■Unterwerfung  ward wesentlich  durch Mithülfe  der Mönchsorden  vollendet,  
 M ie ren   Missionäre  vorwiegend  Klugheit  und  Geduld  anwenden  mussten.