Aussicht auf die lachende Ebene bis zum Puig de Bonany, die Colls de Arta, auf die Gruppe des
Sn Salvador auf der anderen Seite und die Hügelreihe bis zu dem vorspringenden Puig de la Con-
solaciö darbietet. Unten erblickt man die weisse, mit Cypressen bedeckte Ruhestätte mit dem
dazugehörigen Kirchlein. Bis zum fernen Meer und Cabrera, sowie den Höhen des Puig de Randa
und der duftigen Sierra reicht der Blick. Das Kapellchen des Calvarienherges wurde im Jahre 1850
erbaut, und daneben errichtete man ein Häuschen für den Donat. Das- Kirchlein ist abgerundet und
trägt oben einen Glockenbogen. Das Innere zeigt ein Tonnengewölbe, zwei Kreuzkapellen und
eine nischenförmige Altarkapelle, w o ein Christusbild in Naturgrösse, Cristo de la Sanch, steht,
welches einen Gegenstand grösser Verehrung bildet. Von Bellavista, einem neben der Kirche
1851 erbauten Aussichtspunkte, hat man eine herrliche Aussicht.
Der schönste Punkt der Umgebung ist der Puig de S» Salvador, der blos 5 km entfernt ist. Um
dorthin zu gelangen, muss man durch die Calle Nueva Felanitx verlassen und den Fahrweg nach
Santagny einschlagen, der am Fusse des Calvarienhügels einbiegt; hierauf überschreitet man eine
flache, gut bebaute Thalsohle. Links steht das Possessionshaus von Son Guellas mit dem Olivar
de Son Bennaser. Man gelangt in ein Kiefernwäldchen, dessen Vorsprung Es Picot heisst, und
überblickt Can Pan Cuit oder Ses Fontanelias- Der Weg führt in einem Torrententhälchen weiter,
wo ein weisslicher Stein zu finden ist, auf den die frommen Vorübergehenden einen Stein werfen,
eine arabische Sitte, welche den Sinn hat, gewissermafsen in der Wüste durch einen Stein mehr
den geheiligten Platz zu bezeichnen, und die sich auf Mallqrca häufig findet. In einer Biegung
erreicht der Weg ein Kapellchen neben einem Celtisbaum, wo die Vorübergehenden ein Salve
Regina zu beten nie versäumen. Das Kirchlein der Salve enthält eine Renaissancenische mit einer
Madonnenstatue. Man sagt, dass sie an der Stelle erbaut sei, wo das Bildniss der heiligen Jungfrau
gefunden und verehrt wurde, das man auch Sn Salvador übertrug, als der König I)n Pedro IV,
de Aragon im Jahre 1348 dem Einsiedler Romeo Burguera die Erlaubniss zur Errichtung des
Sanctuariums von S» Salvador gab, das dieser auch, von den Almosen der Bewohner von Felanitx
unterstützt, ausführte. Dieser Wallfahrtsplatz war anfangs ein Monasterium oder eine Einsiedelei.
Daraus erklärt man sich die Grösse des an die ebenfalls stattliche Kirche anstossenden Gebäudes,
welche heutzutage Hospederia ist, wo man, dem mallorquinischen Brauche gemäfs, unentgeltlich
beherbergt wird. An drei Festtagen, am Sonntag nach Ostern, am 8. Mai und am zweiten Sonntag des-
Novembers, wird das Incarnationsfest gefeiert, und an Sonn- und Feiertagen in der Kirche eine stüle
Messe gelesen. Ein kleiner Aujub ist neben dem Wege, der in Serpentinen hinaufführt; es beginnen
die Stationen des Calvarienberges mit Azulejos, massigen Kapellchen und zwei Voluten oben. Eine
kleine Terrasse mit Brunnen gewährt eine schöne Aussicht. Das Aeussere von S» Salvador ist ernst
und zu der Lage passend. Drei ungleich hohe Thurmansätze, sowie mehrfache Vorsprünge des
Mauerwerkes geben dem Gebäude ein lebendiges, interessantes Aussehen. Die Kirche schliesst sich
vorspringend und, eine Ecke nach innen bildend, das Gebäude des Hospederia an mit drei Reihen
kleiner, viereckiger Fenster, welches dann gegen Osten gleichsam vier Tracte aufweist, die mit
Quaderecken von einander geschieden und mit ein paar breiten Balconfenstern versehen sind, wovon
das letztere jener der Eingangshalle ist. Diese war wahrscheinlich ein Kapellchen, wie die moderni-
sirte Fensterrose und der Glockenbogen darauf beweisen.
Im Innern bildet die Kirche ein Kreuzgewölbe mit dem Datum 1733. Zur Rechten ist ein
Theil mit Tragsteinen versehen, zur Linken ein Rundbogenthor mit einem alten Relief in einem
Kielbogen. Treten wir ein, so kommen wir in eine grosse Eingangshalle mit einem von Segmentbogen
mit Kämpfer-Consolen getragenes Tonnengewölbe. Auf beiden Seiten der Halle leiten
Treppen mit eisernem Geländer zu den oberen Räumlichkeiten und abgerundete Stufen in ein
kleines Gehöft, wo ein zopfiges Portal den Eingang in die Kirche bildet. Auf ihrem Dach ist eine
kleine Holzterrasse, w o sich 509 m über dem Meere die umfassendste Aussicht auf die Umgebung
darbietet. Man übersieht die Ebene gegen das Meer und Cabreia bis nach Llummayor, den Puig
de Randa und die duftige Gebirgskette bis zur Bucht von Alcudia; vor sich hat man die nahe
Ortschaft Felanitx und hinter diesem Porreras, dann das schöne geformte Hügelland gegen Artä
mit der grossen Kirche und das Possessionshaus des Fangar. Prächtig übersieht man die beiden
Häfen von Porto Petra und Porto Colom. Die Kirche hat eine mittlere, tonnenförmige Dachung
und vier Seiten Wölbungen oberhalb der Kapellen, sowie Wände, die sie trennen und gleichsam
Cassetten bilden, und einen von einem Kreuz überragten Glockengiebel mit zwei ausgeschweiften
Kugelpfeilern an den Seiten. In der Mitte befindet sich die Tonnendachung der Hochaltarkapelle,
die, wie das Gebäude überhaupt, mit Holzziegeln bedeckt ist. Sie läuft nach rückwärts etwas
6pitz zu. Die Bogen, welche das Tonnengewölbe im Innern tragen, ruhen auf Pfeilern; auf jeder
Seite sind drei Rundbogen-Kapellen und zwei Altäre, auch unterhalb der mit Dockengeländer versehenen
Empore, in einer der Kapellen wird ein sehr hübsches Bild, den heiligen Sebastian vorstellend,
aufbewahrt; in einer anderen findet man einen alten steinernen Reliefaltar, auf dem die
Passion dargestellt ist. Eine anscheinend sehr alte Steinstatuette der Mare de Deu ziert den zopfigen
Hochaltar, zu dem Stufen hinaufführen. Ringsum hängen Exvotos von Silberplatten und darunter
Es Puig de Sn Salvador.
auch ein Dampfermodell, sowie kleine Kreuze und Rosenkränze. Einige von diesen Gegenständen
erinnern an die Vertheidigung gegen die Maurenangriffe im Jahre 1737. Die Sacristei wird von
einem Spiegelgewölbe bedeckt. In einem Renaissancerahmen wird das Kleid, in welchem man die
dortige Mare de Deu fand, aufbewahrt. Gegen den kleinen Hof zu ist die Thür des Speisezimmers.
Ein Theil der Hospederia, zu der eine steinerne Treppe vom Hofe aus führt, weist einen Corridor
und mehrere Zimmerchen mit Wölbung aus dem 18. Jahrhundert auf. Die Hospederia hat 32 Schlafzimmer
mit 40 Betten, vier grosse Küchen mit vorspringenden Kaminen, ohne die Kochöfen, die in
einigen Wohnungen stehen, mitzurechnen, einen grossen Speisesaal und viele andere Nebengebäude.
Das Ganze ist äusserst solid gebaut und ohne Balkenwerk. Ueberall sind Wölbungen
verwendet, von denen man nicht weniger als 57 zählt, ohne jene der Kirche mitzurechnen. Ein
ebener Weg auf der Bergspitze führt zu einem runden, von einer steinernen Bank umgebenen
Mirador mit einem Tisch in der Mitte, wo in der guten Jahreszeit viele Leute zu Mittag essen,