Jagd und Fischfang.
Die Jagd ist auf Menorca im Allgemeinen frei, ausser auf den Besitzungen, deren Gebiet Vedado
■ B i h‘ W° daS Jagen verboten ist und rechtmäfsig nur dem Grundeigentümer zusteht.
Ais sichtbares Zeichen des Vedado macht man V-artige Zeichen mit weisser Tünche auf die trockenen
Wände, welche die Tancas u. s. w. umschliessen. Die beiden wichtigsten Jagden sind die Kaninchen-
und die Stemhuhnjagd. Die Kaninchen (Cunis) jagt man mit Hunden und Füretten (Furas), welche
Thiere angeblich unter Kaiser Augustus zur Vertilgung der Alles verheerenden Kaninchen ein-
gefuhrt wurden. Auf manchen Gütern der Nordküste, wie Sant Antoni, der Bufereta, St“ Teresa
Torre del Ram, sind die Kaninchen so zahlreich, dass man sozusagen 'sitzend auf sie Jagd
machen kann. J ö
Die Steinhühner (Titas) jagt man auf verschiedene Weise, zumeist aber mit dem Gewehr
wobei man sich aber vielfach eines Lockvogels bedient, wiewohl dies durch Gesetz verboten ist’
st in jedem Possessionshause ist ein Steinhuhn in einem hölzernen Käfige zu sehen das unter
dem Vorgeben, den Weibern und Kindern des Hauses zur Unterhaltung zu dienen, als Lockvogel
verwendet wird. Die Reclams oder Lockpfeifen sind den auf Mallorca gebräuchlichen ähnlich
Die spiralförmigen Botets für die Wachteln sind den auf Mallorca üblichen gleich.
Sitzend jagt man a Coli wie auf Mallorca, dies ist jedoch nicht sehr allgemein, weil wenige
Gegenden den hierzu nöthigen Baumwuchs besitzen. Viel verbreiteter ist das cassar a Batuda mit
Filats aus dickerem Zwirn, ähnlich jenen de cassar a CoU. Die langen Pfahlröhren werden in der
Hand gehalten, und die beiden unteren Enden sind in Bayassons oder Sarrions por cassor a Batuda
hineingesteckt. Drosseln werden im Winter auf Menorca in grösser Menge gefangen wenn auch
bei Weitem nicht in, demselben Maisstabe, wie auf Mallorca. Llosas werden mit vier Stäbchen
wie auf Mallorca für Singvögel, Drosseln u. s. w.,, verwendet.
Man hat auf Menorca sehr kleine Käfige aus Draht und Holz, namentlich fü{ Stieglitze verwendet.
Eigentümlich sind die Käfige aus einem Cactusfeigenblatt, wie sie die Kinder, wenn sie
einen Vogel fangen, zu machen pflegen; in das Blatt steckt man gespaltene Pfahlrohrstücke, die
man oben zusammenbindet und in ein anderes Cactusfeigenblatt hineinsteckt, ähnlich den hohen
engen Käfigen, die hier für Steinhühner und Wachteln verwendet werden.
Fischer sind auf Menorca in grösser Menge vorhanden, aber, wie begreiflich, auf die vier
am Meere gelegenen Ortschaften: Mahon, Vitia Carlos, Fornells und Ciudadela, beschränkt. In
Hs ist fast ein Jeder Fischer, und die kleine Ortschaft kann als ein wahres Fischerdorf
angesehen werden; verhältnissmäfsig hat von den anderen drei Orten Vitia Carlos die meisten
Fischer. Die Bewohner der übrigen Ortschaften beschränken sich auf den Angelfischfang an den
Felsen des Ufers.
Die von den menorquinischen Fischern verwendeten Boote, den mallorquinischen gleich
gelten als die vorzüglichsten der Balearen und geniessen auf Mallorca einen wohlverdienten Ruf
Man hat auf Menorca verschiedene Fischerbootformen; die kleinsten und recht elegant gebauten
sind die Gusis mit eingezogenem Achtersteven, welcher an die Maltheserboote erinnert, mit einem
Bug, wie ein Llaut. Die Bots haben einen viereckigen Achtertheil; die Barcas Mariscadoras und
die Barcas Bolitxeras sind gleich in der Form, nur sind erstere, deren nur wenige vorhanden sind,
kleiner und kürzer und gewöhnlich ohne Rolle (Corrióla), mit welcher.letztere ausgerüstet sind,
um den Bolitx zu ziehen; manche haben sie jedoch, um das kleine Sackschleppnetz (Bolitxó) ziehen
zu können, in welchem man Muscheln u. s. w. fängt. Diese Barken haben nur vorn und hinten
ein Verdeck; am Achtertheil haben alle einen vertieften Theil im Verdeck, den Tsenö, um die
Körbe und Netze hineinzuthun, wenn diese einzogen werden. Manche haben ein erhöhtes Stück zur
Rechten, damit sich die Fischer beim Ziehen der Netze nicht so viel bücken müssen, Es Tamburet
genannt. Auf dem Vordercastell tragen die Barcas Mariscadoras insgesammt mehrere in der Mitte
vertiefte Holzstücke, das Aparejo, um das Boot ans Land ziehen zu können. Die Anker für die
Mariscadors sind zweiarmig. Die Boote, welche ausserhalb des Hafens von Mahon zum Fischfang
dienen, haben vielfach Steinanker, Bolda genannt; an den Seiten sind:sie flach mit abgefassten Ecken.
Die Barquerols (Llauts) sind von verschiedener Grösse, meist grün angestrichen und mit
einem gelben Streifen und dem Namen versehen; für Bou werden grössere verwendet. Bots Palangres
wurden früher meist in Villa Carlos gebaut, jetzt werden aber viele auch in Mahon verfertigt;
sie sind breit und mit Verdeck versehen.
Alayor von der Hauptfahrstrasse aus. ■
Die Fischer auf Menorca pflegen ihren Gewinn auf ihren Fischerbooten, folgendermafsen
zu vertheilen: Der Schiffspatron und der Matrose erhalten je einen Theil; einen halben Theil
empfängt der Schiffsjunge und zwei Theile werden als Abnutzung für das Boot und die Netze gerechnet.
Die Netzarten, mit denen auf Menorca die Fischerboote ausgerüstet sind, sind denen auf
Mallorca fast ganz gleich.
Die Plätze für Llampugas-Fang, der bei Mondschein oder vor der Abenddämmerung stattfindet,
werden am Tage des heiligen Bernhard verloost. Mit Angelschnüren (Palangres) wird viel
gefischt, namentlich von den Fischern aus Villa Carlos. Von Poteras verwendet man dieselben
beiden Sorten, wie auf Mallorca; man nennt sie Calamareras..
Auch der Dreizack (Fitora) wird viel angewandt. Um Fische aus den Felsen hervorzuscheuchen,
bedient man sich der Stiele des Dreizacks.
Man unterscheidet verschiedenartige Reusen; die einen sind gross, glockenförmig, mit Spart
am Trichter, andere unten rund und oben flach; ferner grosse Gambins de gafar Sards, die rundlich
kürbisartig sind. Sie werden mit Algen zugedeckt und auf einem unterseeischen Riff (Altina) so gestellt,
dass sie wie ein Stück desselben aussehen, oder man steckt kleinere unter die Felsen, wo diese
eine Aushöhlung bilden. Man macht ausserdem Nansas de Vivers por Llagostas, Körbe zum Auf-
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