welchem Thiere es auch benutzt sein mag, hinter der Eingangsthür aufgehängt, bringt Glück für
die ganze Familie, ein Glaube, der wohl englischen Ursprungs ist. Auch glaubt man an die
Bedeutung der Träume und an Hexen. Von den eigenthümlichen abergläubischen Ansichten, die
wohl theilweise Menorca mit Mallorca geheim hat, mögen nachstehende erwähnt werden: Wenn
ein Borin Ros (eine Art Sphinx) in ein Haus eintritt, bringt es Glück, wenn aber ein Borin
negre (Xylophaga violacea) erscheint, Unglück. Ein Zinseibaum, der in dem Garten eines Hauses
steht, darf nicht gefällt werden, ohne dass der Familie ein Unglück zustösst. Von einem Barbier
geschnittene Haare lassen, wenn sie von einer Hexe oder anderen Person, die schlechten Sinnes
ist, genommen werden, Denjenigen, der sie lange trug, leiden. Nadeln, welche in ein Lamm- oder
Schafherz gestochen werden, lassen, ins Meer geworfen, den Feind leiden, an dem der Verfertiger
dieser Arbeit sich rächen will. Bohnen, welche in das Oel und Wasser der Kirchenlampen
geworfen werden, schaffen in dem Mafse, wie sie darin anschwellen und sich schliesslich öffnen,
Demjenigen, der etwas gestohlen hat, Unruhe und nöthigen ihn, das Gestohlene seinem Besitzer
wieder zuzustellen, wenn er sich nicht der Gefahr aussetzen w ill, fortwährend zu leiden oder zu
sterben. Salz, welches man absichtlich vor die Thür eines Hauses streut oder dort findet, ist ein
sicheres Zeichen, dass der Eigenthümer oder die Insassen desselben Feinde haben, welche auf ihr
Verderben hinarbeiten. Ein Stuhl, den man auf einem seiner Füsse sich herumdrehen lässt, wahrsagt
Streitigkeiten zwischen Demjenigen, der dies thut, und einem der Anwesenden oder dessen Familie.
Wenn das rechte Ohr klingt, gilt dies als ein Zeichen, dass man gelobt, beim linken dagegen, dass
man getadelt wird. Raute (Ruda), welche absichtlich in dem Hausgärtchen gepflanzt wird, lässt in
dasselbe die bösen Geister (Duendes) nicht eintreten; namentlich war dieser Brauch bis vor wenigen
Jahren in Ferrerias üblich. Die Schürze einer Magd oder Hausfrau, die durch einen Funken des
Feuers, das man anmacht, verbrannt wird, verspricht der Besitzerin einen Gewinn, wenn sie sogleich
Billete in der Lotterie nimmt. Ebenso wird, wenn man sich beim Aufstehen anzieht und unbemerkt
die Strümpfe verwechselt, der Betreffende, wenn er Billete irgend einer Lotterie nimmt, einen
Gewinn haben. Als eine Art Aberglauben mag auch die sehr verallgemeinerte Ansicht gelten,
dass durchlöcherte Geldstücke glückbringend seien; man giebt sie daher nicht wieder weg, wenn
man sie bekommt; wohl heutzutage mehr aus praktischen Gründen, da man dieselben nicht
ausgiebt und im Nothfalle immer Geld hat. Man macht eben einen Scherz damit. Seehundsschnurrbarthaare,
die man einem lebenden Seehunde ausreisst und in ein Säckchen, das man am Halse
trägt, legt, soll die Seeleute vor dem Tode des Ertrinkens sichern. Ebenso legen die Fischer auf
die Placenta (Vestid des nexer) eines umwickelt geborenen Kindes, wenn auch nicht ihres eigenen,
einen grossen Werth und theilen sich dieselbe sorgfältig in Stücke, welche sie in einem Säckchen
als Schutz gegen Uebel tragen, die ihnen sonst zustossen würden. Dieses eigentümliche Vorurtheil
herrscht auch auf Mallorca und selbst auf dem spanischen Festlande. Wie auch in anderen Gegenden,
wird das so geborene Kind als stets glücklich angesehen. Das Kind, welches am Charfreitage
geboren wird, ist stets sehr weinerlich. Das Kind, welches zuerst mit dem am Charfreitage oder
an der Vigilie vor Pfingsten in das Taufbecken gegossenen Weihwasser getauft wird, hat sa Saliva
bona oder guten Speichel, so dass es damit jedes giftige Thier tödten und von Krankheiten,
namentlich Wunden, genesen wird. Denselben Vortheil gemessen diejenigen Kinder, welche am
Tage der Bekehrung des heiligen Paulus geboren oder getauft werden. Ein Bindfaden, welcher an
dem Puls befestigt wird, verhindert die Krämpfe bei Denen, die viel schwimmen. Eine Guitarrensaite,
an dem Pulse befestigt, heilt Zahnweh. Eine dreikantige Nuss (Nou de tres Cantells), stets
in der Tasche getragen, schützt lebenslang vor Zahnweh; ebenso leidet man nie daran, wenn man
sich die Nägel alle Montage schneidet; thut man dagegen diese Arbeit am Freitag, so entstehen
Wunden an den Nägeln und Fusszehen {(Greils des Enemigs). Ein Ring aus Stahl, welcher an
einem beliebigen Finger getragen wird, heilt das Rheuma. Ein Spartfaden, um den Hals befestigt,
befreit von Aufstossen und saurem Magen. Eine 'Citrone, immer, und zwar stets dieselbe, in der
Tasche getragen, macht, dass sich der Träger derselben nie erkältet. Knoblauch, stets in der Tasche
getragen, schützt Milben.
Theilweise auf Vorurtheilen beruhend, theilweise aber auch durch ihre eigene Wirkung
auf Erfahrung begründet, sind mehrere der vom Volke verwendeten Heilmittel. Legt man eine
Zwiebel von Scylla maritima unter das Bett eines Rothlaufkranken, so heilt sie diesen nicht nur,
sondern verhindert auch, dass das Uebel wiederkehrt. Die Decocte von Orangenblättern werden
gegen Nervenleiden benutzt; die Decocte von Lavendel- (Lavatera-) Blumen und von Heiligenpflanze
(Santolina, Chamaecyparissus) werden gegen Leibschmerzen angewendet. Der Syrup vom
sauren Granatapfel wird gegen trockenen Husten gebraucht, ebenso der Syrup von Cactusfeigen.
Die Blätter oder, besser gesagt, die Aeste dieser Pflanze, in zwei Theile gespalten, werden als
Resolutiv verwendet; man benutzt sie auch, um Wunden zu heilen. Hierfür verwendet man indessen
mit Vorliebe geriebene Carotten, welche auch wirklich recht gute Dienste leisten. Wohl
Pfluggespann.
von den Engländern hergenommen ist der umfängliche Gebrauch von Magnesia, welche die Leute
aus dem Volke als eine allgemeine Panacee ansehen.
Trachten der Menorquiner.
In Folge der wiederholten Einwanderungen während der fremdländischen Occupationen
ist, wie begreiflich, der Typus der Bevölkerung Menorca’s ein sehr verschiedenartiger. Ein grösser
Theil der arabischen Bevölkerung hat sich zur Zeit der Eroberung mit der christlichen assimilirt,
und es ist daher nicht zu verwundern, dass sich der arabische Typus vielfach noch erhalten hat.
Namentlich im Südosten der Insel begegnet man manchem jugendlichen Männergesicht, das so
arabisch aussieht, dass eine gewisse Ueberwindung dazu gehört, den Jüngling nicht arabisch an-
■ zusprechen. Andererseits könnte man sich, wenn man in Mahon manches Mädchengesicht betrachtet,
in Westend wähnen. Viele Engländer haben sich während der dreifachen Domination