bequem und gut gebauten Häuser stehen sämmtlich in einer Reihe an der Fahrstrasse und der
Hügellehne und werden meist von Fischern und Seeleuten bewohnt. Am Ende dieser Häuserreihe liegt
in der Nähe von Schenken und einer Wartehalle die kleine Kirche von Sa Ramon des Port oder S"
Raimuudo de Penafort. Dieses öffentliche Oratorium ist nahe dem Felsen gelegen und diente der
Ueberlieferung nach dem heiligen Ramon de Penafort als Landungsplatz, als er um die Mitte des
13. Jahrhunderts von Mallorca nach Barcelona hinüberfuhr, dabei seinen Mantel als Segel benutzend.
Glaubwürdigsten Angaben nach wurde das Kirchlein zu Anfang des 17. Jahrhunderts gebaut,
zeigte aber bald so viele Mängel, dass es schon 1769 umgebaut werden musste. Das mit einem
Glockengiebel versehene Gebäude sieht auch heute noch sehr schlicht aus; es hat ein Tonnengewölbe,
und der in Renaissance-Styl gehaltene Hochaltar ist mit dem Bildniss S- Ramons und
Darstellungen aus seinem Leben geschmückt. Eine neuere. Statue der Virgen de la Salud steht in
grösser Verehrung. An Sonn- und Feiertagen wird dort Messe gelesen, welche die Insassen des
Puerto bezahlen. Fast dem Kirchlein gegenüber springt der Molo vor, wo die Küstenfahrer Schutz
zu suchen pflegen. Die Fahrstrasse führt bis zu einem kleinen Sanitätshause und verlängert sich
weiter bis zur Punta de sa Creu mit dem gleichnamigen Leuchtthurm. Von letzterem, sowie von
dem Hafen wird noch bei Gelegenheit der Küstenschilderung gesprochen werden. Dem Molo
gegenüber, westlich von der Mündung des Torrent de la Mar und am Fusse des mit dem Leuchtthurm
gekrönten Vorsprungs von Cap Gros, liegt das alte Lazareth, welches etwas in Verfall
gekommen ist. .
Von Port führt ein Weg auf den felsigen Abhang von Sta Catalma, der einerseits den
ganzen Hafen, andererseits die jähen Abstürze der Nordküste und das weite offene Meer beherrscht.
Auf demselben steht das alte Oratorium Ste Catalina. Dieses Oratorium oder dasjenige, welches
an seiner Stelle stand, soll zur Erinnerung an die wunderbare Reise des S» Ramon de Penafort
und zu Ehren der heiligen Märtyrerin Catharina 1342 erbaut worden sein. Beim Fundamentgraben
fand man ein Bildniss dieser Heiligen, welches in der neuen Kirche Aufstellung fand. Schon 1372
bestand bereits dort eine grosse Hospederia zur Beherbergung der Gläubigen. Die grosse Kiiche
war mit von Gläubigen geschenkten Geräthen und Kostbarkeiten reich geschmückt. Bis zur Mitte
des 16 Jahrhunderts währte der Reichthum in diesem Sanctuarium, bis an einem Morgen des
Monats Mai 1542 algerische Seeräuber im Hafen landeten, die Wächter gefangen nahmen und die
Atarazana und das Sanctuarium von S * Catalina bis auf den Grund niederbrannten. Bei dieser
Gelegenheit ist auch das Bild verschwunden, und von dem Gebäude und allen seinen Schätzen
war nichts übrig geblieben, als Asche- und Trümmerhaufen.
Im Jahre 1543 wurde jedoch schon mit d e m Neubau der Kirche begonnen, die Vollendung
erfolgte aber erst im Jahre 1574. Das gleichzeitig erbaute Haus der Hospederia diente einigen
Einsiedlern als Wohnung. Zu ihrem Schutze wurde ein zweistöckiger Thurm erbaut, welcher
später als Glockenthurm Verwendung fand. Bis zum 17. Jahrhundert stand das Sanctuarium in
hohem Ansehen; von dieser Zeit ab aber verfiel es allmählich. Ein Rundbogenthor und ein gleiches
Fenster mit Glockenbogen in der Mitte befinden sich in dem durch sein Alter baufällig gewordenen
Thurm Betreten wir das Innere, so sieht man von dort im Gehöft eine Cisterne. Der linke
Theil wird zu Schulzwecken verwendet. Das Gebäude hat einige Kammern, die als Schlafzimmer
dienen, Speisezimmer, Küche und zwei Terrassen. Neben dem Hause sind Stallungen. Stufen
führen durch eine von achteckigen Säulen getragene, bedachte Wartehalle, in welcher sich die
Leute aufzuhalten pflegen, welche wegen des Übergrossen Besuches in der Kirche keinen Platz
mehr finden können, in die Kirche von S*» Catalina. Dieselbe hat zwei Rundbogen, welche das
Tonnengewölbe tragen, und ein kleines Seitenfenster, sowie einige Bilder. Der in Renaissance-
Styl gehaltene Altar scheint noch derjenige von 1573 zu sein; er enthält in der Hauptnische das
Bildniss des Heiligen mit den Bildern der heiligen Anna und Apollonia. Selten wird darin Messe
gelesen. Ein bedachter Gang leitet zu einem kühlen Zimmer und einem kleinen Mirador mit Sitz
bei einem vorspringenden Felsen, wo man herrliche Aussicht auf die Torre Picada mit dem steilen
Cavall Bernat hat.
Geht man von S*1 Catalina auf dem felsigen Rücken weiter, so gelangt man durch die
Coma del Single zum Single selbst hinauf. Hier sieht man eine dreifach gebrochene Mauer und
die mit Kiefern bewachsenen Abstürze gegen das Meer und gleichzeitig die Felsenwände von
Sta Catalina und den Vorsprung des Cap Gros mit seinem Leuchtthurme. Auf der von Opuntien
umgebenen Anhöhe steht die Torre Picada, eine Befestigung, welche im 17. Jahrhundert zu demZwecke,
die Ausschiffung in der Cala de las Puntas, welche die Piraten 1561 bei ihrem Ueberfall benutzt
hatten, zu verhindern, erbaut wurde. Bis 1865 hatte die Torre Picada, die in neuerer Zeit, den
Namen Castillo erhalten hat, einen Militärgouverneur, im Range eines Lieutenants: stehend, dann
wurde sie von der Regierung verkauft. Die Torre Picada ist ein runder Thurm von 14 Varas
Durchmesser mit Cordon ringsum und einer angebauten Aussentreppe. Unterhalb der Wurfluke
ist ein Spitzbogen-Eingang in das Innere, das kleine Wohnungen für den Gouverneur und die
Terreros enthält. Von der Terrasse aus geniesst man eine herrliche Aussicht.
Vom Hafen aus kann man die östliche Seite des Thaies von Soller auch auf einem sich an
der Hügellehne zwischen Oelbaumpflanzungen hinziehenden Pfade erreichen. Von der Casa des
Port führt dieser Weg an dem Torrent de sa Figuera aufwärts bis zur gleichnamigen Häusergruppe,
der gegenüber das Haus Can Gordo liegt. Dann folgen Cà s’Hereu mit zwei Häusern und in einer
kesselartigen Vertiefung das Haus Coma; das Kesselthal wird oben von den röthlichen Abstürzen
des Salt de Balitx überragt. Der Torrent de sa Figuera kommt aus dem Kesfelthale der Coma
zwischen nahe neben einander stehenden Felsenwänden. Auf dem Wege von der Coma nach Can
Gordo begegnen wir einem Sefareix, der von zwei Quellen gespeist wird. Die hauptsächlichste,
am Wege gelegene ist die Font de sa Pica, nach einem unter Felsen liegenden Waschtrog so benannt.
Das Haus Can Gordo, mit runden Fenstern oben und Rundbogenthor, ist 17 14 erbaut.
Etwas entfernter liegen Can Puput und höher hinauf Can Buscos mit einer davorstehenden Palme,
alsdann Cas Bernas und Can Bresca. An dem konischen Hügel von Cas Marquez, dessen abgeplattete,
Mola von einer Windmühle überragt wird, vorbeischreitend, umgeht man wieder die
Abhänge mit Aussicht auf die Sierra de Alfabia und erreicht schon bei Binibasi den Abhang gegen
Fornalutx.
Lenken wir unsere Schritte von Soller aus nach Fornalutx, so erreichen wir zunächst die
1 km von Soller entfernte Alqueria del Compie oder del Conde, die sich mit der Calle de la Luna
verbindet. Sie bildet eine Baronia, welche früher dem Conde de Ampurias, nunmehr den Marquezes
de Bellpuig und Campofranco gehört. Das 1677 gestiftete kleine Oratorium ist ein Tonnengewölbe
und der Concepcion de Maria gewidmet. Das in demselben befindliche Altarbild soll aus Rom
stammen. Unweit der Alqueria entspringt die Font de s’ Uyet, zu welcher am Tagè des heiligen
Bartholomäus die Bewohner wallfahrten. Das Wasser dieser Quelle wird für das beste im ganzen
Distrikt gehalten. Dort befinden sich auch die Cova des Negret und der Recò d’en Vives, welche
im vorigen Jahrhundert in hohem Ansehen standen. Die Fama erzählt, dass die erstere einen kleinen
Neger in sich berge, der bereit wäre, sich in einen grossen Schatz umzüwandeln, wenn Jemänd
ihm am Samstag der Charwoche während des Absingens des Glorias eine geweihte Kerze brächte;
dies sei der einzige Tag und die einzige Stunde, in welcher" er sich zeige. Wahrscheinlich hat
dieselbe von Juan Alberti Negret, dem dìe Cova einst als Zufluchtsort diente und welcher im Jahre
1605 Ms Gefangener in den Kerker der Stadt gebracht wurde, ihren Namen erhalten. In dem Recò
d’en Vives soll dagegen während der kältesten und stürmischsten Winternächte der Gesang einer
Cicade zu hören gewesen sein.
Der Weg nach Fornalutx führt weiter an dem vielfach überbrückten Torrent entlang, bei
Gemüsegärten, die durch Norias Wasser erhalten, vorüber. Links am Hügelabhange zeigt sich das
Possessionshaus von Binibasi. Die an diesem Hause stehenden Pomeranzenbäume liefern die besten
Früchte. Binibasi, dessen Name arabischen Ursprungs sein soll, ist einer der schönst gelegenen
Punkte bei Soller. Die ganze Umgebung wird durch die Fuente de Binibasi überaus fruchtbar erhalten.
Weingelände auf Pfeilerterrassen, Beete mit üppigen Citronenbäumen und Palmen vereinigen
sich zu einem selten schönen Bilde südlicher Vegetation. Der W eg und das Thal verengen
sich, und, nach Ueberschreitung einer kleinen Brücke erblickt man am Ende des Thaies Fornalutx.
Balearen TI. 8