Bei der ersten Biegung trifft man eine Quelle, die neben einem Kapellchen unterhalb eines
ziemlich grossen spitzigen Mares-Gewölbes entspringt. Es folgt ein grösser Aujub mit Thorgewölbe.
Auf der Terrasse desselben, zu der Stufen hinauffübren, befinden sich eine Brunnenöffnung
und in der Ecke ein Kreuz. Hübsch übersieht man von hier die Ebene von Sn Juan bis
zum Hause der Horta, dahinter die beiden Hügel von Bonany und den emporragenden Hügel von
Sn Onofre, links Sineu, dann den Pia de Solanda, von der Strasse von Montuiri durchzogen, und
in weiter Ferne die luftige Sierra mit den beiden Puig Mayors und dem Puig Tumi. Links befindet
sich der Friedhof. Nach vorn liegt das Haus der Donada, und rechts von diesem steht die Kirche,
zu der man auf einem Treppenaufgang hinaufgelangt. Ein Kreuzweg mit Stationen in Fayence
führt aus der Ortschaft bis zur Kirche, an der die vierzehnte Station angebracht ist. Das Oratorium
der Consolacion, dass eine Zeitlang als Pfarrkirche der Ortschaft Sn Juan diente, ist eines der
ältesten der Insel, es wurde aber im vorigen Jahrhundert renovirt und vergrössert. Das Bildniss
der Mutter Gottes wurde nach der Ueberlieferung von einem maurischen Sklaven, der die Schafe
des Eigenthümers des Gutes Solanda hütete, auf wunderbare Weise aufgefunden. Er sah nämlich,
dass auf dem Stamme eines wilden Oelbaumes ein grosses Licht erglänzte, und setzte den Herrn
davon in Kenntniss; dieser begab sich dahin und fand in dem Stamme das Bildniss der Mutter
Gottes. Kurz darauf wurde neben dem wilden Oelbaum das Oratorium erbaut. Beachtenswerth
sind in der Kirche drei Bilder aus dem Kloster von Sn Domingo von Palma und zwei sehr schlanke
Säulen mit schönen, aus dem Achteck gebildeten Capitälen und Postamenten, die aus grauem
Nummulitenkalkstein bestehen. In der nischenförmigen Hochaltarkapelle befindet sich hinter dem
Altar auf einer doppelten aus sechs Stufen bestehenden Treppe die verehrte Madonnen-Statue mit
dem Kinde aus Holz; es hängen dort viele San Lluis und Purisima-Kleider, Krücken, Exvotos, Bilder,
Rosenkränze, Silberstücke u. s. w. Der wilde Oelbaum, in welchem die heilige Jungfrau gefunden
wurde, hat noch junge Triebe. Das alte Kleid, mit dem man sie bedeckt fand, wird unter Glas
aufbewahrt. Nach rückwärts hat man eine hübsche Aussicht auf die Horta und den Plä de Solanda.
Unterhalb des Hügels der Consolacion befand sich eine alte Ortschaft, von welcher man noch
Fundamentspuren findet. Im Norden von Juan ist der Puig de Sn Onofre oder de la Bastida, den
ebenfalls ein gothisches Kirchlein krönte; dasselbe dient jetzt anderen Zwecken, und, wo früher
der Altar war, ist jetzt ein Backofen.
In Windungen führt der Weg hinauf zur ehemaligen Einsiedelei, in welcher nach dem
Chronisten im Jahre 1595 schon Einsiedler gelebt haben. Gegen Norden bietet der Puig steile
Abstürze; die Umzingelung der Einsiedelei liegt auf der Höhe gegen Osten etwas tiefer als die
höchste Spitze. Man sieht hier einen gemauerten Eingang, Trümmer eines Gebäudes und ein von
dem jetzigen Besitzer hübsch restaurirtes Kapellchen mit Segmentbogenthür. Dasselbe enthält eine
Heiligenstatue, viele Exvotos, sowie einen alten hölzernen Christus am Kreuze. Hinter dem Kirchlein
befindet sich eine Cisterne. Von der höchsten Anhöhe, 225 m über dem Meere, hat man eine
entzückende Aussicht auf die Sierra, die Bucht von Alcudia, die liebliche Ebene von Mallorca, die
mit Ortschaften gleichsam besäet ist, auf die Höhen von Randa, ferner auf Bonany und Sn Salvador
in der Ferne, sowie auf die ganze gegen Arta zu liegende Gruppe. In grösserer Nähe sieht man
Sineu, Llorito, Petra, Ariany und Maria, sowie die untern Felder und Weinberge.
Von San Juan geht ein ziemlich guter Fahrweg nach Muntuiri, er zieht sich auf der linken
Seite eines ziemlich breiten, meist nur mit Feldern bebauten Thaies hin, das am Rande von
niederen, mit Strandkiefern bewaldeten, weisslichen Hügeln umsäumt ist. Etwas weiter liegt die
Horta mit ergiebiger Quelle und Sefareix und das stattliche Haus Horteta mit seinen ausgedehnten
Cactusfeigenpflanzungen. In einer kleinen Einsattelung mit hübscher Aussicht führt der Weg aus
dem Thale heraus. Man erreicht ein Possessionshaus mit einem viereckigen bedachten Thurme,
eine Windmühle und gelangt endlich zu dem Hügelrücken, an den sich Montuiri anlehnt.
Wir lassen vorläufig die Strecke der Carretera von Montuiri bis nach Algaida unberücksichtigt,
da wir von derselben später sprechen werden. Von letzterer Ortschaft führt uns abermals
ein Weg nach Sineu, Pina und Llorito berührend. Nachdem man an ein paar Hostals mit
vorderer Bogenhalle auf dem Fahrweg von Manacor vorübergekommen ist, lässt man diesen zur
Rechten liegen und gelangt an kleinen Bauernhäusern und Waldstücken vorüber, durch ein
unbedeutendes Thal nach dem Lugar Pina mit seiner weissen Kirche. Dieses zählt 480 Einwohner
und 95 Häuser. Die Kirche der Nuestra Señora de la Salud und der Santos Cosme y Damian
stammt wahrscheinlich aus dem vorigen Jahrhundert, worauf die Jahreszahl 1717 in der Wölbung
hinzudeuten scheint. Vielleicht steht sie an der Stelle eines älteren Gebäudes, denn das Weihwasserbecken
trägt das Datum 1622. Das Kirchengebäude hat zwei vordere Thürme, von denen
nur der rechte ausgebaut und mit einem rothen Helm versehen ist. Das Innere hat Kreuzesform.
Die Kirche wird von barmherzigen Schwestern, welche auch den Mädchen Schulunterricht ertheilen,
in Stand gehalten.
Wir kommen in das Thal, das sich gegen die Ebene zu öffnet, welche von dem tafel-
S a Onofre.
artigen Rücken des Puig de Randa und den ihn fortsetzenden Hügeln begrenzt wird. Uns gegen
die mit Strandkiefern bewachsenen Anhöhen wendend, gelangen wir an dem grossen weissen
Possessionshause von Son Servera vorüber. Links lässt man den ummauerten, mit Cypressen bepflanzten
Friedhof von Llorito liegen. Diese kleine, 1150 Einwohner zählende Ortschaft befindet
sich auf einer Anhöhe und ist von mehreren Windmühlen mit kleinen Opuntiengärten umgeben.
Die einförmigen Häuser, 234 an der Zahl, sind hier fast alle zweistöckig mit Rundbogenthüren,
Gesimsen unter den kleinen Fenstern und auf beiden Seiten mit abfallenden Dächern versehen.
Die Ortschaft Llorito hiess ehemals Manresa. Als die Franziscaner im Jahre 1543 dort ein Kloster
unter dem Titel der Nuestra Señora de Loreto gründeten, entstand aus der Corruption dieses
Namens Llorito. Nach der Klosteraufhebung im Jahre 1835 wurde die 1819 neu aufgebaute Klosterkirche
Suffragankirche von Sineu, während die Klostergebäude in Privathände geriethen. Der