Bucht einfahren, herrscht an dem kleinen Hafenstrande Leben und munteres Treiben. Bauern mit
Früchten, Gemüse und Thieren, Händler aus Alcudia mit aus Palmenblättern verfertigten Körben,
sowie Fischer mit ihrem Fang treffen hier zusammen. Besitzer benachbarter Güter kommen in
ihren Omnibussen u. s. w. hierher. In den Häusern am Hafen sitzen in diesen Tagen die Hafenbeamten
und Schiffer, welche das avisirte Dampfschiff erwarten, um die Waaren aus dem Schiffe
an Bord zu bringen. Sobald das Schiff angekommen und Alles entladen ist, verlässt auch das
Dampfschiff sofort wieder den Hafen. Die für Mallorca bestimmten Waaren werden von den
Leuten sogleich nach ihrem Bestimmungsorte befördert, und nun hört auch sofort das rege Leben
am Hafen auf, der wieder ebenso einsam und trostlos verlassen als früher erscheint. Um so
unheimlicher wird man nun von den alten Wänden des nahen Lazarethes angestarrt. Dasselbe
ist ein quadratischer Bau mit doppelter Umzingelung. Zwei Schilderhäuschen stehen an den Ecken.
In der Mitte steht ein erhöhtes Gebäude mit Spitzbogen und zwei Mauern, die mit dem Meere
parallel laufen. Dieses Haus ist im 18. Jahrhundert errichtet worden.
Lässt man den Puerto de Alcudia im Rücken liegen und wendet sich etwas mehr landeinwärts,
gegen Südwesten zu, so gelangt man zu der Stelle, wo einst die alte blühende Stadt
Pollentia, die Vorgängerin von Pollenza und Alcudia, gestanden hat. Vom Gemäuer sind nur
kleine Ueberreste geblieben; dafür sieht man deutlich die Spuren eines Amphitheaters. Unterhalb
einer Aushöhlung im Mares-Felsen reihen sich Stufen an, die aber nur einen Halbkreis bilden,
während die weitere Fortsetzung gegen die Fläche zu fehlt. Hinter dem Amphitheater steht noch
ein thurmartiges Haus, und neben demselben zeigen sich Ueberreste: die Nekropolis mit kleinen
Gräbern. Am Saume einiger sumpfiger, mit Binsen bedeckter Strecken, wo die Fächerpalmen
wuchern, liegt allem Anschein nach der eigentliche, von der ehemaligen Stadt eingenommene Platz;
das Wenige, was von der Stadt noch übrig sein mag, birgt die Erde in ihrem Schoosse;-über der
Erde ist nichts mehr zu spüren. Wohl stösst der Landmann bei Bestellung seines Ackers nicht
selten aut antike Gegenstände: so sind mehrere Steine mit Inschriften, Bleistangen und viele
Münzen gefunden worden; das Meiste ist aber verloren oder verschleudert worden.
Unweit des Hafens von Alcudia, und zwar im Süden, erheben sich zwei kahle, fast konische
Hügel: der Puig de S “ Marti und der 267 m hohe Puig de Son Fe. Am unteren, mit Fenchel
bewachsenen Abhange des erstem Hügels ist die Cova de S “ Marti, gelegen. Wie von einigen
Chronisten berichtet wird, haben sich in dieser Höhle die Christen der alten römischen Colonie
von Pollentia und Bocar zur Zeit der Verfolgungen versammelt, und dieser christliche Cultus hat
sich darin bis nach dem Aufhören der arabischen Herrschaft erhalten. Ohne Zweifel waren in
diesem Oratorium zwei Kapellen, eine dem heiligen Martin, dem Bischof von Tours, die andere
aber dem heiligen Georg, dem Patron von Aragon geweiht, Erstere scheint schon in alter Zeit
die bevorzugteste gewesen zu sein. Sie soll aus milden Gaben in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts
erbaut, vielleicht aber auch nur wieder aufgebaut worden sein. Die andere, dem heiligen
Georg geweihte Kapelle, ist neueren Ursprungs. Ihr Aufbau ist im Jahre 1632 erfolgt, wie solches
das in Stein gehauene Datum beweist. Seit dem Bestehen dieser Höhlenkapellen feierte man alljährlich
im Sanctuarium von S» Martin das zweite Osterfest. Wahrscheinlich las man auch an
Sonn- und Feiertagen darin Messe; manchmal zogen die Bewohner Alcudia’s in Processionen dorthin.
Diese Sitte hatte sich bis zum Jahre 1830 erhalten, in welchem Jahre dieser Cultus aufgehoben
wurde. Die Thür über der Treppe wurde beseitigt, und nunmehr dient die alte Stätte des Glaubens
den weidenden Heerden als Herberge. Die Höhle ist eine offene, im Mards-Felsen eingeschnittene
Grotte mit ausgehöhlten Steinen. Eine Treppe führt auf Segmentbogen in zwei Rampen hinab.
Die Seiten derselben weisen vorspringende Köpfe auf, und bei der letzten Stufe läuft ein rauschendes
Bächlein zwischen den Felsblöcken dahin. In der Haupthalle, mit Brunnen in der Mitte,
erhebt sich die dem heiligen Martin gewidmete, mit gothischen Bogen versehene Kapelle, im Innern
mit Spitzbogen und sich kreuzenden Rippen und nach unten zugespitzten gerieften Capitälen.
Eine umgestürzte Säule stammt wahrscheinlich noch von dem einstigen Altar her. Links davon
ist eine kleine Kammer mit Seitenthür in dem Rundbogen und ein Stufenaufgang zu einer primitiven
Kanzel, und im Innern der von Fledermäusen bewohnten Höhle trifft man eine Wasserquelle. Der
Haupthalle zur Rechten befindet sich die Sn Jorge gewidmete Kapelle mit Rundbogen-Eingang,
durch Strebebogen gestützt. Am Schlussteine, wie an dem in Renaissance-Styl gehaltenen Altar
aus Steinen ist der heilige Georg in Basrelief dargestellt. Oberhalb der Höhlenöffnung erhob sich
ehemals eine Wölbung, von der sich im Jahre 1840 noch ein Portal erhalten hatte.
Der Puig bildet einen Sattel, von dessen Höhe die Aussicht prächtig ist. Man schaut den
Vorsprung des Cap del Pinar, feenhaft in die blauen Wogen hinausragend, und die namentlich zu
Feldern und Feigenbaumpflanzungen verwendete Zunge von Alcudia, die drei Lachen bildende
Albufereta mit dem Grau, das ganze Thal von Pollenza mit der dorthin führenden Carretera, den Puig
Cova de Sn Marti.
der Mare de Deu und die Höhen von Formentor bis zum Puig Mayor de Soller, die Hauptberge
von Ternellas, Fartaritx, Tumi, Mayor de Lluch, dann die Hügel von Son Fe und die dahinterliegenden,
auf der Strasse von Pollenza den Puig d’ Inca, die von der Sierra hinabsteigende Ebene.
Undeutlicher sieht man die Höhen von Randa, Bonany und Sn Salvador im Hintergründe der breiten
Albuferafläche. Weiter überschaut man die Ortschaften von La Puebla, Muro und Sta Margarita
mit den zahlreichen Marjalsbeeten und die ganze Bahia de Alcudia, zu der der herrlich geformte
Bec de Farrutx einen schönen Hintergrund bildet. Auf dem Puig de S “ Marti, der eine Erhöhung
mehr gegen die Carretera de Alcudia zu aufweist, wachsen Carritx und Fächerpalmen, sowie einige
Mastixsträucher. Am Ausgange eines mit Strandkiefern bewachsenen Thaies, wo die Quelle der
Balearen U.