Pollenza ist durch einen breiten Fahrweg mit der nur eine Stunde entfernten Carretera de
Palma Alcudia verbunden. Der Weg führt aus der Calle del Roser Veil von Pollenza um die
Anhöhe des Puig der Mare de Deu herum und geht zwischen terrassirten Baumpflanzungen und
den weiter entfernten kammartigen Höhen des Cap Formentor zur rechten Seite weiter. Die abgerundete
Beckenfläche des Vall de Colonia wird von der kahlen Cucuya de Fartaritx überragt.
Am Fusse des Puig der Mare de Deu zeigt sich das grosse, einst den Jesuiten, jetzt dem Conde de
San Simon gehörige Possessionshaus Son Bruy mit Tenne. Eine Strasse, zu welcher zwei Pyramidenpfeilerchen
den Eingang bilden, führt zum stattlichen viereckigen Hause, das aber nur nach zwei
Seiten hin vollständig ausgebaut ist. Das Dach der Hauptfront wird von einen grossen Rundbogen
getragen. Ueber Portal und Giebel, dessen Sockel aus Binisalemer Marmor besteht, befindet sich
das Familienwappen. Durch die von flachen Segmentbogen gebildete Eingangshalle gelangt man
in einen grossen Hof. Ein anderer Weg mit Maulbeerbäumen an den Seiten führt uns wieder auf die
Carretera.
Der Fahrweg von Pollenza führt über eine Segmentbogenbrücke des Torrent de la Vall
Colonia zu einer kleinen Einsattelung in einen schwachen Einschnitt, in welchem weissliches,
schieferartiges Gestein zum Vorschein kommt, während auf beiden Seiten Strandkiefern stehen.
Auf der erhöhten Biegung, wo zuerst der Puig der Mare de Deu sichtbar wird, nehmen alle Pollen-
ziner, wenn sie nach ihrem Wohnort zurückkehren, den Hut ab und sagen ein „Salve Regina“ her,
weshalb dieser Punkt auch La Salve genannt wird. Sanft absteigend, gelangt man in ein Felsenthal.
Eine kleine Brücke führt über den Torrent de s’Arbosär, der nach dem nahen Possessionshause
so genannt wird. Rechts sieht man Can Llompart mit Rundbogenthür. Der Weg geht
wieder etwas bergan, und von der höchsten Stelle schaut man auf die Ebene mit dem Puig de
Randa in der Feme. Agavenhecken wachsen längs des Weges. An einem Strandkiefernhaine und
an der Bassa de Crestaix vorbei erreicht man die Ebene, gegen welche sich die Hügel allmählich
verflachen, und schon streift weithin der Blick gegen die Fläche der Albufera. Auf einem der
niederen Hügel steht das öffentliche Oratorium del Crestaix. Dieses ist, wiewohl anscheinend an
dieser Stelle die alte Pfarrkirche von La Puebla von S» Antonio de Vialfar stand, neueren Ursprunges.
Das Innere enthält eine Hochaltarkapelle mit Altar, ferner ein altes gothisches vergoldetes Marmor-
bildniss der heiligen Margarita Virgen y Martyr, der es auch gewidmet ist, und an den Seiten
zwei steinerne Bänke, sowie ein Becken. Rechts, an die Sacristei anstossend, sind zwei Zimmer
für den Refresc an dem Tage des Festes. An Maispflanzungen vorüber, führt der Weg nach
Crestaix über einen kleinen Bach und mündet in die Carretera von Inca nach Alcudia.
Die südlichen Lehnen der Gebirgskette und ihre Pässe.
Nach Campanet, Selva, Mancor, Lloseta, Binisalem, Alarö, Bunola, Esporlas,
Establiments.
Wir sind nunmehr in der Ebene angelangt, nachdem wir den ganzen nördlichen Abhang der
Gebirgskette durchwandert haben. Jetzt wollen wir von Osten nach Westen ihre südlichen
Lehnen verfolgen, welche, wenn auch nicht so grossartig in der Scenerie, doch nicht minder an-
muthig sind. Wir schlagen zuerst den alten Weg von Pollenza nach Campanet ein. Der Boden
der Thalsohle ist weisslich und schiefrig. Man kommt an den Possessionshäusern von Can Sureda,
Can Axartell, welch letzteres eine alte Alqueria war, und Can Terrassa vorüber und nähert sich
der Hügellehne. Einem Bache entlang gehend, gelangt man am Eingänge eines kleinen Thaies zu
dem schlichten Hause von Can Sion. Der Rundbogeneingang desselben trägt die Jahreszahl 1787.
In dessen Nähe befindet sich eine Tropfsteinhöhle. Von der Mündung der Cova, welche, wie die
Nachbarhöhlen, den Geiern als beliebter Schlupfwinkel dient, hat man eine weite Aussicht bis
zum Puig de Sn Salvador. Die Höhle enthält Tropfsteinmassen, namentlich Stalaktite. Auf plattem
Felsen, manchmal durch Wasser, kommt man zu einem hübschen Saal, des Truy genannt, und
einem natürlichen Bassin, dann in eine schiefe Höhle, wo die Stalaktite sich mit der Bedachung
verbinden und, da sie wässerig und weiss sind, wie Silber glänzen. Dann gelangt man in einen
Raum, welcher eine von Säulen getragene natürliche Halle bildet und mit blätterartigen Vorhängen
geziert ist. Neben dem Haupteingange führt noch ein zweiter Höhleneingang in einen schmalen Raum
mit Tropfsteinmassen und zu einem niederen Gelass mit vorhangartigen Vorsprüngen in den Dachungen,
und zwischen hohen Säulen steigt man wieder auf dem ersten Wege nach oben. Die Senkung
vom Eingänge bis zum Grunde der Höhle ist sehr bedeutend. Nach Can Sion zieht sich nun die
zum grossen Theil gepflasterte Strasse hin. Das auf einer kleinen Anhöhe gelegene Can Casellas
lässt man liegen und kommt zu einer kleinen Verengung des Thaies und bald darauf zu Ei Fangar,
einem Ramirez gehörigen grösseren Possessionshaus am Fusse der Hügel. Dem Fangar gegenüber
führt ein Fahrweg nach Biniatrö, der am besten bebauten Besitzung der Insel, der Familie Bennasar
gehörend. Von den Fenstern des Hauses und von der Terrasse des Menjador geniesst man eine
prächtige Aussicht. Das Gehöft hat eine gute Tafona, einen Aujub, einen Hühnerhof, sowie ein
gutes Düngerhaus mit Pfeilern. Vom Hause führt ein vorzüglicher Weg mit sorgfältiger Paredill in
ein Thal hinab zu dem Pia de Talö, wo der gleichnamige Torrent fliesst. Durch Hochwald gelangt
man zu mehreren Quellen. Zur Hauptbewässerung des Gartens am Hause dient ein Sefareix
von 1600 Pipas Wassergehalt.
Nach der Erweiterung der Fangar kommt man, am Waldessaume entlang, abermals zu einer
Verengung. Zur Rechten sieht man das Possessionshaus von Auballons, und in dem schönen
Thale, am Bette des Torrent de S° Miguel entlang gehend, erreicht man bald das Kirchlein von
S» Miguel.