134 ITI. Mallorca.
mit dem vortretenden Aubercuix und dem zackigen Formentor, endlich die nahen Höhen und das
ferne Menorca. Der 451 m über dem Meere sich erhebende Thurm der Atalaya de Alcudia, wie
er genannt wird, ist rund, oben von Tragsteinen umgeben, die für die Wurfluken dienten, und im
Innern befindet sich ein gewölbtes Zimmer. Am leichtesten ist die Höhe von dem Grat gegen
Alcudia zu erklimmen.
Vor der Casita del Clot geht auf bröckligem Kalksteinboden ein anderer schlechter Pfad
am F ussq der steilen Felsenwände der Falaguera über die Erhöhung der Casita, unterhalb welcher
eine Quelle entspringt. Von dieser Höhe, in der Form einer Einsattelung, schaut man die Bucht
von Pollenza. Dann gelangt man zum felsigen Coli d’en Jueus und zur Pedra Rotja, in deren Abhängen
sich eine Kanone befindet. In der unteren Felsenwand ist ein Loch, durch welches die
Wächter hinauf klimmen müssen.
Von dem Sattel unterhalb der Petra Rotja überblickt man das Meer und Menorca. An den
Felsenwänden entlang führt der Pfad nach unten. An dem Ende der Petra Rotja, gegen das Cap
del Pinar zu, befinden sich Terrassen, welche einst die Thurm Wächter bepflanzten. Rechts liegt
ein spitziger, mit Fächerpalmen geschmückter Bergkegel. Dann geht es jenseits des Grates auf einem
sehr felsigen und schlechten Pfade hinab mit Aussicht auf die Bahia de Alcudia, und nun gelangt
man zu dem in einer Vertiefung gelegenen, der Gemeinde gehörigen Pinar Mayor. Das Unterholz
der hier befindlichen Bewaldung können die Gemeindemitglieder zu ihrer Benutzung schlagen.
Der östliche Theil der Insel.
Nach La Puebla, Muro, Sta Margarita, Maria.
Bevor w ir zur Schilderung des eigentlichen Innern der Insel übergehen, wollen wir noch jene
Fläche besprechen, die im Süd westen der Bucht von Alcudia gelegen ist. Am besten lernt
man diesen einförmigen, aber fruchtbaren Landstrich kennen, wenn man sich von der Carretera
de Alcudia über La Puebla nach Sta Margarita begiebt. Der dorthin führende Fahrweg zweigt sich
von der Chaussee gerade gegenüber der nach Pollenza führenden Strasse ab. Auf einer Brücke
setzt man über den im Sommer ausgetrockneten Torrent de Sn Miquel; hinter demselben ist der breite
Weg von Oelbäumen beschattet und wie die nahen Felder mit. dichten Agavenhecken eingefasst.
Durch zahlreiche Feigenbaumpflanzungen gelangt man zur Calle del Cementerio in La Puebla. Dieser
Ort ist, obwohl in einer Ebene gelegen, mit seiner hohen Kirche und mit den sie umgebenden,
auf Terrassen stehenden Windmühlen weit und breit zu sehen. Er zählt 3453 Einwohner.
Im Gesammt-Distrikt wohnen 3637 Personen, von denen eben nur 184 Menschen in 36 isolirt
stehenden Häusern in den sumpfigen ungesunden Gründen hausen. Die 1332 Häuser der Ortschaft
sind meist klein und düster, wie überall auf der Ebene von Mallorca, und theilweise mit
Rundbogen versehen. Die Calle Ancha und die Calle Mayor sind die bedeutendsten Gassen.
Letztere durchzieht den ganzen Ort. Ein Plätzchen mit dem landesüblichen Namen Plaza de la
Constitucion weist die etwas stattlichere Casa Consistorial auf. Mit dem Bau der gegen das
westliche Ende zu gelegenen Kirche wurde im Jahre 1697 begonnen, und zwar unter dem Namen
Sn Antonio Abad. Sie hat eine einfache, durch Gesimse in drei Stockwerke eingetheilte Vorderseite;
das untere wird von dem Portal, das mittlere von einer schmucklosen Fensterrose durchbrochen.
Linker Hand steht ein in vier Stockwerke eingetheilter Thurm mit Spitzbogenfenstern.
Das in römischem Renaissancestyl gehaltene Innere der Kirche ist nicht unschön zu nennen. Acht
Rundbogen, zwischen denen sich gewundene Rippen einfach kreuzen, stützen das Gewölbe; diese
lehnen sich an die Bogen an und ruhen auf Pfeilern mit römischen Knäufen, auf denen ein starkes Gesims
ruht. Die Kirche hat eine nischenförmige Hochaltarkapelle und eine von zwei Rundbogen getragene
Empore mit Dockengeländer über dem Eingänge. Auf jeder Seite sind sechs Rundbogenkapellen.
Die zweite, an der linken Seite gelegene Kapelle, de las Almas, ist wahrscheinlich älter, vielleicht ein
Ueberbleibsel einer früheren Kapelle und enthält alte Holzbilder, und die dritte Kapelle wird von
einem Seiteneingange eingenommen. Die gegenüberliegende Kapelle del Rosario ist sehr gross und
die einzige, die nicht weiss getüncht ist. Am Hochaltar befindet sich das Bildniss von S n Antonio
Abad und von Son Margarita, der Patronin der Ortschaft; oben ist die Mare de Deu de Vialfar,
die Mutter Gottes mit dem Jesuskinde auf dem Arme bildlich dargestellt, welches Bild aus der
alten Kirche von S n Antonio de Vialfar stammen soll. Links unter der Empore ist eine Kapelle,
rechts ein Aufgang. La Puebla, dessen Einwohner den Anbau von Marjals betreiben und auch
viel Hanf bauen, stellt die meisten Arbeiter für die Albufera. Es sind rüstige, an das dortige
Klima gewöhnte Leute, die ziemlich entblösst in den Wassergräben tagelang arbeiten, ohne ihre
Gesundheit zu schädigen. Die Trockenlegung der Sümpfe hat nicht wenig zur Wohlfahrt der