wandert man Mandel-, Oel- und Johannisbrodbaum-Pflanzungen, sowie ausgedehnte Weinberge.
Zuweilen findet man eine kleine Häusergruppe, und bald darauf tritt man in Conseil, einer kleinen,
von Alaró abhängigen Ortschaft mit 1077 Einwohnern und 237 Häusern, ein. Die jetzige Kirche der
Visitación de la Santísima Virgen, an Stelle eines älteren Oratoriums erbaut, das schon Ende des
16. Jahrhunderts bestanden hat, ist wenigstens zum grössten Theile Ende des vorigen Jahrhunderts
vollendet worden. Von Conseil führen zwei Fahrwege ab: der eine zu dem nahen S<» Eugenia,
der andere nach Alaró.
Die Carretera, die als Fortsetzung der Calle de Palma den Ort durchzieht, geht von Conseil
weiter über eine kleine Brücke des trockenen Bettes des Torrenten de Conseil oder de Sansellas,
eines Nebenflusses des Torrent de Muro. Man kommt nun an einzelnen Bauernhäusern vorüber,
durchzieht ausgedehnte Weinberge des reichen Weindistrikts von Binisalem und gelangt, beigab
gehend, nach Inca, wo uns gleich beim Eintritt in die Calle de Palma eine Dattelpalme mit ihrer
majestätischen Krone begrüsst. Inca, Cabeza de Partido, ist, abgesehen von Palma, diejenige Ortschaft
Mallorca’s, welche am meisten städtischen Charakter hat, wiewohl es der Bevölkerung nach
erst in fünfter Reihe steht. Es hat 4729 Einwohner in 1365 Häusern, Der Ort, ziemlich weit
ausgebreitet, zieht sich zumeist in der Ebene hin; mit seinem nördlichen Theile dagegen lehnt er
sich an den flachen Hügelrücken Serral de ses Monjes an. Die Häuser sind klein, niedrig, haben
zumeist Rundbogen-Eingang, manchmal aber auch viereckige Thüren, deren Pfosten weiss
angestrichen sind. Es giebt aber auch, insbesondere im Centrum, viele grössere zwei-, sogar dreistöckige
Gebäude, welche mit ihren Kaüfläden denselben ein wohlhabendes Aussehen verleihen.
In der Calle de Palma findet man die alte, aus Steinquadern aufgeführte Casa Consistorial mit vortretendem
Aleró. Das Wappen von Inca ist über dem Rundbogen-Eingange angebracht. Die
Strassen sind selten gepflastert, deshalb meist umwegsam. Inca bat mehrere Plätze, darunter die
grosse Plaza de la Yglesia, auf welcher die Yglesia Parroquial steht. Der erste Kirche Inca’s war
eine dem christlichen Cultus angepasste Moschee, die dem Apostel Bartholomäus geweiht war.
Die Ortschaft bestand schon zur Zeit der Eroberung. Inzwischen errichtete man mit grossem
Eifer eine neue Kirche, welche dann im Jahre 1534 den Jeronimitinnen-Nonnen überlassen wurde.
Diese gründeten dann das noch jetzt bestehende Kloster.
Eine andere Pfarrkirche wurde im Jahre 1706 niedergerissen, und man legte dann den
Grundstein zur jetzigen, im Jahre 1785 zum grössten Theil vollendeten Kirche. Sie wird als
Sta Maria la Mayor bezeichnet. Ein Bildniss der Maria ist am Hochaltar aufgestellt. Die Vorderseite
der grossen Pfarrkirche zeigt ein einfaches, geschmackloses Portal mit Fensterrose; zur Rechten
steht ein isolirt vortretender, hoher, in acht Stockwerke eingetheilter Thurm mit Spitzbogenportal
und Spitzbogenfenstern. Auf beiden Seiten wird die Kirche durch Strebepfeiler gestützt, deren
obere Enden durch Bogen mit einander verbunden sind. Die nischenförmige Hochaltarkapelle
besitzt auf jeder Seite sechs Kapellen mit Rundbogen, gleichfalls auf ionischen platten Pfeilern
ruhend; unter der Empore mit Dockengeländer und einfach sich kreuzenden Rippen befinden sich
ebenfalls zwei Kapellen. Oberhalb der ersten Kapelle links, die jetzt als Taufkapelle dient, hängt
an der Wand eine alte Holz winde (Torno) mit eisenbeschlagenen Hölzern, welche ehemals dazu
diente, die Kinder durch Untertauchen zu taufen; es ist dies die einzige Winde, die sich auf
Mallorca, erhalten hat. In der zweiten Kapelle links befindet sich ein schönes Altarblatt mit zwölf
das Leben Jesu darstellenden Bildern aus der Renaissancezeit. Beachtenswerth ist die alte hölzerne
Kanzel, von welcher herab S” Vicente Ferrer gepredigt hat. Die kunstvolle Holzarbeit sieht wie
ein Gitter aus. Die Sacristei schmückt ein höchst interessantes Madonnenbild auf Goldgrund mit
dem Datum 1373. Ein anderes altes Bild stellt die Krönung der Maria dar. Ausser der Pfarrkirche
besitzt Inca noch zwei andere Kirchen, nämlich die Yglesias de S» Domingo und de S ” Francisco.
Erstere ist auf der gleichnamigen Plazuela gelegen; sie wurde mit dem Kloster der Dominicaner
in Folge eines Gelübdes der Einwohner von Inca im Jahre 1604 gegründet. Jetzt ist sie Yglesia
Ayuda der Pfarrkirche. Die einfache Vorderseite ist mit einem Portal, einer mittleren Fensterrose
und oben mit einem von zwei Bogen durchbrochenen Glockengiebel geschmückt. Das Innere hat
ein Tonnengewölbe mit Gesims, von glatten pseudoionischen Pfeilern getragen, eine sich verengende
Hochaltarkapelle und vier Kapellen auf jeder Seite. Ueber.dem Eingänge ist eine Empore. Das
Klostergebäude wird jetzt vom Juzgado del Partido benutzt. Die Kirche von S» Francisco liegt
gleichfalls auf einer Plazuela. Das Kloster wa r das zweite, welches der Orden im Jahre 1325
auf Mallorca besass. Bis 1494 gehörte es den Claustrales, von welchen es auf die Observantes
überging. Die dem heiligen Franz von Assisi geweihte Kirche ist auf der Vorderseite mit einem
Spitzbogenportal und einer hübschen gothischen Rose geziert. Das Innere bietet ein Tonnengewölbe dar.
Zwischen den Bogen sind spitzige Zwickelkappen für die Fenster gelassen. Auf jeder Seite stehen
sechs Rundbogenkapellen; die Hochaltarkapelle ist nischenförmig gebaut, und über dem Eingänge
befindet sich eine Empore mit sich einfach kreuzenden Rippen in ihrer Wölbung.
Hinter Inca ist El Serral de ses Monjes gelegen, wo sich das Kloster der Monjas de
Sn Gerónimo de S° Bartolomé befindet, welches im Jahre 1534 von den Jeronimiter-Nonnen, die
das nahe Kloster S» Madalena verlassen hatten, gestiftet worden ist. Die kleine Kirche, vorher
Pfarrkirche von Inca, war den genannten Nonnen geschenkt worden. In der einen Kapelle dieser
Kirche befinden sich die Reliquien der Sor Clara Andreu vom Jeronimiter-Orden, einer sehr
frommen, tugendhaften Nonne, die am 24. Juni 1628 starb. Ihr Körper hat sich unverwest erhalten.
Oberhalb der Chorempore, unter welcher sich noch zwei Kapellen befinden, sind die in Nonnenklöstern
üblichen Holzgitter angebracht. In der Sacristei wird ein hübscher Pax mit Filigranarbeit,
sowie eine grosse silberne Lampe aus dem Jahre 1671 aufbewahrt. Eine Seitenthür der Kirche
führt in den Hof hinaus und eine Rundbogenthür in das Innere des Klosters. Im Eingangszimmer
oder Portería steht noch der alte Altar mit den Bildern der heiligen Jungfrau und den Heiligen
Bartholomäus und Jeronimus. Daneben liegt das Sprechzimmer mit eisernem Gitter, hinter welchem
sich noch ein hölzernes, dünn durchlöchertes befindet, durch welches die Nonnen ihre Wünsche
der AusSenwelt kundgeben. Im Refectorium befinden sich vier Tische, obenan der Tisch der Madre
Prioria mit gewundenen Säulen, und beim Eingänge erhebt sich eine Kanzel mit Treppe, deren
Pfeiler mit Renaissance-Verzierungen versehen sind; daneben befindet sich die Sacristei. Das
grosse Gehöft mit einer Cisterne und einer Brunnenhalle enthält ein altes Cellé, eine Weinpresse
in der Ecke und einen Hühnerhof. In der sog. Speis sieht man weisse Escudellas, in Inca hergestellte
Teller, welche mit ihren grünen Verzierungen wie marmprirt erscheinen. Daneben ist die
grosse Küche mit Cisterne in der Mitte und Lavadero aus Binisalemer Stein. Eine andere Clasta
wird durch Feigenbäume geschmückt, und in einer Nische steht eine Heiligenstatue. Hieran schliessen
sich der Backofen und das Zimmer zum Zubereiten des Teiges für die Congrets, ferner eine Mühle
und ein altes kleines Refectorium an. Eine Treppe mit hölzernem Geländer führt in das obere
Stockwerk des Klosters. Man gelangt durch eine kleine Thür zu dem Chor mit bequemen Stühlen
und Tribünen an den Seiten. Es giebt auch einen Combregador und darunter ein Pantheon oder
Begräbnissstelle. Letztere wird jedoch nicht mehr benutzt; an ihrer Stelle ist die Kirche dazu ausersehen.
Rings um das Kloster ziehen sich vier Gänge und 40 Zellen. Voll interessanter Erinnerungen ist
die Zelle der Sor Clara Andreu; sie enthält jetzt noch einen Tisch, ein Kistchen und drei Bilder,
einen Gypsabguss und zwei Portraits derselben; das eine hat eine lateinische Inschrift, das andere
ist das Original von dem in der Casa Consistorial von Palma befindlichen. Die übrigen Zellen
haben ein Bett, fünf Estormias, eine kleine Kiste und ein Altärchen, sowie verschiedene Heiligenbilder.
Viele Zellen haben marmorne Eingangsstufen und ein Heiligenbild am Eingänge. Auch
eine kleine Zelle mit Kragsteinthür, Celló genannt, ist vorhanden. Das Arbeitszimmer und der
Noviciatsaal enthalten zwei interessante Bilder auf Goldgrund mit Kielbogen darüber. Im ganzen
Gange sieht man Llums de Cuina. Zu erwähnen sind noch ein altes Fanal und ein Enfermeriasaal
mit kleiner Küche, mit eisernem Gitter, in welcher der Kaffee zubereitet wird. Der Garten enthält
eine kleine Halle und Noria und ist ringsum von einer Mauer umgeben. Prächtig ist hier die
Aussicht auf das untere Inca, den Puig de Randa, S‘“ Madalena, Sansellas und Sineu.
Inca hat zwei Gasthäuser. Eins von diesen, das auf der Plaza gelegene, ist recht comfortabel
eingerichtet. Auch fehlt nicht eine Plaza de Toros, welche sich am äussersten Ende des Ortes
gegen Nordwesten hin befindet. Diese ist nur in Rohbau aufgeführt und klein. Was Inca trotz
seiner im übrigen langweiligen Einförmigkeit einen besondern Reiz verleiht, sind seine schönen
Balearen II.