Steinen. Das Schloss weist im Innern eine Segmentbogenthür und eine äussere Holztreppe
auf; alsdann kommt eine schmale Wendeltreppe mit einem Strick-Geländer; oben ist ein
Holzgitter mit Thürchen zum Aufklappen. Man trifft zuerst eine Batterie mit drei Kanonen,
die gegen aussen zu stark zugespitzt ist; sie hat vier Scharten, wovon eine sehr breite gegen die
Hafenmündung zu gerichtet ist. Die Cisterne mit zwei Brunnenöffnungen ist in gutem Zustande;
ein Rundbogenthor führt uns in die niedrigen dunklen Zimmer, von welchen man auf den Leuchtthurm
von Anciola blickt. Eine kleine Kapelle mit Kreuzgewölbe und Wappen von Mallorca
schliesst sich an; daneben befindet sich die Wohnung des Gobernador. Dann kommen die Wohnungen
des Arztes und des Geistlichen. Die zweite Terrasse besitzt ein Schilderhaus und einen Glockengiebel;
hierauf folgt eine grössere, höhere Terrasse mit drei Ecken, auf welcher noch eine Flaggenstange
und Kanonen mit breiten Scharten gegen die Hafenmündung zu stehen. Oberhalb der
Officiers-Wohnung ist das Cuartel oder Schlafgemach für die Mannschaft mit Marés-Wölbung,
welche die Dachung für das Ganze bildet. Eine achteckige Säule bei der Kapelle stützt die
modernen Vorbauten.
Alle diese Wohnungen sind aber in schlechtem Zustande, und da sich auch noch Raummangel
hinzugesellte, so wurden der Commandant, der Geistliche und der Arzt in dem im Jahre
1830 erbauten Presidio-Haus untergebracht. Dieses Gebäude, Cuartel oder Casa Pabellones genannt,
liegt etwa 300 m vom Schlosse entfernt; es ist ein niedriger Bau mit Ziegeldach und enthält
18 Zimmerchen mit Küche und Backofen; sodann hat es einen Aujub und einen Blumen- und
Gemüsegarten. Oberhalb der Creueta steht auf der Spitze ein kleines baufälliges Hospital, das gegenwärtig
als Werkzeugmagazin für das Militär verwendet wird.
Auf den Höhen und in den Thälern Cabrera’s kann man manchen hübschen Spaziergang
unternehmen. Gleich hinter dem Hause des Arrendador befindet sich ein ziemlich steiler Aufgang
zur Bella Miranda, welche diesen Namen nicht mit Unrecht führt. Man sieht nämlich von jener
Höhe aus die ganze Insel, den Hafen, die Kuppen von Picamoscas und Cap Llebetx, den Peñal
Blanc und die Serra de sa Font, hinter welcher der Kanal de s’A ygo sich hinzieht. Zu unseren
Füssen liegen der Torrent des Caló des Palangré und das Cap des Moro Boti, sowie der mächtige
Vorsprung des Cap Ventos, das zwischen dem Caló des Palangré und der Olla mittelst eines
Paret von dem übrigen Theile der Insei getrennt ist. Obgleich die bebauten Gründe von Cabrera
nur von geringer Ausdehnung sind, giebt es dennoch fünf Saatabtheilungen oder Sementers,
nämlich: Cala Ganduf, La Miranda, Es Comellar del Mal Nom, Es Comellar de ses Figueras und
dann S ’Espalmador.
Beim Hafengrunde befindet sich die Hauptquelle. Sie entspringt unter einem Felsen und
fliesst durch einen mit Marés-Platten gewölbten Gang zu den Abeuradors hinab. Neben derselben
ist ein mit Terrassen versehener kleiner Hort, welcher durch einen Sefareix bewässert wird.
Zwischen dem Comellar de sa Font und dem Comellar de ses Figueras liegt die Serra del Midj
mit dem ca. 8 m hohen Obelisk aus Pedra de Santagñy, der zur Erinnerung an die auf Cabrera
während des spanischen Unabhängigkeitskrieges in der Gefangenschaft gestorbenen Franzosen
errichtet wurde.
Hinter dem Comellar, wo sich das Franzosendenkmal befindet, ist eine Hügelreihe, mittelst
welcher sich die Serra de sa Font mit dem Peñal Blanc vereinigt. Auf der anderen Seite des
Penal Blanc ist das tiefe Thal des Torrent Llarg und dahinter die gleichnamige Serra. Auf der
anderen Seite liegt die Anhöhe des Picamosques und der Guardia. Der Comellar des Torrent
Llarg bildet gegen oben zu eine kesselartige Erweiterung. Auf der höchsten Stelle des ziemlich
abgeplatteten und mit üppiger Garriga bedeckten Rückens des Peñal Blanc wurde eine kleine
Baracke errichtet. Von hier aus sieht man, welche Gestalt die Insel h^t. Man erblickt den ganzen
Kreis, welcher die zwei Comellars, von der Miranda beginnend, umschliesst, sowie auch den
anderen, der vom Peñal Blanc mit der Ausbuchtung des Coli Roig bis zum Cap Llebetx sich
hinzieht. Der Weg zum Faro führt über den Coli zu dem Torrent Llarg hinab, wo man den
Hauptweg zum Faro mit dem Häuschen des Epalmador findet. Auf Cabrera giebt es weder Zug-
thiere, noch Wagen, um das Getreide und das Holz verfrachten zu können. Von dem Puig de la
Guardia, dem höchsten Berge Cabreras, hat man Ausblick auf die ganze Insel, die Vorsprünge des
Cap Llebetx, den Cavall und das Cap Ventos, sowie auf die Punta de Anciola. Der Torrent de
Picamosques zieht sich zwischen dieser Anhöhe und der zweiten de Picamosques hin, welche, nur
172 m hoch, als eine Fortsetzung derselben anzusehen ist. Sie dehnt sich gegen den Coli Roig
hin nach der Cala Galiota zu aus. Unterhalb der Höhe der Picamosques ist noch ein Torrent,
welcher sich steil gegen den Pont de Picamosques zu hinzieht. Der Comellar de na Miranda, welcher
die gleichnamige Höhle umschliesst, ist eine mit Haidekraut bewachsene Thalfurche, während in
der Sohle Mastixsträucher, wilde Oelbäume und Alaternen stehen. Durch dieselbe steigt man
fast bis zur Olla hinab, wo über die Einbuchtung des Borri eine natürliche Brücke führt. Das
Thal Sa Rota d’en Pera ist das grösste und fruchtbarste der Insel; es zieht sich nach oben hin,
verengt sich dann etwas und erweitert sich abermals am Saume eines Kiefernwäldchens. Ueber-
S’ Olla.
schreitet man einen Collet, so kommt man wieder in eine ziemlich geräumige, nicht bebaute Verflachung.
Nach Passirung einiger Gypsgruben gelangt man in ein zweites bebautes Thal, welches
sich mit dem vorerwähnten verbindet und die Ruinen einer Hütte aufweist. Von dem nun folgenden
Collet überschaut man nach beiden Seiten das Meer. Auf der höchsten Spitze oberhalb Cala en
Boxä wächst Buchsbaum und Wachholder. Weiterhin bietet sich uns der dreifach erhöhte Vorsprung
des Cap Ventos dar.
Bei einer Tour um die Küste wollen wir, vom Hafen nach Osten ausgehend, mit der Punta
de la Creueta beginnen und mit dem Cap Llebetx abschliessen. Auf der Punta de la Creueta,
welche von einem Holzkreuze überragt wird, befindet sich ein runder Felsen, der eigenthümlicher
Weise Sa Pancha del Governador genannt w ird; dann kommt man zu einer kleinen Einbuchtung,
der Cala en Donzell, und dem Cap Xoriguer, einem einfachen, niedrigen, aber schroff abfallenden
Hügelvorsprunge mit der Punta del Revellar. Zwischen Cap Xoriguer und der Punta del Moro
Boti liegt eine breite Ensenada .oder Port Ganduf, welches ein guter Ankerplatz ist. Rechts