mit Mahoneserinnen vermählt, und häufig habe ich bei so auffallend englischen Gesichtchen englische
Voreltern entweder von väterlicher oder von mütterlicher Seite nachweisen können. Auch
trifft man in den kleinen Ortschaften der Umgebung Mahon’s manchen ältlichen rothhaarigen Mann
mit farbigem Gesicht, welcher ganz schottisch aussieht. Ein verschiedener Typus ist auch in den
einzelnen Ortschaften vorhanden. Am schönsten sind die Leute an beiden Enden der Insel
namentlich m den beiden Städten, vor Allem in Ciudadela, wo die edle regelmässige Form der
Gesichter ganz auffallend ist. In zweiter Linie steht Alayor, wo sie sich, wie in S» Luis, namentlich
durch ihre gesunde Gesichtsfarbe auszeichnen. Bildschön sind die rosigen Kinderchen, der
Typus blühender Jugend. Ein charakteristisches Merkmal der Bewohner Alayor’s, das namentlich
bei Männern heryortritt, ist das etwas zu lange Kinn. Im Centrum der Insel sind die Leute
weniger schön, nämlich in den drei Ortschaften von Mercadal, S» Cristobal und Ferrerias, wo sie
einander ähneln. Im Allgemeinen sind übrigens die Leute auf Menorca grösser, als auf Mallorca.
hi Folge der wiederholten Fremdherrschaft und des regen Verkehrs mit der Aussenwelt
ist jede Spur einer Nationaltracht auf Menorca verschwunden. Dieselbe, welche sich mit gewissen
Abänderungen bis in den Anfang dieses Jahrhunderts erhielt, ist nur noch aus alten Aquarellen
der englischen Periode zu ersehen. Wiewohl nicht ganz, ähnelte'die Tracht etwas derjenigen
Mallorcas, namentlich die der Frauen, welche den auf die Schultern herabhängenden Zopf
und den Rebosillo ^wie die Mallorquinerinnen trugen. Heutzutage folgen sie gänzlich den Zeitmoden,
und ganz besonders entwickelt ist die Neigung zum Luxus im Anzuge. Die älteren Damen
tragen meistens noch die spanische Mantilla, während die jüngeren schon die bizarren Hüte der
Neuzeit verwenden. Unter den Männern ist die Capa madrileña sehr verbreitet, und ein Mann
ohne Capa gilt im Winter als nicht vollständig angezogen; selbst ganz junge Knaben pflegen sie
zu tragen, und sie nimmt sich auf Kinderschultern auch wirklich ganz kokett aus. Junge Leute
lieben sie mit buntem, meistens carmoisinrothem oder dunkelorangefarbigem Revers. Auf dem
Lande haben die Meisten den Bart abrasirt, viele von den jüngeren Leuten aber tragen einen Vollbart,
und in den Ortschaften ist vielfach der Schnurrbart üblich. Von jungen Männern und
Mädchen wird, namentlich in Mahon, eine Art Haarschlinge (Puput) auf der Stirn getragen die
ihnen ein fesches Aussehen verleiht.
Wie in der Stadt, so ist auch auf dem Lande jede Spur einer traditionellen Tracht ver-
schwunden. Häufig kommen rothe, schwarzverbrämte Mützen (Becas) vor, namentlich bei Fischern
manchmal auch bei Fuhrleuten und Lastträgern. Im Winter sind vielfach Pelzmützen bei jungen
Leuten, insbesondere bei Fuhrleuten üblich; viele Leute tragen auch im Winter bei der Feldarbeit
einen Palmito-Hut. Manchmal wird noch eine Mützé auf den Strohhut gesetzt. Eine e igentümliche
Sitte ist die, um den zumeist schwarzen, engkrämpigen Filzhut ein Sacktuch zu winden, in
welches man die hier zu Lande verfertigten hölzernen Pfeifen steckt; namentlich geschieht dies in der
Gegend von Mercadal allgemein. Manchmal werden statt des üm den Hut geschlagenen Sacktuches
kleine Lederstreifen in langen Stichen durch den Filzhut gezogen, in welche man gleichfalls
die Pfeife hineinsteckt. Bei den Landleuten ist eine kurze blaue Jacke sehr gebräuchlich. Woll-
hemden, vorn mit Knöpfen, Chamaretta genannt, werden in der Nähe von Ciudadela auch in
Ferrerias sehr viel getragen. Mäntel mit Kapuze aus braunem oder blauem Tuch werden auf dem
Lande noch von älteren Leuten gebraucht. Die Winterkleider sind meist aus grobem Tuch, die
Sommerkleider aus mallorquinischer Llista gearbeitet. Sehr beliebt bei älteren Leuten ist in der
Gegend von Ciudadela und Mahon zur Feldarbeit eine Lederschürze (Devantal), welche manchmal
Ein Parey.
rückwärts um die Füsse als Hose gebunden wird und den doppelten Zweck hat,, zu wärmen
und als Schutz für die Füsse zu . dienen. Als Fussbekleidung des Landvolkes dient die Aubarca
aus Rindsleder, das mit den Haaren nach aussen gewendet ist, oder auch aus Sohlen, die man
kauft und dann selbst bearbeitet. Eigenthümlicher Weise stammen trotz des vielen Rindviehes, das
man auf Menorca hat, die meisten Lederstücke, die man schon viereckig geschnitten in der nöthigen
Grösse verkauft, aus Montevideo. Die Aubarca’s sehen recht unschön aus und sind namentlich
zur Winterszeit bei feuchtem Wetter sehr unbequem; die Leute sind aber so an sie gewöhnt, dass
sie im Innern der Insel, namentlich in Mercadal und Ferrerias, fast die ausschliessliche Fuss-
Bekleidung bilden.
Wie sich bei den Männern nichts Typisches findet, so hat sich auch keine Eigenthümlich-
keit im Anzuge der Frauen erhalten. Sie tragen auf dem Lande ein Kopftuch, das sie in früherer
Zeit beim Reiten durch einen Cylinderhut ersetzten, über welchen sie ein Kopftuch banden, was
noch heutzutage einige wenige Frauen zu thun pflegen. Zur Sommerszeit und an schönen Tagen
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