III. Mallorca.
Azotea dieses Wasserdepots steht 9,98 m über dem Meere. Für jedes kalte oder warme Bad
zah man wenn man m der Anstalt wohnt, ein Peseta, im anderen Falle 1,25 Pesetas; Militärpersonen
haben ermäfsigte Preise. Es giebt in der Anstalt ein empfehlenswerthes Restaurant
welches dfs Essen m drei Klassen liefert. Unmittelbar nebenan befindet sich das sogenannte
ospital, d. h das Badehaus für die Armen, in dem 40 Personen beherbergt werden können.
Dasselbe enthalt getrennte Säle für Frauen und Männer und einen dritten Saal für Soldaten. Die
rmen erhalten die Bäder unentgeltlich, die Verköstigung müssen aber die betreffenden Ortschaften,
denen sie angehoren, vergüten. Ganz nahe bei der Badeanstalt und blos 30 m von der Thermalquelle
oder von der einstigen Balsa de las Estancas eptfernt, liegt das alte Kirchlein von S» Juan
de la Font Santa dessen Erhaltung und Cultus von den Almosen der Badegäste bestritten wird.
as an die Kirche anstossende Gebäude ist jenes der ehemaligen Hosperida, dem Ayuntamiento
von Palma gehörig, in welchem man die zwei Picas des Ronosos (Badewannen der Krätze) aufbewahrt,
da man in früherer Zeit dieses Wasser nur als wirksam gegen Hautkrankheiten, namentlich
gegen die Kratze und den Aussatz, betrachtete. In diesem Gebäude werden auch einige Badegäste,
le wenig zu zahlen haben, beherbergt. Bei der jetzigen Frequenz genügt jedoch die Anzahl der
V° i v n5 enen ™ r des Bades nicht> und viele Kranke sind genöthigt, sich in den benachbarten
Possessionshäusern und in der Ortschaft Campos selbst einzuquartieren. Wenn man
die Zahl der Badegaste in den zehn Jahren von 1873—1882 in Betracht zieht, so haben im Mittel
pro Jahr 241 Wohlhabende, 233 Arme und sieben Militärs, im Ganzen 475 Personen jährlich, das
bad benutzt. Der Ort ist leicht, sowohl von dem nahen Campos, wie auch von Palma zu erreichen,
wo in gute Fahrwege führen. Die nur 2 km betragende Entfernung vom Meeresstrande ist
sowohl für Spaziergänger, wie für die Fischer von Vortheil. Leider ist die Umgegend nicht gerade
reizend zu nennen; auch schadet die Nachbarschaft des Salobrar de Campos der Anstalt sehr sie
ist deshalb nur während der Monate April, Mai und Juni geöffnet. Es ist sehr zu wünschen, ’dass
man diesen Sumpf austrockne und cultivire; dann werden vielleicht auch von dem Festlande
Leute kommen, um die Cur an dieser kräftigen Heilquelle zu gebrauchen.
Die Wassermenge, welche aus der Thermalquelle, jedoch kaum sichtbar, in einer Stunde
hervorsprudelt, ist mit Genauigkeit nicht gut anzugeben, da sie wie ein Brunnen fast immer das
gleiche Niveau behält; sie soll aber immerhin sehr ergiebig sein. Das Wasser ist hell, ohne besondere
Farbe, und riecht stets, selbst bis zu einer gewissen Entfernung von der Quelle, wenn
dasselbe auch noch so wenig bewegt wird, stark nach Schwefel. Dies wird an ruhigen, warmen
lagen mehr beobachtet, als an kalten, windigen. Wird das Wasser der Luft ausgesetzt, so verwert
sich der Schwefelgeruch rascher, als die Wärme; erkaltet, ist es ganz geruchlos, und der
Geschmack stark salzig. Wenn man aber das Wasser an der Quelle, wie es entspringt, geniesst
so hat es einen salzigen, bitteren und unangenehmen Geschmack. Die Wärme dieser Quelle
sind nicht constant, gewöhnlich beträgt sie 30—38» R. Es scheint jedoch, dass in Folge der
unvollkommenen Isolirung, wodurch sich das warme Wasser der Thermalquelle mit den kalten
Infiltrationen der Balsa de las Estacas verbindet, ihre Temperatur seit einiger Zeit etwas niedriger
geworden ist. Die Densität der Quelle ist auch verschieden; bei einer Temperatur von 38° zeigt
das Aräometer 16», wenn das Wasser abgekühlt ist, blos 13 oder 14». Die während des Gebrauchs
des Wassers, wie es an der Quelle entspringt, sich zeigenden Empfindungen werden als stimulirend
geschildert, man hat das Gefühl, als bade man in Oel. Das Wasser von 27 oder 28« verursacht
eine sanftere Empfindung, ähnlich jener während eines lauen, leicht alcalischen Bades. Kühlt man
as Wasser bis zur Lufttemperatur ab, dann ist die Empfindung gleich der während eines Bades
m gewöhnlichem Wasser. Ein genaues Nivelliren hat gezeigt, dass die Vertiefung, wo die Thermal-
Quelle entspringt, sich im selben Niveau wie jene des Salobrar befindet, der nur 100 m
davon entfernt ist, d. h. einige Zoll höher, als die Meeresoberfläche. Dies führte zur Ansicht, dass
die Enstehung dieser Quelle auf directen Zufluss von Seewasser, durch eine unterseeische Oeffnung
zurückzufuhren sei, welche wenigstens 1500 m tief hinabsteigt, um ihre hohe Temperatur zu erreichen,
und dann durch irgend eine Spalte wieder zur Oberfläche gelangt. Es ist auch wahrscheinlich,
dass das Schwefelhydrögen dem Koth, welcher die kreisförmige Vertiefung, aus der die
Der südliche Theil der Insel. 191
Quelle entspringt, in einer unbekannten Tiefe anfüllt, entstamme. Die im Jahre 1878 von einer
Commission der Real Academia de Medecina von Palma vorgenommene Analyse hat folgendes
Resultat ergeben: (Thermales Brunnenwasser, Temperatur 40° Centigrad, Dichtigkeit 1,178).
In 1000 g sind enthalten:
G a s e .
Oxygen und Azot im Verhältniss von 10 zu 100, Oxygen 3 cbcm; auch ist keine freie
Kohlensäure, Schwefelwassersäure und Schwefelsäure vorzufinden.
Sodiumchlorür 25,23 g
Magnesiachlorür 2,14 „
Magnesiasulfat 3,67 „
Kalksulfat 2,10 „
Kalkcarbonät , 0,06 „
Kieselsäure 0,36 „
Organische Stoffe 0,11 „
Eisenoxyd 0,03 „
Verlust 0,40 „
Spuren von Brom 0,00 „
34,io g
Nach alledem gehören die Quellen von Campos zu den thermalchlorürat - sodischen
Quellen.
In kleinen Mengen wirkt das Wasser der Quelle tonisch und stimulirend, wird jedoch
abführend, wenn man die Quantität bedeutend vermehrt. Sie belebt den Magen, gleichzeitig eine
fibröse Contraction, eine Appetitzunahme und grössere Secretionen verursachend. Aeusserlich angewendet,
vermehrt sie die Vitalität der Haut und fördert die Heilung einer Anzahl von Hautkrankheiten.
Die längere Zeit gebrauchten Bäder können auf einige Tage eine fieberhafte Pulsbewegung
verursachen, gleichzeitig aber auch als Mittel zur Heilung verschiedener Krankheiten
dienen. Man kann das Wasser der Quelle als Getränk, zu Gesammtbädern, Dampf- und partiellen
oder Douchebädern verwenden. Der gewöhnlichste Gebrauch besteht im allgemeinen Baden,
manchmal mit dem Trinken combinirt.
Auf einer kleinen Anhöhe, die sich dicht bei der Thermalquelle, etwa 100 m im Osten, erhebt,
befindet sich eine 7—8 m tiefe Aushöhlung voll Süsswasser, die der Gorg oder Gorch genannt
wird, und am Fusse des Hügels ein Brunnen süssen Wassers, Gorguet (kleiner Gorch)
genannt, der eine bedeutende Tiefe hat.
Ein schlechter Weg führt von der Badeanstalt durch die Felder mit vielen Clapers zu dem
benachbarten, unweit vom Cap Salinas gelegenen grossen Estany de Salobrar. Auf der vollständig
glatten, nackten, röthlichen Erdfläche wächst kein Gras, we il der Boden zu salzig ist. Am Ufer
sieht man Strandkiefern, Mastixsträucher und Sivinengebüsche, die aber nie geschnitten werden,
weil sie den Wind von der Seite abhalten, sowie Binsen und eigenthümliches fettes Gras mit
gelben Blüthen. Es folgt eine kleine, mit einigen Kiefern bewachsene Anhöhe mit der Aussicht
auf Cabrera und das Meer. Der Salobrar de Campos ist nächst der Albufera der grösste der
Sümpfe Mallorca’s. Von dem Beginne der Regengüsse an bildet eine Salzwasser-Lagune den
eigentlichen Sumpf, welcher eine Oberfläche von etwa 400 ha und einen Umfang von etwa
1 1—12 km hat. Dieser Sumpf, der gegen das Meer zu von einer Sanddüne (Arenal), die mit Gebüsch,
sowie mit jungen Kiefern bewachsen ist und auf der anderen Seite von den bebauten Feldern
von Campos begrenzt wird, kann als die Mulde eines breiten Kanals zwischen zwei Kiefernwäldern,
dem von La Barrala und jenem von La Canova, angesehen werden. Seine Oberfläche lässt sich
in drei Theile oder Sectionen scheiden. Die erste, Trench genannt, zwischen dem Arenal und
den Höhen des Cap Salinas befindlich, enthält eine kleine Lagune von unregelmässiger Form und
könnte etwa 11 ha Oberfläche haben. Die zweite, von einer Chaussee in zwei Theile getrennt,
besteht aus einer viel bedeutenderen Lagune, dem Estafiy de baix (unteren Sumpf), dem Estany d’en